Von Montag, 7. November bis Donnerstag, 10. November 2016 tagte in der burgenländischen Landeshauptstadt die Konferenz der österreichischen katholischen Bischöfe.
Von Montag, 7. November bis Donnerstag, 10. November 2016 tagte in der burgenländischen Landeshauptstadt die Konferenz der österreichischen katholischen Bischöfe.
Bischöfe beenden ihre Herbstvollversammlung in Eisenstadt.
Von Montag, 7. November bis Donnerstag, 10. November 2016 tagte in der burgenländischen Landeshauptstadt die Konferenz der österreichischen katholischen Bischöfe. Den Vorsitz hatte Kardinal Christoph Schönborn inne. Ein gemeinsamer Studientag mit den höchsten Repräsentanten der evangelischen Kirchen in Österreich, stand am Dienstag, 8. November auf dem Programm. Am Freitag, 11. November wurden die Erklärungen der katholischen Bischöfe zu Hauptthemen veröffentlicht. Die Österreichische Bischofskonferenz wendet sich dabei an die Politik beim Thema Klimaschutz, ebenso mit ihrem Anliegen nach Gedenkstätten für in der NS-Zeit ermordete Roma. An die Gläubigen wendet man sich mit der Bitte um Engagement und Einsatz für die Pfarrgemeinderatswahlen im Frühjahr 2017.
Die österreichischen Bischöfe rufen eindringlich dazu auf, das im vergangenen Dezember beschlossene Pariser Klimaschutzabkommen, das am 8. Juli 2016 im österreichischen Parlament ratifiziert wurde, rasch und konkret umzusetzen.
"Die globalen Bedrohungen, die durch die Erderwärmung und den damit verbundenen Klimawandel entstehen, werden immer offenkundiger", halten sie am Freitag in einer Erklärung zum Abschluss der Herbst-Vollversammlung in Eisenstadt fest. Der Klimawandel verschlimmere die Nahrungskrise, gefährde den Lebensraum und stürze Menschen oft unverschuldet in Armut und Lebensgefahr. Immer mehr seien gezwungen, die mittlerweile lebensfeindliche Umwelt, die ihnen früher Heimat war, zu verlassen, warnen die Bischöfe und nehmen zugleich die österreichische Politik in die Pflicht.
Die Bischöfe begrüßen, dass sich Österreich mit der Ratifizierung zum Ziel der internationalen Staatengemeinschaft bekannt hat, die globale Erwärmung deutlich unter 2 Grad Celsius zu halten und Anstrengungen zu unternehmen, sie auf 1,5 Grad einzudämmen. Vor diesem Hintergrund erwarten die Bischöfe, "dass sich Österreich engagiert und großzügig für die Umsetzung des weltweiten Klimaschutzabkommens einsetzt". Damit diese langfristigen Ziele erreicht werden können, müsse u.a. ein weiterer Anstieg der Treibhausgasemissionen sobald wie möglich gestoppt werden, fordern die Bischöfe. Dazu brauche es eine Halbierung des Energieverbrauchs und eine vollständige Umstellung von fossilen Energieträgern auf erneuerbare Energie bis 2050.
Österreich solle sich auch dafür einsetzen, dass die für Entwicklungsländer bereitgestellten finanziellen Mittel für Klimaschutz und Anpassung kontinuierlich ansteigen und bis 2020 die Summe von 100 Mrd. US-Dollar erreichen. Diese Mittel müssten zu einem wesentlichen Teil als Zuschüsse aus öffentlichen Quellen sowie zusätzlich zu bereits bestehenden und noch nicht erfüllten Verpflichtungen im Bereich der Entwicklungshilfe zur Verfügung gestellt werden.
Schließlich solle Österreich darauf achten, dass bei allen Programmen, die auf internationaler Ebene ausgearbeitet werden, eine höchstmögliche Kohärenz zwischen Entwicklungs- und Umweltzielen hergestellt wird, so die Bischöfe. Klimaschutzstrategien in Schwellen- und Entwicklungsländern seien so auszurichten, dass die nachhaltigen Entwicklungsziele der Vereinten Nationen unterstützt werden.
Die von Papst Franziskus verlangte "Sorge um das gemeinsame Haus" betreffe alle, halten die Bischöfe zuletzt fest. Diese sorge erfordere "eine Wende hin zu einem einfachen und verantwortungsvollen Lebensstil in Respekt vor Gottes guter Schöpfung".
Österreichs Bischöfe haben ein würdiges Gedenken an jene Roma und Sinti gefordert, die Opfer der Zeit des Nationalsozialismus (1938-1945) wurden. Zurecht würde die jetzige Generation der seit 1993 anerkannten Volksgruppe fragen, wo die verschollenen und ermordeten Eltern, Großeltern und Familienangehörigen sind, betonten die Bischöfe am Freitag zum Abschluss ihrer Herbstversammlung in Eisenstadt. Erst die Erinnerung an die Opfer erlaube jene "Reinigung des Gedächtnisses, die für ein respektvolles und friedliches Zusammenleben notwendig ist". Jeder Mensch habe Anspruch auf eine Grabstätte, "zumindest aber auf eine Gedenkstätte", hieß es in der Erklärung.
Vor genau 75 Jahren habe mit den ersten Transporten in die NS-Vernichtungslager das "dunkelste Kapitel in einer jahrhundertelangen Geschichte der Diskriminierung und Ausgrenzung von Roma und Sinti" begonnen, erinnerten die Bischöfe. Nur zehn Projekt der rund 11.000 Roma und Sinti, die 1938 in Österreich lebten - 8.000 von ihnen allein im Burgenland - hätten die "systematische Verfolgung und geplante Vernichtung" überlebt. Wie die Bischöfe betonten, sei selbst nach Kriegsende die Politik der Ausgrenzung lange fortgesetzt worden. Nur am Stadt- bzw. Ortsrand seien Siedlungen von Roma und Sinti erlaubt gewesen.
Eindringlich warnten die österreichischen Bischöfe vor einem Schweigen über diese Ereignisse, welches bloß ein "neues Unrecht" gegenüber den Roma und Sinti schaffen würde. Aus kirchlicher Sicht sei das von Papst Franziskus ausgerufene "Jahr der Barmherzigkeit" Anlass, hier aktiv zu werden: Das "Siebente Werk der leiblichen Barmherzigkeit" - nämlich die Bestattung von Toten - sei "so zu fassen, dass zumindest ein würdevolles Gedenken für jene möglich wird, die Opfer der NS-Vernichtungspolitik wurden und deren Leichname namenlos verschollen sind".
Auch in der katholischen Kirche in Österreich habe es hinsichtlich der Roma und Sinti "Jahrhunderte der Versäumnisse" gegeben, bekannten die Bischöfe. Erst in den letzten Jahrzehnten habe man mit einer spezifischen seelsorglichen Begleitung dieser Gruppe begonnen. Wichtige Schritte seien dabei 1992 die Einsetzung eines österreichweit verantwortlichen Seelsorgers durch die Bischofskonferenz gewesen, sowie 1995 die zusätzliche Betrauung eines Bischofs für diese Aufgabe. Worauf es dabei ankomme, sei genauso die konkrete Hilfe in den spezifischen Lebenssituationen von Roma und Sinti wie auch die "Weitergabe des Glaubens in Wertschätzung ihrer Geschichte und Kultur".
Bei den nächsten Pfarrgemeinderatswahlen werden am 19. März 2017 rund 30.000 Frauen und Männer gewählt, die in den nächsten fünf Jahren vor Ort konkrete Mitverantwortung für das kirchliche Leben in den 3.000 katholischen Pfarren Österreichs übernehmen. Zum Start der Intensivphase in der Vorbereitung auf die Wahlen haben die österreichischen Bischöfe am Freitag allen bisherigen Pfarrgemeinderäten und all jenen Frauen und Männern, die sich 2017 der Wahl stellen wollen, ausdrücklich für ihren persönlichen Einsatz und ihr öffentliches Glaubenszeugnis gedankt. Die Pfarrgemeinderäte seien "Säulen für eine lebendige Kirche, die nahe bei den Menschen ist", heißt es in einer Erklärung der Mitglieder der Bischofskonferenz zum Abschluss ihrer Herbstvollversammlung in Eisenstadt.
Sich für etwas einzusetzen und für etwas zu stehen stelle für die Pfarrgemeinderäte einen wichtigen Antrieb dar, halten die Bischöfe fest. "Sie leisten damit einen wichtigen Dienst in Kirche und Gesellschaft." Der gesamte Wahlvorgang sei eine regelmäßige Erneuerung und Weiterentwicklung für die Pfarrgemeinden. Eine hohe Beteiligung bei der Suche nach Kandidaten, die Bereitschaft vieler sich dafür zur Verfügung zu stellen und eine rege Wahlbeteiligung werten die Bischöfe als "starke Zeichen einer lebendigen Kirche".
Die PGR-Wahl 2017 steht unter dem Motto "ich bin da.für". Es soll drei wesentliche Aspekte eines kirchlichen Dienstes ansprechen, wie die Bischofskonferenz in ihrer Erklärung erläutert. Zum einen erinnere das Motto an die biblische Selbstoffenbarung Gottes im brennenden Dornbusch mit den Worten "Ich bin der 'Ich-bin-da'". Wie Gott auf den Menschen sollten auch Gläubige auf andere zugehen. In der Aussage "ich bin da für" werde zudem konkret, dass sich ein christliches Leben immer in der persönlichen Hinwendung und Sorge für andere bewähre und erfülle. Schließlich, so die Bischöfe, zeige sich in den Worten "ich bin dafür" ein positives Ja zur Mitgestaltung der gemeinsamen Lebenswelt in Form eines konkreten Dienstes.
Die Neuwahl der Pfarrgemeinderäte findet alle fünf Jahre statt. An dem größten kirchlichen Wahlvorgang haben sich zuletzt 2012 knapp 900.000 Katholiken beteiligt. Wahlberechtigt sind alle Katholiken die (je nach Diözese) das 14. bzw. 16. Lebensjahr vollendet haben. Im Vorfeld können zudem Kandidaten für die Pfarrgemeinderäte nominiert werden. Erfahrungsgemäß zieht rund die Hälfte der gewählten Pfarrgemeinderats-Mitglieder neu in das Gremium ein, die anderen übernehmen die Aufgabe für eine weitere fünfjährige Periode.
In der katholischen Kirche wird 2017 ein Jubiläum gefeiert, das für viele Katholiken weltweit einen sehr hohen Stellenwert hat: Der 100. Jahrestag der prophetischen Botschaft der Gottesmutter an die Hirtenkinder von Fatima. Die Österreichische Bischofskonferenz veröffentlichte aus Anlass des Fatima-Jubiläums bei ihrer dieswöchigen Vollversammlung in Eisenstadt eine Erklärung mit dem Titel "Beten für den Frieden". Im Jahre 1917, mitten im Unheil des Ersten Weltkriegs, habe im portugiesischen Fatima "der Himmel die Erde" berührt, heißt es.
"Mit einer prophetischen Botschaft und dem Auftrag, durch Gebet, Umkehr und Sühne den Frieden zu bereiten, wandte sich die Gottesmutter am Vorabend der kommunistischen Revolution und ihren weltweiten Folgen an die Menschheit", schreiben die Bischöfe. Unter dem Motto "Beten für den Frieden" würden deshalb im kommenden Jahr zahlreiche Feiern, Gottesdienste und Veranstaltungen in allen österreichischen Diözesen stattfinden, zu denen die Bischöfe einladen. Ihr Kontext seien die Jubiläen "100 Jahre Fatima" und "70 Jahre Rosenkranz-Sühnekreuzzug/RSK", und sie wollten "den tieferen Sinn der Fatima-Botschaft und den Stellenwert des gemeinsamen Rosenkranzgebetes für die Anliegen in Kirche und Welt für heute erschließen". Die Bischöfe erinnern, dass "im Licht späterer Ereignisse" die Verheißungen von Fatima "immer klarer erkennbar" geworden und für unsere Zeit weiterhin "eine inspirierende Botschaft" seien.
Der von Fatima inspirierte RSK sei vor 70 Jahren vom Franziskaner P. Petrus Pavlicek gegründet worden. "Diese Gebetsgemeinschaft für Kirche und Welt hält die Botschaft von Fatima in Österreich lebendig. Mit ihren hunderttausenden Mitgliedern vermochte sie viel Segen zu erbitten: zuerst nach dem Zweiten Weltkrieg für den ersehnten Frieden in Österreich und seine Freiheit, später über Ländergrenzen hinweg. (...) 'Geeintes Gebet ist eine Macht, die Gottes Barmherzigkeit auf diese Welt herabzieht': Dieses viel zitierte Wort von P. Petrus Pavlicek ist bleibend gültig", heißt es in der Erklärung.
Die österreichischen Bischöfe haben die Bundesregierung und die europäischen Institutionen aufgerufen, alle zur Verfügung stehenden diplomatischen und politischen Mittel zu nutzen, um indigene Völker und deren Rechte zu schützen. Besonders die von Landraub durch Konzerne bedrohten Ureinwohner Brasiliens bräuchten internationalen Beistand gegen rücksichtslose Gewalt, erklärten die Kirchenvertreter am Ende ihrer Herbstversammlung in Eisenstadt. Die Bischofskonferenz solidarisiere sich mit dem Anliegen der Amazonas-Völker und unterstütze ihr Eintreten für Gerechtigkeit.
Als Beispiel verwiesen die Bischöfe auf die Guarani-Kaiowa im brasilianischen Bundesstaat Mato Grosso do Sul. Das Volk, das schon seit dem 19. Jahrhundert Gewalt und Vertreibung ausgesetzt sei, kämpfe seit über 40 Jahren um eine Wiedergewinnung seines Landes. Heute nehme die Bedrohung durch das "Landgrabbing" immer mehr zu, sodass die Kaiowa ihr seit 2011 bestehendes Recht zur Abgrenzung (Demarkation) ihrer Gebiete de facto nicht mehr umsetzen könnten. Die Situation sei kein Einzelfall, betonte unlängst der lange Jahre vom Amazonas-Bischof Erwin Kräutler geleitete Indianermissionsrat (CIMI) der brasilianischen Bischofskonferenz.
Um Gewalt und Vertreibung der indigenen Völker zu verhindern, möge Brasiliens Regierung die Demarkation wieder aufnehmen, so der Wunsch der Bischöfe. Österreichs Politik sowie auch das Europäische Parlament sollten sich dafür aktiv einsetzen, auch unter Zuhilfenahme der internationalen Menschenrechtsinstrumente der UNO. Stärkeres Augenmerk forderten die Bischöfe auch auf Menschenrechtsschutz in Handels- und Investitionsschutzabkommen. "Es braucht nationale und internationale Regelwerke, die Menschenrechtsverletzungen durch transnationale Unternehmen unterbinden und ahnden sowie im Schadensfall Opfern Zugang zu Entschädigung ermöglichen", so die Erklärung.
Österreichische Bischofskonferenz:
www.bischofskonferenz.at