Kurt Schubert (1923-2007), war Begründer der akademischen Judaistik in Mitteleuropa und Wegbereiter für den jüdisch-christlichen Dialog in Österreich.
Kurt Schubert (1923-2007), war Begründer der akademischen Judaistik in Mitteleuropa und Wegbereiter für den jüdisch-christlichen Dialog in Österreich.
"Gedächtnispreis für interreligiöse Verständigung" wird am 3. März in Linz an die beiden Vorkämpferinnen des christlich-jüdischen Dialogs verliehen.
Zwei Vorkämpferinnen des christlich-jüdischen Dialogs werden für ihre jahrzehntelangen Bemühungen ausgezeichnet. Die Wiener Autorin Ruth Steiner und die oberösterreichische Historikerin Irmgard Aschauer erhalten den Kurt Schubert-Preis 2016. Die Preisverleihung findet am 3. März 2016 im Priesterseminar der Diözese Linz statt. Der "Gedächtnispreises für interreligiöse Verständigung" - so die volle Bezeichnung - wird zum vierten Mal vergeben.
Der Namensgeber des Preises, Kurt Schubert (1923-2007), war Begründer der akademischen Judaistik in Mitteleuropa und Wegbereiter für den jüdisch-christlichen Dialog in Österreich. Die Auszeichnung wird vom Forum für Weltreligionen gemeinsam mit dem Ökumenischen Rat der Kirchen in Österreich, dem Forum Zeit und Glaube des Katholischer Akademikerverbandes, dem Stift Klosterneuburg und der Koordinierungsausschuss für christlich-jüdische Zusammenarbeit alle zwei Jahre vergeben.
2016 solle Schuberts lebenslanger und unbeugsamer politischer Widerstand gegen das "gottlose System des Nationalsozialismus" - wie er es nannte - und seine tiefe Verehrung dessen unzähliger Opfer zur Geltung kommen, wie es von Seiten der Veranstalter heißt. Irmgard Aschbauer und Ruth Steiner hätten sich in diesem Bereich besondere Verdienste erworben. Das Stiftungskomitee und die Jury des "Gedächtnispreises für interreligiöse Verständigung" sowie Vertreter der wichtigsten staatlich anerkannten Religionsgemeinschaften in Österreich hätten sie einstimmig für die Preisverleihung 2016 auserkoren.
Die Historikerin Irmgard Aschbauer trat 1973 als Bildungsreferentin des Katholischen Akademikerverbandes (KAV) in den Dienst der Diözese Linz. In dieser Funktion war sie Mitinitiatorin der "Begegnung in der Synagoge", einer Gemeinschaftsveranstaltung mit der Israelitischen Kultusgemeinde Linz, die sie wie andere Initiativen des christlich-jüdischen Dialogs mitorganisierte und inhaltlich mitgestaltete. 1989 trat sie als Vertreterin der Katholischen Aktion OÖ in den Vorstand der Österreichischen Lagergemeinschaft Mauthausen. Nach dem Ausscheiden der letzten Zeitzeugen übernahm sie 2009 den Vorsitz. Sie wurde Mitbegründerin der Nachfolgeorganisation Mauthausen Komitee Österreich.
Aschauer bemühte sich um ein würdiges Gedenken der unzähligen Opfer des menschenverachtenden NS-Regimes, um die Aufarbeitung der historischen Fakten und deren Vermittlung in Erwachsenenbildungs- und Jugendprogrammen und um die Weckung von Widerstand gegen rassistische, nationalistische und andere demokratiegefährdende Tendenzen sowie gegen alle Verletzungen der Menschenrechte.
Ruth Steiner entstammt einer Wiener jüdischen Emigrantenfamilie. Sie wurde 1944 im damals japanisch besetzten Manila als Tochter des Kunsthistorikers Prof. Hans Steiner (1908-1980) und der Botanikerin Prof. Monica Lise Steiner (1915-2000) geboren. Steiner besuchte 1952-59 in Manila die American School. Dann kehrte sie nach Wien zurück, wo sie von 1959-63 die Neulandschule besuchte. Nach ihrer Rückkehr fand sie Aufnahme bei der Katholischen Hochschulgemeinde in Wien unter Karl Strobl und seiner Gruppe junger Intellektueller. 1969 schloss sie das Studium der Rechtswissenschaften an der Universität Wien ab. 1963 trat sie in Wien zum katholischen Glauben über.
Sie war von 1969 bis 1973 Leiterin des Internationalen Studentenclubs Wien, arbeitete von 1973 bis 1983 im Internationalen Institut für Angewandte Systemanalyse in Laxenburg (IIASA), und von 1983 bis 1986 in der "Citibank" in Wien. Von 1986 bis zu ihrem Übertritt in den Ruhestand im Jahr 2000 war sie Generalsekretärin der Katholischen Aktion Österreichs (KAÖ).
Ihr Lebenswerk galt schon früh vornehmlich dem Dialog zwischen Judentum und Christentum, den sie gleichsam leibhaftig verkörpern wollte. Mutig setzte sie sich etwa auch 1993 für das "Lichtermeer" am Heldenplatz ein, jenes denkwürdige Ereignis, das Gelegenheit bot, ein öffentliches Bekenntnis zur Würde aller in Österreich lebenden Menschen abzulegen.
Bei zahlreichen Bildungsveranstaltungen tritt Ruth Steiner bis heute auf, in vielen Schulen sucht sie Kinder und Jugendliche zu erreichen. Für sie kann es keine kollektive Schuld geben, wohl aber eine gemeinsame Verantwortung und vor allem ein persönliches Gedächtnis: Alle Nachgeborenen müssten sagen können: "Nie wieder!", so ihr Credo.
Forum für Weltreligionen:
www.weltreligionen.at
Ökumenischer Rat der Kirchen in Österreich:
Forum Zeit und Glaube des Katholischen Akademikerverbandes:
Stift Klosterneuburg:
www.stift-klosterneuburg.at
Koordinierungsausschuss für christlich-jüdische Zusammenarbeit: