Ich habe einfach unglaubliche Freude an meinem Beruf. Cornelia Dworak beim Stockkampf
Ich habe einfach unglaubliche Freude an meinem Beruf. Cornelia Dworak beim Stockkampf
Stuntfrau Cornelia Dworak doubelt Schauspielerinnen zu Land, im Wasser und in luftigen Höhen, sie choreografiert spektakuläre Faustkämpfe, elegante Fechtszenen und tanzt mit Leidenschaft. Im Sommergespräch mit Monika Fischer erzählt sie von blauen Flecken, vom Risiko und davon, was ihr Halt gibt.
Sie ist ein echtes Energiebündel, flink in ihren Bewegungen und Worten, dabei aber wohlüberlegt, und sie lacht viel und herzlich.
Dass Cornelia Dworak Stuntfrau wurde, hat sie nicht geplant, es ist einfach so gekommen. „Mein Lebensweg ist nie geradlinig“, sagt die junge Wienerin, „wo mich der Wind hinträgt, da nutze ich die Chancen, die sich bieten.“
Wie sind Sie auf die Idee gekommen, Stuntfrau zu werden?
Eigentlich habe ich Biologie studiert. Währenddessen habe ich verschiedenste Sportarten ausprobiert, weil mich einfach alles interessiert, was mit Bewegung zu tun hat.
Ich habe dann Menschen aus der Filmbranche getroffen, die mich gefragt haben, ob Stuntfrau etwas für mich wäre. Ich hab‘ mir das überhaupt nicht vorstellen können und mich gefragt, ob es diesen Beruf in Österreich überhaupt gibt.
Irgendwie bin ich aber doch dort gelandet, bekam erste Aufträge, fand Gefallen daran und bin dabei geblieben.
Wie haben Sie sich darauf vorbereitet?
In Österreich gibt es keine Stuntausbildung. Generell gibt es kaum eine Stuntausbildung, bei der man – wie etwa bei einer Schauspielausbildung – am Ende ein Zertifikat, einen Nachweis hat.
Ich habe mir alle meine Techniken und Fertigkeiten zusammengesucht und bin viel auf Trainings in Europa und den USA gefahren. So hab’ ich mir mein Know-how zusammengebaut.
Hat die Gefahr Sie jemals abgeschreckt?
Die Gefahr sollte etwas sein, das man abschätzen kann. Ich würde nie einen Stunt machen, bei dem ich das Gefühl habe, dass ich nicht sicher bin. Es geht also weniger um Gefahr als um Risiko.
Trotz der richtigen Technik bleibt immer ein Restrisiko, das ist Teil des Berufs. Man sollte wissen, worauf man sich einlässt, und wenn man das Gefühl hat, dass es nicht abschätzbar ist oder es zu viele Variablen bei einem Stunt gibt, dann würde ich ihn nicht machen, sondern eine andere Lösung finden, um das Risiko zu minimieren.
Können Sie uns von einigen Stunts erzählen, die Sie gemacht haben?
Bei den Bregenzer Festspielen 2009 und 2010 wurde ich zu Beginn der Oper „Aida“ als Leiche aus dem Wasser gezogen.
Ich musste vorher bei meist sehr trüber Sicht hintauchen, unter Wasser auf eine stationäre Pressluftflasche wechseln und zum richtigen Zeitpunkt die Luftversorgung, die Tauchermaske und alles ablegen. Das war nicht wahnsinnig spannend, aber eine Teamarbeit und eine Vertrauenssache, dass alle vom Timing her richtig arbeiten.
Bei „Der Vampir auf der Couch“ mit Tobias Moretti wurde ich zum Beispiel quer durch einen Raum und durch eine – natürlich präparierte – Tür geschleudert. Die Schauspielerin, die ich doubelte, betrat den Raum einen Moment später durch eine andere Tür. Auf diese Weise wurde dargestellt, dass die Vampire sich wahnsinnig schnell bewegen können.
Das sind Stunts, bei denen das Timing passen muss – meine Bewegung, die Bewegung der Schauspieler und die Kamerabewegung, alles muss zusammenpassen.
Gehören blaue Flecken zum Beruf?
Blaue Flecken hab’ ich immer (lacht). Ich hab’ mich Gott sei Dank in meinem Beruf noch nie grob verletzt, aber blaue Flecken und Blessuren sind Standardprogramm. Wenn man das nicht aushält, ist man im Stuntbusiness fehl am Platz.
Was gibt Ihnen Halt in Ihrem Leben?
Ich bin generell eine sehr energetische, positive und motivierte Persönlichkeit. Das heißt, neben meiner Familie und meinen Freunden gebe ich mir selber auch sehr viel Halt (lacht), weil ich einfach an das, was ich tue, glaube und sehr viel Spaß daran habe. Ein Freund hat mich neulich „Workoholic“ genannt. Ich glaube nicht, dass ich das bin.
Ich habe einfach unglaubliche Freude an meinem Beruf und identifiziere mich damit. Dadurch macht es mir gar nichts aus, viel zu arbeiten. Es ist ein sehr spannendes und flexibles Leben, das ich führe, und das gefällt mir sehr, weil es sehr viele interessante Erlebnisse mit sich bringt und man nie weiß, was als nächstes kommt. Ich mag Überraschungen – positive, vorzugsweise (lacht).
Wenn ich positives Feedback bekomme, gibt mir das sehr viel Auftrieb und dann weiß ich, dass es die richtige Richtung ist, in die ich gehe.
Wenn man einen risikoreichen Beruf hat, denkt man da öfter über den Tod nach?
Natürlich gehört der Tod zum Leben dazu und unter Freunden und in der Familie kommen natürlich Todesfälle vor, da muss man sich gezwungenermaßen damit auseinandersetzen.
Aber im Bezug auf mich befasse ich mich eigentlich nicht damit, weil ich nicht davon ausgehe, dass es sobald passieren wird. Wobei ich in meinem Leben schon in zwei, drei Situationen war, in denen ich das Gefühl hatte, dass, wenn ich eine falsche Entscheidung getroffen hätte, es knapp sein hätte können.
Es ging um einen Unfall, der für mich im Endeffekt noch sehr gut ausgegangen ist. Von da her weiß ich, dass ich sehr schnell denkend bin, wahrscheinlich im Bruchteil einer Sekunde Entscheidungen treffen kann, die dann mein Leben retten und einfach diese Lebensinstinkte aktivieren.
Glauben Sie, dass es nach dem Tod ein Leben gibt?
Ich glaube daran, dass Leben mehr als Materielles ist. Ich glaube, dass man als Mensch, als Lebewesen Energie ausstrahlt und diese Energie, wenn man stirbt, nicht verschwindet, sondern auf jeden Fall etwas bleibt.
zur Person:
Cornelia Dworak wurde in Wien geboren und studierte an der Universität Wien Biologie. Seit 2009 ist sie freie Stuntfrau und Kampf-Choreographin für Produktionen im In- und Ausland.
Sie ist Dozentin an der Schauspielschule Krauss und leitet Workshops für Körper, Bühnenkampf und Tanz.
Info: www.corneliadworak.at
Die Stuntfrau. Cornelia Dworak spricht mit Monika Fischer über Risiko, Freude und darüber, was ihr Halt gibt.
Am Montag, 14. August, um 17.30 Uhr auf radio klassik Stephansdom.
Wiederholung: So, 20.August 2017, 17:30
Nachzuhören ab 21. August 2017 auf radioklassik.at/programm/podcast
weitere Informationen zu
E-Mail-Adresse: redaktion@dersonntag.at