„Grenzen schränken Kinder nicht ein. Grenzen bieten den Kindern vielmehr Orientierungshilfe, Struktur im Alltag“, sagt Familienberaterin und Erziehungscoach Alexandra Schwarz.
„Grenzen schränken Kinder nicht ein. Grenzen bieten den Kindern vielmehr Orientierungshilfe, Struktur im Alltag“, sagt Familienberaterin und Erziehungscoach Alexandra Schwarz.
Grenzen zu setzen, bedeutet Freiheiten abzusichern, sagt Familienberaterin, Erziehungscoach und siebenfache Mutter Alexandra Schwarz
Benjamin ist zwei. Und Benjamin ist wütend. Sehr wütend sogar. Und zwar auf seine Mama.
Denn die hat ihm gerade eben schon wieder die Schere aus der Hand genommen und dieses – für Benjamins Ohren furchtbare – Wort gesagt: Nein!
Immer sagt sie das in den spannendsten Momenten: Wenn er die Türe zum Kasten mit der Stereoanlage öffnen will, die so viele schöne Knöpfe hat. Oder wenn er im Garten etwas in den Mund stecken will. Oder eben, wenn er ausprobieren möchte, was die Schere alles kann.
„Wir Eltern sind in vielen Situationen leider die Spaßverderber“, sagt Familienberaterin, Erziehungscoach und siebenfache Mama Alexandra Schwarz dazu.
Die Kinder wollen etwas und die Eltern sagen nein. Die logische Reaktion der Kleinen darauf ist Enttäuschung, Wut und Trotz.
Aber auch für die Eltern ist es nicht immer einfach, die Disharmonie, die beim Grenzen-Setzen entsteht, auszuhalten. „Schließlich wollen wir doch, dass unsere Kinder mit uns zufrieden sind“, sagt Alexandra Schwarz.
Wichtig sei in diesen Situation, sich als Eltern immer vor Augen zu halten, dass Kinder Grenzen brauchen, dass Grenzen Kinder nicht einschränken.
Grenzen zu setzen, bedeute vielmehr Freiheit abzusichern, Orientierungshilfe zu bieten.
Gerade bei kleinen Kindern sei eine gleichbleibende Routine hilfreich: „Wenn Kinder ihren Tagesablauf kennen, wenn sie wissen, was als Nächstes auf dem Programm steht, dann kennen sie sich aus, dann fühlen sie sich sicher.“
Kinder seien kurzsichtig – sie sehen die momentane Situation, aber nicht, wohin sie führen kann. „Das müssen wir Eltern machen.
Wir müssen uns die Frage stellen: Was braucht mein Kind gerade jetzt wirklich? Was ist für mein Kind altersgemäß?“, betont Alexandra Schwarz.
Das beginnt bei den ganz Kleinen und der Frage, ob sie die Schere haben dürfen, ist aber bei den Größeren immer noch Thema. „Wenn ein 13-Jähriger spätnachts um die Häuser ziehen will, ist das einfach nicht passend“, sagt Alexandra Schwarz. „Und es ist an uns Eltern, das klar zu machen, indem wir Grenzen setzen.“
Und nicht zu vergessen: Kinder lernen beim Einhalten der ihnen gesetzten Grenzen auch Verhaltensregeln für ihr ganzes Leben. „Wer nicht immer sofort alles bekommen hat, lernt Geduld, lernt, auf etwas warten zu können.
Er hat sozusagen die ,Muskeln des Willens‘ trainiert“, sagt Alexandra Schwarz.
Bei allem Grenzen-Setzen, Halt-Geben und Loslassen ist es in jedem Fall wichtig, konsequent zu bleiben.
„Kinder brauchen es, gerade wenn sie klein sind, dass ein Nein ein Nein ist und bleibt. Nur dann können sie es richtig einordnen“, sagt Alexandra Schwarz: „Wenn die Eltern in einer Situation drei Mal Nein und einmal Ja sagen, ist das Kind verunsichert.“ Zielführender sei es, sich als Eltern zu überlegen, was wichtig ist, wann wirklich Nein gesagt wird und dann auch dabei zu bleiben.
Klar sei aber auch, dass in manchen Situationen ein Ausnahme sinnvoll ist. „Manchmal ist es gut, nicht stur zu sein,“ so Alexandra Schwarz.
Und was kann nun helfen, die Disharmonie auszuhalten, die beim Grenzen-Setzen unweigerlich entsteht?
„Eine positive Familienatmosphäre gibt Kindern und Erwachsenen Halt“, sagt Alexandra Schwarz.
Dazu gehöre etwa eine Harmonie zwischen Vater und Mutter. „Das Kind soll spüren, dass Papa für Mama und Mama für Papa der wichtigste Mensch ist, ist Alexandra Schwarz überzeugt.
Bei getrennten Paaren gehe es da vor allem um die gegenseitige Wertschätzung, um den Respekt voreinander. Auch die Frage, wie zuhause mit Herausforderungen umgegangen wird, sei wichtig.
Wie reagieren die Eltern, wenn es schwieriger wird?
Was die Familienatmosphäre außerdem positiv beeinflusst?
Dazu Alexandra Schwarz: „Wenn wir einander wirklich gut kennen, dann ist die Atmosphäre zu Hause auch gleich ganz eine andere. Wir Eltern brauchen deshalb Zeit mit unseren Kindern. Zeit, um zu hören, zu sehen und zu erleben, wie es unserem Kind geht, was es ausmacht, wie es ist.
Nur wenn ich mein Kind richtig gut kenne, kann ich die ,richtigen‘ Grenzen setzen. Kann ihm im richtigen Moment, mit der richtigen Maßnahme Halt geben.
Kann aber auch, wenn es richtig und wichtig ist, loslassen.“
„Halt geben, Grenzen setzen, loslassen“ war das Thema eines Vortrages beim ersten Elternbrunch des Online-Portals meinefamilie.at.
Der nächste meinefamilie.at Elternbrunch mit dem Vortrag zum Thema
„Verliebt, verlobt, verheiratet – wir machen was draus“
findet am 30. April 2016 statt.
Nähere Infos und Anmeldung unter www.meinefamilie.at.
Familienberaterin und
Erziehungscoach
Dr. Alexandra Schwarz
E-Mail-Adresse: redaktion@dersonntag.at
Weitere Informationen zu "Der SONNTAG" die Zeitung der Erzdiözese Wien