Caritas-Generalsekretär Schwertner und Jugendliche beim Pressegespräch.
Caritas-Generalsekretär Schwertner und Jugendliche beim Pressegespräch.
Als mitverantwortlich für den Anstieg seither nannte Schwertner die akute Wohnungsnot und die steigende Zahl junger Menschen, die auf der Straße stehen.
Die Caritas der Erzdiözese Wien bittet um Hilfe für obdachlose Jugendliche. Ein Jahr nach der Eröffnung von "a_way", Wiens erster und bisher einziger Jugendnotschlafstelle, machte Generalsekretär Klaus Schwertner angesichts von knapp 3.000 Nächtigungen auf Kinderarmut und Jugendliche, die ohne Dach über dem Kopf auf Österreichs Straßen leben müssen, aufmerksam. Dies sei "eines der großen Tabus unserer Zeit, aber doch Realität". Die Tatsache, dass Obdachlosigkeit immer "jünger" werde, sei zugleich ein Appell an die Regierung, ihr Engagement gegen Kinderarmut zu steigern und etwa bei der Mindestsicherung nicht zu kürzen, so Schwertner in einer Aussendung am Montag, 15. Oktober 2018.
Wer mit den im "a_way" untergebrachten Jugendlichen spreche, "bekommt eine Vorstellung davon, wie schwer ein Rucksack sein kann, den man schon in frühen Jahren durchs Leben tragen muss". Der Caritas-Generalsekretär sprach von frühen Gewalt- und Suchterfahrungen, Schuldgefühlen und der Sorge, allein dazustehen. Immer wieder stoße die Caritas auf beklemmende Schicksale: "Wenn Leonie zu laut spielte, haben ihr die Eltern den Mund zugeklebt. Felix hat als Bub so viele Schläge auf den Kopf bekommen, dass er heute beeinträchtigt ist. Und Manuel wurde zum Schlafen in den Keller geschickt." Schwertner unterstrich die gesellschaftliche Verantwortung, solche Kinder und Jugendliche "nicht allein zu lassen".
Im ersten Jahr nach der Übersiedlung vom Westbahnhof in die Neumayrgasse in Wien-Ottakring zählte die Caritas 2.970 Nächtigungen in der Notschlafstelle. Die Leiterin des Caritas-Bereichs Jugend und Familie, Claudia Amsz, berichtete vom erweiterten Angebot durch diesen Otrswechsel: "Wir haben die Öffnungszeiten ausgeweitet und mehr Betten aufgestellt. Neben einer intensiveren Betreuung der Jugendlichen, können sich nun acht Jugendliche bis zu drei Monate hier stabilisieren."
Im Jahr 2013 gab es noch 2.164 Nächtigungen im "a_way". Als mitverantwortlich für den Anstieg seither nannte Schwertner die akute Wohnungsnot und die steigende Zahl junger Menschen, die auf der Straße stehen: "Dass die Betroffenen in der Wohungslosenhilfe jünger geworden sind, sehen wir an mehreren Stellen in der Caritas", rund ein Drittel jener Menschen, die sich mit drängenden Problemen rund um das Thema Wohnen an die Caritas wenden, sei jünger als 30 Jahre. Auch im "JUCA", dem Caritas-Wohnhaus für junge Erwachsene, sei das Durchschnittsalter in den vergangenen zehn Jahren "dramatisch gesunken", wies Schwertner hin.
Die Förderungen der öffentlichen Hand reichen nach Caritas-Angaben bei weitem nicht aus - weder für den laufenden Betrieb, noch für die Möglichkeit, die Jugendlichen auch untertags hier sein zu lassen. Die Hilfsorganisation ist auf Spenden angewiesen, um die Jugendlichen mit Bett, Essen und Duschmöglichkeiten zu versorgen und um sie sozialarbeiterisch zu unterstützen. Mit dem Literaten und Kinder- und Jugendpsychiater Paulus Hochgatterer, Schriftsteller Daniel Glattauer sowie Schauspielerin Lili Epply hat die Caritas bereits drei prominente "a_way"-Unterstützer gewonnen.
Spenden:
IBAN: AT47 2011 1890 8900 0000
Kennwort "a_way"