Gerlinde Wallner fand im Radio-Journalismus ihre große Leidenschaft. Für ihre bewegende Sendung „Die Krisenmama“ erhielt sie den Österreichischen Radiopreis in Gold.
Gerlinde Wallners Stimme ist voll und doch ruhig und unaufdringlich. Eine angenehme Stimme, der man gerne zuhört. Kein Wunder also, dass sie beim Radio arbeitet. Doch das war eigentlich nicht so geplant.
In Steyr (OÖ) geboren, im Mostviertel zwischen Apfelbäumen und Bienenhütten aufgewachsen, zog Gerlinde Wallner nach der Matura nach Wien, um dort Soziologie zu studieren.
Mittlerweile ist sie seit sechs Jahren Mitarbeiterin von radio klassik Stephansdom. Ihre Arbeit wurde seither dreimal ausgezeichnet. Ein Porträt über eine Frau, die für verantwortungsvollen Journalismus einsteht und mit Worten berührt.
Während ihres Soziologie-Studiums erlernte Gerlinde Wallner ein wichtiges „Instrument, das man im Journalismus gut brauchen kann: beobachten“. Sie begann sich für den Film zu interessieren und schrieb neben dem Studium Rezensionen für das Studenten-Magazin „der bagger“. Außerdem hörte sie gerne Radio Ö1: „Radio ist nahe am Film, da man Bilder kreieren kann. Man sieht sie zwar nicht, aber man kann sie im Kopf entstehen lassen.“
Im Internet stieß Wallner zufällig auf die Homepage der Katholischen Medien Akademie und absolvierte dort den Kurs „Beruf Journalist“.
Nach ersten journalistischen Schritten bei der APA und der Furche kam sie zu
radio klassik Stephansdom. Aktiv gestaltet sie seither das Programm des Senders mit. Ob Kurzbeiträge, die täglichen Nachrichten oder Reportagen – für Wallner gehört vor allem eines zum Geschäft: Ein guter Journalist muss neugierig sein, sagt sie, kritisch hinterfragen und Gespür besitzen – für Menschen, Geschichten und Sprache. „Journalismus bringt große Verantwortung mit sich“, so Wallner.
Ende Juni erhielt Gerlinde Wallner ihren dritten Preis für einen ihrer Radiobeträge. Ehrungen und Preise sind für sie schöne Anerkennungen, wie sie sagt. Wichtiger ist ihr aber, sich „voll in eine Sendung reinzuhängen, mit dem eigenen Herzen dabei zu sein“.
Ihren ersten Preis erhielt Wallner bereits 2013 für den Beitrag „Die verlassenen Kinder“. Dafür war sie nach Moldawien gereist, wo sie mehrere Familien besuchte, die in extremer Armut lebten. „Es war absurd. Mir wurde eine Suite im Hotel zur Verfügung gestellt, deren Badezimmer größer war, als der Wohnbereich vieler Familien. Da kommt man heim und kann wirklich nicht schlafen“, sagt sie.
Dieses Jahr erhielt sie für „Die Krisenmama – Eine Liebe auf Zeit“ den Österreichischen Radiopreis in Gold. Die Sendung handelt von Cornelia Estella-Haltrich, einer Krisenpflegemutter, die insgesamt 13 Kinder aufnahm. Kinder, deren eigenes Zuhause von Missbrauch, Gewalt oder Drogen geprägt war.
Wallner erfuhr aus einem Artikel vom Beruf der „Krisenmama“: „Ich wusste überhaupt nicht, dass es so etwas gibt“, erzählt sie rückblickend. „Ich glaube, dass diese Sendung sehr viel über unsere heutige Zeit aussagt.“ Menschen ziehen sich vermehrt in ihr eigenes Zuhause zurück, grenzen sich ab vom Fremden, sagt Wallner: „Und dann gibt es da Menschen wie Cornelia Estella-Haltrich, die das Fremde in ihre vier Wände holen, die für einen Weg der Mitmenschlichkeit stehen, auf ihre Umgebung achten und helfen.“
Die Jury beschrieb ihre Sendung als „intimes Radio, das Hörerinnen und Hörer stark emotional berührt und dennoch niemals voyeuristisch wirkt“. Mit viel Fingerspitzengefühl und Empathie mache sie großartiges Radio, heißt es weiter.
Zum Glück ist Gerlinde Wallner also doch beim Radio gelandet. Auch wenn sie ursprünglich andere Pläne hatte.
zum Artikel aus der Reihe "Passionswege": Die „Krisenmama“
Die preisgekrönte Sendung zum nachhören auf radio klassik stephansdom
Sie hören Redakteurin Gerlinde Wallner regelmäßig auf
„Radio klassik Stephansdom“
– in und um Wien auf 107,3 MHz;
Telekabel 87,7 MHz; Kabelsignal 105,0 MHz
und im Internet: www.radioklassik.at
oder auch auf www.gerlindewallner.at
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