Voraussetzungen für Sinn und Ziele eines Klosters in St. Andrä sind nicht mehr gegeben.
Voraussetzungen für Sinn und Ziele eines Klosters in St. Andrä sind nicht mehr gegeben.
Voraussetzungen für Sinn und Ziele eines Klosters im Ort nicht mehr gegeben.
Die Orthodoxe Kirche stoppt das Kloster-Projekt in St. Andrä/Zicksee. Wie Metropolit Arsenios (Kardamakis) dem St. Andräer Bürgermeister Erich Goldenitsch und dem Gemeinderat in einem Schreiben mitteilte, nehme er den Antrag auf Umwidmung des betreffenden Grundstücks zurück, wie am Donnerstag, 27. April 2017 bekannt wurde.
Damit wird das Kloster definitiv nicht in St. Andrä errichtet und auch die für Juni geplante Volksabstimmung ist hinfällig. Die Orthodoxe Kirche werde nun in aller Ruhe Alternativen prüfen, so der Metropolit, und zwar "in aller innerer Freiheit" und "ohne dass eine neue Standortentscheidung bereits vorläge". Er sei "betrübt, aber überzeugt von der moralischen Richtigkeit dieser Entscheidung", so Kardamakis.
"Emotionen und Angst wurden geschürt, Gerüchte wurden gestreut, viele davon verletzend für die Orthodoxe und die Katholische Kirche gleichermaßen", heißt es in dem Brief. Dennoch seien alle zuversichtlich gewesen, dass ein "christliches Kloster letztlich für sich selbst sprechen würde".
Das Kloster sollte ein Symbol des Friedens, der Versöhnung und der Ökumene sein, betont der Metropolit in seinem Schreiben weiter. Schließlich gehe es darum, "den orthodoxen Christen" und allen Menschen guten Willens im pannonischen Raum ein "spirituelles Zentrum", einen "christlichen Wallfahrtsort" zu schenken, der gerade "ein Vierteljahrhundert nach dem Fall des Eisernen Vorhangs der ganzen Gesellschaft ein starkes Symbol für ein Europa des Geistes, des Friedens und der Versöhnung" sei. Ein solches Kloster sei ein "Zeichen in der Welt", eine "Erinnerung der Möglichkeit für jeden Menschen, umzukehren und zu Gott zurückzukehren". Es sei zudem eine "Fortschreibung der reichen Geschichte der Griechen in Österreich", die "bis in die Zeit der Babenberger, ja bis in die Römerzeit zurückreicht", wie Metropolit Arsenios in dem Brief betont.
Ein orthodoxes Kloster sei ein Ort der Gemeinschaft, die die Grundbotschaft des Christentum "existentiell zu leben" versucht - "in Gebet und Meditation, im Feiern der Göttlichen Liturgie, durch Werke der Barmherzigkeit und der Gastfreundschaft sowie durch einen einfachen und respektvollen Lebensstil, der im Einklang mit Gottes Schöpfung steht".
Nach zweieinhalb Jahren des geduldigen Wartens und Hoffens, wertvoller Begegnungen und gewissenhafter Aufklärungsarbeit, müsse man nun aber erkennen, dass diese Botschaft nicht von allen Bewohnern von Zicksee so angenommen werde. Das gelte es in aller Freiheit freilich auch zu respektieren, so der Metropolit: "Man muss die Haltung des Anderen respektieren und ihn freilassen, auch wenn man selbst etwas anderes erhofft hätte."
Zugleich betont der Metropolit, dass in St. Andrä in den vergangenen zweieinhalb Jahren trotz aller Irritationen viel Gutes entstanden sei, das auch in Zukunft reiche Frucht bringen werde. Kardamkis wies dabei auf die vielen Unterstützer und Freunde des Kloster-Projekts hin. Er werde gemeinsam mit Bischof Ägidius Zsifkovics nun Wege erarbeiten, um den mit dem Klosterprojekt und dem konkreten kirchlichen Grundstück verbundenen "Segen und die ökumenische Botschaft von Papst Franziskus und Patriarch Bartholomaios I. für alle Menschen wahrnehmbar und wirksam" machen zu können.
Der Metropolit erinnert auch daran, dass Papst Franziskus den Menschen von St. Andrä in einem persönlich an sie gerichteten Schreiben "für ihre Offenheit gedankt und dem Klosterprojekt seinen Segen erteilt" habe. Auch Patriarch Bartholomaios I. habe St. Andrä besucht und das von der Diözese Eisenstadt gestiftete Grundstück gesegnet "und mit den Menschen in St. Andrä ein bewegendes Fest der Begegnung gefeiert".
In einer ersten Stellungnahme drückte der Eisenstädter Diözesanbischof Ägidius Zsifkovics sein tiefes Bedauern für eine von der Gemeinde St. Andrä verspielte "Jahrhundertchance" aus: "Ich bedaure dies sehr und schäme mich, dass im Burgenland so etwas möglich ist. Die Entscheidung des Metropoliten nach all der langen Zeit des - wie er selbst schreibt - geduldigen Wartens, Hoffens und Offenseins ist absolut verständlich. Metropolit Arsenios hat mich über den Entschluss, die Standortfrage neu aufzurollen, in einem persönlichen und wie immer freundschaftlichen Gespräch informiert."
Zugleich versicherte Zsifkovics, er stehe selbstredend weiterhin uneingeschränkt an der Seite des Metropoliten: "Es ist großartig, mit welcher Noblesse und wahrhaft christlicher Haltung Metropolit Arsenios mit den beschämenden Aktionen auf Gemeindeebene umgeht."
Das Kloster-Projekt wurde 2014 gestartet, als die Diözese Eisenstadt ein Grundstück in St. Andrä dafür zur Verfügung stellte. Nach einigen Querschüssen von Gegnern des Projekts kam es im Februar 2016 zu einer Bürgerbefragung, von der Bürgermeister Erich Goldenitsch die Entscheidung der Gemeinde abhängig machen wollte. Die ging zugunsten des Klosterbaus aus. Infolge kam es zu einem einstimmigen positiven Beschluss des Gemeinderats. Im Oktober wurde das betreffende Grundstück in Bauland umgewidmet.
Gegen diesen Beschluss gingen nun aber nochmals die Gegner vor und starteten eine Unterschriftenaktion, um eine Volksabstimmung zu erzwingen. Im zweiten Versuch legten sie Mitte März 366 Unterschriften vor und damit mehr als die vom burgenländischen Gemeindevolksrechtegesetz vorgeschriebenen 25 Prozent der Stimmen der Wahlberechtigten. Der Gemeinderat beschloss daraufhin die Durchführung der Volksabstimmung über jenen Beschluss, den er im vergangenen Herbst einstimmig verabschiedet hatte. Die Volksabstimmung hätte am 11. Juni stattfinden sollen.
Die Klostergemeinschaft gibt es freilich bereits: Fünf Mönche und ein Novize leben und wirken seit einiger Zeit in einem angekauften Gebäude vor Ort in St. Andrä. Mit dieser provisorischen Niederlassung sei eine Möglichkeit geschaffen worden, "eine bleibende Verbindung und Verbundenheit der Orthodoxen Kirche mit den Menschen in St. Andrä aufrecht zu erhalten", schreibt Metropolit Arsenios in seinem Brief an den Bürgermeister. Diese Verbindung und Verbundenheit biete er nicht nur den "Freunden, Unterstützern und Gönnern der Mönchsgemeinschaft" an, denen der Metropolit in seinem Schreiben seinen aufrichtigsten Dank ausspricht. Sie sei auch eine Einladung an jene, die dem Projekt "bis zuletzt skeptisch oder gar feindselig gegenüberstehen. Unterschiedslos ihnen allen gilt die christliche Botschaft und Gastfreundschaft der orthodoxen Mönche von St. Andrä", so Kardamakis wörtlich.
Dominik Orieschnig, Pressesprecher der Diözese Eisenstadt, hatte sich in den vergangenen Wochen und Monaten mehrmals sichtlich verärgert gezeigt, und von "äußerst befremdlichen Vorgängen" in St. Andrä gesprochen. Es sei mehr als kritikwürdig, wie hier mit der orthodoxen Kirche umgegangen werde, wobei Orieschnig auch in der Causa mitschwingende "xenophobe Untertöne" ortete, wie er gegenüber "Kathpress" betonte. Es seien auch bereits im Zuge des Umwidmungsverfahrens erhebliche Kosten entstanden, über deren Sinnhaftigkeit und Einklagbarkeit sich manche bereits Gedanken machen würden.
Metropolis von Austria:
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