Kardinal Schönborn: „Jeder Mensch konnte in Österreich bisher davon ausgehen, dass sein Leben als bedingungslos wertvoll erachtet werde, bis zu seinem natürlichen Tod.“
Kardinal Schönborn: „Jeder Mensch konnte in Österreich bisher davon ausgehen, dass sein Leben als bedingungslos wertvoll erachtet werde, bis zu seinem natürlichen Tod.“
Kardinal Christoph Schönborn äußert in der "Kronenzeitung" heute Sonntag die Hoffnung, dass das Parlament nach dem am Freitagabend vom Verfassungsgerichtshof aufgehobenen Verbot der Sterbehilfe „mit Weisheit nach guten Lösungen sucht."
Der Wiener Erzbischof zeigt sich in einer Stellungnahme in der heutigen Sonntagsausgabe der Kronenzeitung besorgt zum Erkenntnis des Verfassungsgerichtshofs (VfGH) vom 11.Dezember: „Wenn jemand von der Brücke springen will, wird man versuchen, ihn davon abzuhalten. Soll es jetzt erlaubt sein, ihm den letzten Schubs zu geben? Und dass alle das gut finden?“
Dem Konsens wurde Grundlage entzogen
Der „unbedingte Vorrang des Lebens“ sei bisher österreichischer Grundkonsens gewesen, für den wir derzeit auch „die Maßnahmen auf uns nehmen, die die Corona- Pandemie von uns fordert“ erinnert Kardinal Schönborn. „Jeder Mensch konnte in Österreich bisher davon ausgehen, dass sein Leben als bedingungslos wertvoll erachtet werde, bis zu seinem natürlichen Tod“, dem habe die Entscheidung des Höchstgerichtes nun eine wesentliche Grundlage entzogen.
Österreich, so der Kardinal, sei bisher für Europa ein Vorbild gewesen, zwischen allen Parlamentsparteien hätte ein Konsens darin bestanden, „dass Sterbebegleitung, Palliativmedizin, Hospiz der gute Weg“ sei. Die Erinnerung an die Massen-Euthanasie sogenannten „lebensunwerten Lebens“ in der Nazizeit habe eine Mahnfunktion gehabt. Den Spruch der Höchstrichter bezeichnet der Kardinal daher als „Dammbruch.“
Schmerzlinderung Nähe und Zuwendung statt Druck und Suizid
Der Kardinal räumt ein, dass er aus eigenem Erleben wisse, dass es „unerträgliche Situationen „gäbe, in denen sich „Schwerkranke den Tod wünschen.“ Selbstmord hinterlasse aber immer er eine tiefe Wunde bei den Hinterbliebenen. Die wirklich menschliche Antwort dagegen sei „Nähe, Schmerzlinderung, Zuwendung.“
Sorge bereitet dem Wiener Erzbischof, der mögliche Druck, der durch eine Legalisierung von Sterbehilfe, auf Schwerkranken lasten könne. Konkret „dass es zu einem immer größeren Druck auf kranke, müde, leidende Menschen kommen wird, sich als Hindernis für die anderen zu empfinden: Moralischer Druck, sich durch einen Suizid selber aus dem Weg zu räumen.“
Weisheit für gute Lösungen!
Vom Parlament erhofft Kardinal Schönborn, „dass es mit Weisheit gute Lösungen sucht und dass ein weiterer Ausbau von Hospiz- und Palliativeinrichtungen mithilft, dass das Töten nicht zur Gewohnheit wird.“ Das Wort Kardinal Königs, dass jeder Mensch „an der Hand eines anderen und nicht durch die Hand eines anderen sterben“ soll, möge in Österreich gültig bleiben, schließt der Wiener Erzbischof.