Kardinal Schönborn: Lade alle ein, sich dem Gebet, das an vielen Orten zu dieser Stunde gebetet wird, im "Herzen und im Geist" anschließen - Ukrainische und russische Diplomaten bei Gottesdienst im Wiener Stephansdom.
Die österreichischen Diözesen haben sich der Weihe Russlands und der Ukraine an Maria durch Papst Franziskus mit zeitgleichen Feiern am Freitag angeschlossen. "Der Heilige Vater hat die ganze Kirche eingeladen zu diesem Gebet, die Menschheit, Russland und die Ukraine in ganz besonderer Weise dem Schutz der Muttergottes anzuvertrauen", betonte Kardinal Christoph Schönborn, der die Marienweihe im Rahmen einer Kreuzwegandacht im Wiener Stephansdom zur selben Zeit wie der Papst mitvollzogen hat. Er lade alle ein, sich dem Gebet, das an vielen Orten zu dieser Stunde gebetet wird, im "Herzen und im Geist" anschließen.
Neben dem Apostolischen Nuntius Erzbischof Pedro Lopez Quintana nahmen auch ukrainische und russische Diplomaten an der Andacht im Dom teil. Auch der Wiener Bürgermeister Michael Ludwig war bei der Andacht im Dom unter den Teilnehmenden.
Auch andere Diözesen Österreichs dabei
Papst Franziskus hatte Bischöfe und Gläubige in aller Welt dazu aufgefordert, sich an dem Gebet zu beteiligen. Dazu hatte der Vatikan den Text des mit der Weihe verbundenen Friedensgebets in drei Dutzend Sprachen veröffentlicht. Auch die anderen österreichischen Diözesen schlossen sich mit Gottesdiensten und Gebeten der Weihe an. Erzbischof Franz Lackner beteiligte sich etwa bei einer Messe im Rahmen der vorsynodalen Versammlung der Erzdiözese Salzburg daran.
In Vorarlberg wurde für Freitag zum Gebet und dem Gedenken an die Länder im Krieg aufgerufen. Benno Elbs feierte um 17 Uhr eine Marienandacht in der Basilika Rankweil, während alle Glocken des Landes für den Frieden läuteten. Auch in Innsbruck fand eine Friedensvesper im Dom zu St. Jakob am Freitag um 17 Uhr statt, bei der das Weihegebet gebetet wurde.
Die Diözese Eisenstadt schloss sich dem Papstaufruf zum Gebet für den Frieden an. Diözesanbischof Ägidius Zsifkovics hatte dazu alle Pfarren der Diözese eingeladen, sich an dieser besonderen Friedensinitiative zu beteiligen. Neben dem Weiheakt im Martinsdom in Eisenstadt läutete um 17 Uhr, gemeinsam mit anderen Glocken aus der ganzen Diözese, die größte Glocke des Burgendlands für fünf Minuten.
In Kärnten hat Diözesanbischof Josef Marketz den Weiheakt zeitgleich mit Papst Franziskus im Rahmen der Vesper in der Kapelle des Bildungshauses Sodalitas Tainach/Tinje im Rahmen einer Vesper gemeinsam mit den anwesenden Priestern und Laien vollzogen. Bischof Alois Schwarz hat zeitgleich mit dem Heiligen Vater im Rahmen einer Messe im St. Pöltner Dom die Länder Russland und Ukraine der Gottesmutter anvertraut.
Im Linzer Mariendom wurde das Gebet von Dompfarrer Max Strasser, stellvertretend für Bischof Manfred Scheuer, der sich in Quarantäne befindet - im Rahmen der Abendmesse mit Beginn um 18.15 Uhr die Weihe mitvollzogen. Der Linzer Bischof hatte zudem insbesondere die Pfarren, Ordensgemeinschaften, Gebetskreise und Bewegungen sich diesem Gebet ermuntert, sich diesem Gebet anzuschließen.
Auch in der Steiermark wurde das Gebet bei einem Gottesdienst im Grazer Dom um 19 Uhr ohne den positiv auf das Coronavirus getesteten Diözesanbischof Wilhelm Krautwaschl vom Collegium Consultorum mitvollzogen. Weiters habe man alle Pfarrgemeinden gebeten, dass sie dieses Gebet in ihre Feiern aufnehmen, "damit eine Art Gebetskette durch unsere Diözese entsteht, die uns mit Papst Franziskus und mit den Menschen in der Ukraine und in Russland verbindet", hieß es seitens der Diözese gegenüber Kathpress.
Marienweihe bereits mehrfach vollzogen
Papst Franziskus hatte am Dienstag vor einer Woche angekündigt, im Rahmen einer Bußfeier am Festtag Mariä Verkündigung im Petersdom in Rom Russland und die Ukraine dem Unbefleckten Herzen Mariens zu weihen. Der Sozialbeauftragte des Papstes, Kurienkardinal Konrad Krajewski, soll demnach am selben Tag in Fatima ebenfalls diesen Ritus vollziehen. Bei einer solchen Weihe wird Maria gebeten, die Menschen oder ganze Länder unter ihren mütterlichen Schutz zu nehmen, sie vor Gefahren und Versuchungen zum Bösen zu bewahren. Als "Anlass großer Freude und Hoffnung" haben die katholischen Bischöfe der Ukraine wie auch Russlands die Ankündigung von Papst Franziskus, die beiden kriegsführenden Länder am 25. März der Jungfrau Maria zu weihen, bezeichnet.
Die Frömmigkeitsform der Marienweihe habe in der Ukraine und Russland eine lange Tradition, hieß es aus der ukrainischen katholischen Kirche. Schon Fürst Jaroslaw der Weise (979-1054) habe das Volk der Rus-Ukraine dem Schutz der Heiligen Jungfrau Maria empfohlen. Mehrmals sei diese Weihe erneuert worden: 1995, 2014 für die ukrainische griechisch-katholische Kirche sowie erneut am 23. Oktober 2016 in Fatima.
Die Weihe Russlands an das Unbefleckte Herz Mariens spielt auch eine zentrale Rolle bei den Marienerscheinungen in Fatima. Die Muttergottes hatte nach Aussage der Seherkinder am 13. Juli 1917 um die Weihe Russlands an ihr Unbeflecktes Herz gebeten und erklärt, dass andernfalls Russland "seine Irrtümer in der ganzen Welt verbreiten und Kriege und Verfolgungen der Kirche fördern" würde.
Am 31. Oktober 1942 weihte Papst Pius XII. die ganze Menschheit dem Unbefleckten Herzen Mariens und am 7. Juli 1952 gesondert die Völker Russlands. Am 21. November 1964 erneuerte Papst Paul VI. beim Zweiten Vatikanischen Konzil die Weihe Russlands an das Unbefleckte Herz. In den Jahrzehnten nach dem Zweiten Weltkrieg wurden zudem etliche Länder dem Unbefleckten Herzen Mariens geweiht.
Papst Johannes Paul II. verfasste ein Gebet für einen, wie er es nannte, "Akt des Anvertrauens ", der am 7. Juni 1981, dem Pfingstfest, in der Papstbasilika Santa Maria Maggiore gefeiert wurde. In Erinnerung an das "Mir geschehe nach deinem Wort", das Maria nach den Worten der Schrift bei der Verkündigung aussprach, vertraute Johannes Paul II. am 25. März 1984 auf dem Petersplatz in geistlicher Verbundenheit mit den Bischöfen abermals Russland und alle Völker der Welt dem Unbefleckten Herzen Mariens an.
Auch Papst Benedikt XVI. (2010) und Papst Franziskus (2013) wiederholten die Weihe der ganzen Menschheit an das Herz Mariens. Dieses gilt nach katholischer Tradition als unbefleckt, weil Maria schon seit der Zeit im Schoß ihrer Mutter von der Erbsünde unbelastet sei.