Der orthodoxe Metropolit von Österreich, Arsenios (Kardamakis) ruft in der innerorthodoxen Auseinandersetzung um das Panorthodoxe Konzil auf Kreta zur Besonnenheit auf.
Der orthodoxe Metropolit von Österreich, Arsenios (Kardamakis) ruft in der innerorthodoxen Auseinandersetzung um das Panorthodoxe Konzil auf Kreta zur Besonnenheit auf.
Metropolit von Österreich zeigt sich besorgt über innerorthodoxe Querelen rund um das Panorthodoxe Konzil und seine Aufarbeitung in den Landeskirchen.
Der orthodoxe Metropolit von Österreich, Arsenios (Kardamakis), hat in der innerorthodoxen Auseinandersetzung um das Panorthodoxe Konzil auf Kreta zur Besonnenheit aufgerufen. Die orthodoxen Kirchen müssten ihre Eigeninteressen zugunsten der einen Orthodoxen Kirche hintanstellen. An der Versammlung auf der griechischen Insel Kreta hatten im vergangenen Juni nur zehn der 14 autokephalen orthodoxen Kirchen teilgenommen, nicht jedoch die Kirchen von Russland, Antiochien, Georgien und Bulgarien. Aber nicht nur in diesen vier Kirchen, sondern auch in einigen anderen, die am Konzil teilnahmen, werden die dort gefassten Beschlüsse nun in Frage gestellt.
Man habe durch die Querelen rund um das Konzil eine große Chance vertan, so Kardamakis am Dienstag, 29. November 2016 im "Kathpress"-Interview. Zugleich müsse man positiv in die Zukunft blicken und weitere Schritte hin zu mehr Einheit innerhalb der Orthodoxie setzen, übte sich der Metropolit in Zweckoptimismus.
Für ihn persönlich sei es nicht nachvollziehbar, dass noch im Jänner 2016 in Chambesy alle orthodoxen Kirchenoberhäupter im Rahmen einer vorbereitenden Konferenz ihre Unterschrift unter den Beschluss zum Konzil und die dort auf der Agenda stehenden Themen setzten und sich dann gleich vier Kirchen nicht an diese Vereinbarung hielten. Das habe auch zu einer Vertrauenskrise innerhalb der Orthodoxie geführt, räumte der Metropolit ein: "Sprechen wir es ganz offen und ehrlich aus: Entweder wollen wir Orthodoxe den Weg gemeinsam gehen, oder jeder macht, was er will. Und dann haben wir schlicht ein Chaos." Das schade letztlich allen Kirchen, mahnte der Metropolit zur Vernunft.
Das beste Beispiel für so ein Chaos sei die Ukraine, so Kardamakis. Die Orthodoxie in der Ukraine ist tief gespalten. Die Ukrainische Orthodoxe Kirche des Kiewer Patriarchats (UOK-KP) trennte sich 1992 von der Ukrainischen Orthodoxen Kirche des Moskauer Patriarchats (UOK-MP) ab. Die UOK-MP besitzt zwar den kirchenrechtlichen Status einer erweiterten Autonomie, bleibt letztlich aber der Russischen Orthodoxen Kirche (Moskauer Patriarchat) untergeordnet. In der Ukraine gibt es zudem mit der Ukrainischen Autokephalen Orthodoxen Kirche (UAOK) aber auch noch eine dritte orthodoxe Kirche. Die UOK-MP ist allerdings die einzige von der Weltorthodoxie offiziell anerkannte orthodoxe Kirche in der Ukraine.
Von Seiten der ukrainischen Regierung und der Mehrheit im Parlament wird die Gründung einer eigenständigen - "autokephalen" - Kirche gefordert. Diesbezüglich wurden in der Vergangenheit immer wieder entsprechende Wünsche an Patriarch Bartholomaios herangetragen. Das Moskauer Patriarchat ist naturgemäß strikt gegen jede Autokephalie für die orthodoxe Kirche in der Ukraine.
Patriarch Bartholomaios wolle in der Ukraine jedenfalls keine Alleingänge setzen, sondern er strebe eine gesamtorthodoxe Lösung an, erläuterte dazu Metropolit Arsenios. Dazu bräuchte es freilich viel mehr guten Willen von allen Seiten.
Mehr guten Willen mahnte der Metropolit auch einmal mehr von der europäischen Staatengemeinschaft in der Flüchtlingskrise ein. Europa könne Länder wie Griechenland oder Italien nicht einfach im Stich lassen. Hier fehle es ganz wesentlich an einer christlichen bzw. einfach menschlichen Grundhaltung, kritisierte der Metropolit.
Zur politischen Situation in der Türkei wollte sich Kardamakis nicht direkt äußern. Er verwies lediglich auf entsprechende Stellungnahmen des Ökumenischen Patriarchats, wonach dieses grundsätzlich jede demokratisch gewählte und legitimierte Regierung unterstütze und sich für Freiheit, Rechtsstaatlichkeit und die Einhaltung der Menschenrechte in der Türkei ausspreche.
Arsenios (Kardamakis) steht der griechisch-orthodoxen Kirche des Ökumenischen Patriarchats in Österreich und Ungarn vor. Er ist zudem Vorsitzender der Orthodoxen Bischofskonferenz in Österreich.
Der Metropolit feiert am kommenden Sonntag, 4. Dezember, sein fünfjähriges Amtsjubiläum. Er gilt als engagierter Förderer des orthodoxen Lebens in Österreich wie auch der vertieften Zusammenarbeit mit den anderen christlichen Kirchen im Land. Kardamakis ist auch Vorsitzender der Orthodoxen Bischofskonferenz in Österreich.
Die Zahl der griechisch-orthodoxen Gläubigen in Österreich wird auf gut 10.000 geschätzt. Genaue Angaben gibt es nicht. Der Metropolit hat seinen Amtssitz in Wien. Griechisch-orthodoxe Pfarrgemeinden gibt es in Wien, Graz, Klagenfurt, Leoben, Linz, Salzburg, Innsbruck, Bregenz und Kufstein. Im burgenländischen St. Andrä am Zicksee lebt zudem eine fünfköpfige orthodoxe Mönchsgemeinschaft. Mit dem Bau eines Klosters vor Ort soll 2017 begonnen werden.
Ökumenische Stiftung Pro Oriente: