Das neue Werk beleuchtet theologische, ethische und historische Hintergründe des russischen Angriffskriegs und ist kostenlos als Open Access verfügbar.
Die Katholisch-Theologische Fakultät der Universität Wien setzt ein wichtiges Zeichen zur wissenschaftlichen Auseinandersetzung mit dem Krieg in der Ukraine. Im Rahmen der Reihe „Research in the Spotlight“ wurde der neue Sammelband „War in Ukraine. Theological, Ethical and Historical Reflections“ präsentiert.
Das Buch, das aus einem Symposium zur Unterstützung ukrainischer Nachwuchswissenschaftler hervorging, bietet eine umfassende interdisziplinäre Analyse der Hintergründe und Auswirkungen des russischen Angriffskrieges aus theologischer, ethischer und historischer Perspektive.
Das Werk deckt eine breite Palette an brisanten Themen ab. Im Fokus stehen unter anderem die Ideologien der „Russischen Welt“ und des Pan-Slawismus, Kriegsverbrechen gegen das ukrainische Kulturerbe sowie unterschiedliche Wahrnehmungen von Ukraine und Russland in der ukrainischen, russischen und westeuropäischen Öffentlichkeit. Auch die Haltung der Kirchen zum Konflikt und die Nutzung religiöser Motive in der ukrainischen Kunst werden beleuchtet.
Ein besonderer Beitrag ist die Zusammenfassung des Vortrags von Oleksandra Matviichuk, der Vorsitzenden des mit dem Friedensnobelpreis ausgezeichneten Center for Civil Liberties.
Die Buchpräsentation bot zudem Raum für aktuelle wissenschaftliche Einblicke. Die Kiewer Religionswissenschaftlerin Julia Korniichuk thematisierte die schwierige Position der EU: Obwohl der Angriffskrieg verurteilt wird, fällt es schwer, die Russisch-Orthodoxe Kirche direkt als Akteurin der Kreml-Propaganda zu benennen. Sie stellte die Frage nach den Grenzen der Religionsfreiheit angesichts der politischen Agitation religiöser Autoritäten und erwähnte das Schweigen der meisten anderen orthodoxen Nationalkirchen.
Prof. Kerstin Susanne Jobst vom Institut für Osteuropäische Geschichte wies auf einen Mangel an Wissen über die Ukraine in Mittel- und Westeuropa hin. Dieser Mangel sei ein Hauptgrund für das verbreitete Phänomen der „Russlandversteher“.
Der Sammelband, herausgegeben von Christina Dietl, Khrystyna Fostyak, Thomas Schulte-Umberg, Olha Uhryn und Noreen van Elk, ist im Aschendorff Verlag erschienen und kann neben der Printversion kostenlos im Open Access heruntergeladen werden.