Tigray bleibt von Hilfen weitgehend abgeschnitten – Ordensmann warnt vor dramatischer Lage
Drei Jahre nach dem Friedensabkommen in Äthiopien ist die Lage in der Konfliktregion Tigray weiterhin katastrophal. „Die Situation ist noch immer fragil. Das Abkommen hat kaum etwas verändert“, sagt Pater Luan Kinh, Salesianerpriester aus Vietnam, der seit 2008 in Äthiopien lebt. Bei einem Wien-Besuch auf Einladung des Hilfswerks Jugend Eine Welt schilderte er massive Notlagen, vor allem für Kinder und Binnenvertriebene.
Der Krieg zwischen 2020 und 2022 forderte laut Schätzungen rund 500.000 Todesopfer, zwei Millionen Menschen flohen. Schulen und Krankenhäuser wurden zerstört, Hunger und Krankheiten prägen den Alltag. „Es ist ein Geheimnis für mich, wie die Leute überleben“, so Luan. Rund 115.000 Menschen leben in Flüchtlingslagern, doch auch die Wohnbevölkerung hat kaum Zugang zu Nahrung und medizinischer Hilfe. Straßenblockaden und Kontrollen machen Hilfstransporte unmöglich – Tigray ist praktisch nur per Flugzeug erreichbar.
Besonders dramatisch ist die Lage der Kinder: Seit fünf Jahren gibt es kaum regulären Unterricht. Erst Corona, dann Krieg und nun die Nutzung von Schulgebäuden als Notunterkünfte verhindern Bildung. „Die Lehrer verdienen fast nichts, die Regierung investiert minimal“, kritisiert Luan. In Adwa betreiben die Salesianer Bildungszentren für 900 Kinder, bieten Schulunterricht und handwerkliche Ausbildung in Solartechnik, Textilien oder Bauwesen. Für viele ist die Mahlzeit dort die einzige am Tag.
Unterstützt werden die Projekte von Jugend Eine Welt, der Austria Development Agency und den Päpstlichen Missionswerken. Neben Bildung gibt es psychologische Betreuung und Freizeitangebote. „Das gibt Hoffnung und Würde“, sagt Luan. Sein Appell an die internationale Gemeinschaft: „Ohne Frieden, Dialog und Respekt für die Menschenwürde gibt es keine Entwicklung.“
Spendeninfos: Jugend Eine Welt, AT66 3600 0000 0002 4000 bzw. www.jugendeinewelt.at/spenden