Kardinal Schönborn zugeschaltet aus Rom.
Kardinal Schönborn zugeschaltet aus Rom.
Vorsitzender der Bischofskonferenz ermutigt Regierung zu Diskussionen mit Sozialpartnern und Religionsgemeinschaften, um Karfreitag für Evangelische als Feiertag wirklich zu erhalten. Interview in ZIB 2.
Für Kardinal Christoph Schönborn ist der Vorschlag der Regierung, den Karfreitag künftig für alle ab 14 Uhr zum Feiertag zu machen, "noch nicht ausgereift". Das hat der Vorsitzende der Bischofskonferenz am Sonntagabend, 24. Februar 2019 im Interview mit der "ORF-ZiB2" gesagt.
Es sei "keine Schande für die Regierung", erneut in Diskussionen mit den Sozialpartnern und den Religionsgemeinschaften einzutreten, "dass wir vielleicht doch eine bessere Lösung finden", so der Vorsitzende der Österreichischen Bischofskonferenz in einer Schaltung aus dem "ORF"-Studio in Rom.
"Ein Freitagnachmittag, ist nicht wirklich ein halber Feiertag, denn Freitagnachmittag arbeiten die meisten Menschen nicht mehr", gab der Kardinal zu bedenken. Es sei gut, wenn die Diskussion um eine Feiertagsregelung für den Karfreitag weitergeht und man "ernsthaft überlegt, wie man den evangelischen Christen in unserem Land ihren Karfreitag, der für sie ein heiliger Feiertag ist, wirklich erhält."
Am Mittwoch soll im Nationalrat ein Gesetz beschlossen werden, das den Karfreitag, der bislang nur für Evangelische und Altkatholiken ein Feiertag war, neu regeln soll. Zuletzt hat dafür die Regierung vorgeschlagen, dass künftig der Karfreitag ab 14 Uhr für alle frei sein soll. Details der Regelung beispielsweise im Blick auf den Handel stehen noch aus. Der Vorschlag der Regierung wurde indes von den unmittelbar betroffenen Kirchen kritisiert, aber auch von weiten Teilen der Sozialpartner und der Opposition.
Auslöser der Diskussion ist eine Entscheidung des Europäischen Gerichtshofs (EuGH). Dieser hatte die österreichische Regelung, wonach nur für evangelische und altkatholische Arbeitnehmer der Karfreitag ein bezahlter Feiertag ist, als gleichheitswidrig aufgehoben. Wenn die entsprechende Regelung nicht korrigiert wird, hätten alle Arbeitnehmer - auch katholische - am kommenden Karfreitag (19. April) einen bezahlten Feiertag. Die Regierung wollte einen solchen weiteren Feiertag - es wäre dies der 14. - verhindern und präferiert das Modell eines halben Feiertags für alle; die Wirtschaft befürchtet enorme Mehrkosten.
Kardinal Christoph Schönborn setzt große Hoffnung in das gewachsene Bewusstsein, dass es nur Null-Toleranz für Missbrauch in der Kirche, aber auch in der Gesellschaft geben darf. Das erklärte der Vorsitzende der Österreichischen Bischofskonferenz am Sonntagabend im Interview mit der "ORF-ZiB2" in einer Schaltung aus Rom.
Ein wichtiges Ergebnis sei die vom Vatikan nach dem Kinderschutzgipfel angekündigte Handreichung, die verbindlich für alle Bischofskonferenzen der Welt die Standards im Umgang mit Missbrauchsfällen regelt. "Wie ist vorzugehen bei einer Missbrauchsmeldung? Wie können Betroffene zum Reden ermutigt werden? Alle diese Standards, die für uns in Österreich weitgehend selbstverständlich geworden sind, sind in vielen Ländern der Welt noch nicht angekommen", führte der Kardinal aus.
Papst Franziskus habe mit dem Gipfel vor allem eines erreichen wollen: "Dass kein Land der Welt, kein Teil der katholischen Kirche sagen kann: Das geht uns nichts an." Die Botschaft der Treffens in Rom laute aus Sicht des Kardinals daher: "Das Thema ist überall angekommen."
Gefragt nach den Zahlungen für Missbrauchsbetroffene in Österreich in der Höhe von rund 27 Mio. Euro erläuterte der Wiener Erzbischof, dass dafür "kein Cent aus dem Kirchenbeitrag" verwendet werde. In der Erzdiözese Wien habe man beispielsweise durch einen Liegenschaftsverkauf die Hilfszahlungen finanziert. Zum Vergleich verwies der Kardinal auf die Stadt Wien, die allein für die Fälle im Heim auf dem Wilheminenberg rund 40 Mio. Euro an Missbrauchsbetroffene gezahlt habe.
Was Missbrauchsopfern angetan wurde, sei durch keine Zahlung wiedergutzumachen, aber es könne wenigstens gezeigt werden, "dass man sie wahrgenommen hat, dass man es ernst nimmt, dass man weiß, wie schwer das Leben durch Missbrauch geschädigt wurde, wo immer er auch geschieht." Gleichzeitig habe der Papst in seiner heutigen Rede festgehalten, dass es besonders schlimm sei, wenn Missbrauch von Vertretern der Kirche verübt werde. "Da müssen wir in aller Entschiedenheit sagen: Das darf es nicht geben", so der Kardinal.