Die Muttergottes wird von Christen auf der ganzen Welt als die liebende Mutter aller verehrt. (Im Bild die sagenumrankte "Dienstbotenmadonna" im Wiener Stephansdom)
Die Muttergottes wird von Christen auf der ganzen Welt als die liebende Mutter aller verehrt. (Im Bild die sagenumrankte "Dienstbotenmadonna" im Wiener Stephansdom)
Maria ist die Mutter unserer Kirche. Und sie ist auch unser aller Mutter – erklärt Pater Anton Lässer CP, Seelsorger und Kirchenrektor im Wallfahrtsort Maria Schutz am Semmering.
Wenn Pater Dr. Anton Lässer CP über Maria spricht, dann spürt man, dass sie sein ganzes Leben begleitet. Auch seine eigene Berufungsgeschichte steht sehr stark mit der Gottesmutter in Verbindung.
Früher war der Ordensmann (Passionist) erfolgreicher Unternehmensberater, er hat Wirtschaft studiert und während seines Studiums eine Diskothek betrieben, er hat gut verdient, Haus gebaut und ein „nicht immer nur frommes Leben“ geführt, wie er sagt.
Doch mit Anfang 30 verspürte er einen Impuls, der Mutter Gottes zu sagen: „Falls ich in diesem Leben etwas Wichtigeres zu tun haben sollte, bin ich verfügbar.“
Die grundlegende Marienfrömmigkeit wurde in seiner Familie nämlich schon in seinen Kindertagen angelegt, erzählt Lässer weiter: „Drei Monate später hatte ich dann bei Fasten-Exerzitien – es waren die ersten in meinem Leben – ein prägendes Berufungserlebnis. Ich spürte ganz klar und deutlich, dass ich katholischer Priester werden möchte und diese Entscheidung fühlte sich stimmig und unmissverständlich an, ich hatte seither nie Zweifel daran.“
Kurz darauf begann Pater Anton Theologie zu studieren und er ging seinen Weg über seine Weihe und bis heute voller Freude weiter. Er war federführend bei der Gründung des katholischen Radiosenders Radio Horeb und hat in Deutschland ein karitatives Hilfswerk geleitet.
Und in Maria Schutz ist er seit Jahren ein hochgeschätzter und beliebter Seelsorger. Seine Botschaft: „Wir dürfen Maria alles anvertrauen. Seit meinem Berufungserlebnis – bis heute – vertraue ich der Mutter im Himmel einfach voll und ganz.
Ich bin klarerweise Christus geweiht, aber in meiner Funktion als Seelsorger frage ich die Leute gelegentlich auch: Hast du Maria schon angenommen als deine (!) Mama?“
Pater Anton möchte Menschen dazu ermutigen, die Muttergottes tatsächlich auch als eigene himmlische Mutter zu sehen: „Denn Mütter führen uns in die Dinge des Lebens ein: vom Sprechen, über das Töpfchen-Gehen, bis dahin, dass wir Zärtlichkeit annehmen.
Maria macht das genauso – sie führt uns liebevoll in die Dinge des übernatürlichen Lebens ein.“ Pater Anton Lässer erklärt, dass uns Maria „zum Gebet einlädt. Außerdem lehrt sie uns sakramentales Leben rund um die Eucharistie, Treue zum Lehramt. Und sie ermutigt uns zu Umkehr, Heimkehr zu Gott“. Kurz gesagt, „Maria lehrt uns das Leben in und mit Gott“.
Anton Lässer weiß aus seiner pastoralen Erfahrung, dass manche Menschen tendenziell leichter über Maria zum Glauben finden, als über Jesus oder Gott direkt.
Pater Anton: „Erst vor kurzem hatte ich einen Mann zu begleiten, der eine schwierige Kindheit hatte. Sein eigener Vater wollte, dass er abgetrieben wird und hat ihn nie akzeptiert. Ich habe in der Seelsorge vom guten Vater gesprochen, der ihn über alles liebt. Und habe dabei bemerkt, dass er beim Wort Vater regelrecht zusammengezuckt ist, weil er vom eigenen Vater nur Ablehnung empfangen hat. Deswegen habe ich dann mit Hilfe von Maria einen Umweg zur Versöhnung gefunden und durch den Weg über Maria wurde im Leben des Mannes ganz viel geheilt.“
Diese konkrete Beispiel ist laut Pater Anton kein Einzelfall. Sondern in seiner gesamten Tätigkeit als Seelsorger trifft er offensichtlich immer wieder Menschen, die ein derart zerrüttetes Vaterbild oder generell ein Männerbild haben, dass sie den direkten Weg zum Vater nicht finden.
Lässer: „Für all diese Menschen ist Maria ein ganz besonderer Segen. Als Mutter symbolisiert sie das Mütterliche, Verständnisvolle, Liebende. Ich habe Leute kennen gelernt, die so verletzt sind, dass sie ohne Maria keine Kraft zu leben hätten. Deswegen kann ich aus Erfahrung sagen, dass Maria diese Menschen rettet.“
Pater Anton Lässer kennt natürlich Menschen, die durchaus kritisch hinterfragen, wie weit Marienverehrung überhaupt gehen darf. In der Geschichte ging eine ausgeprägte Marienfrömmigkeit oft einher mit der Vorstellung von einem überstrengen strafenden Gott. „In dem Fall widerspricht eine solche Vorstellung natürlich einem gesunden christlichen Erlöserglauben“, sagt Anton Lässer.
Doch eine gesunde Marienverehrung kann für den Ordensmann nie weit genug gehen. „Natürlich steht im Zentrum unseres Glaubens Christus und der dreifaltige Gott. Trotzdem darf man auch Maria lieben und die Marienfrömmigkeit ausleben“, erklärt Lässer.
„Denn wie ein kleines Kind zur Mama geht, wenn es sich wehtut, wenn es müde ist, oder sich besonders freut, können auch wir alle uns in diesen Situationen Maria anvertrauen.
Maria hilft uns in unserer Gotteskindschaft, sie hilft uns, im Menschsein und in der Liebe zu wachsen und auch Leid zu ertragen. Damit wird sie uns immer automatisch zu Jesus führen. Sie missbraucht niemanden für sich selbst und sie nimmt Jesus definitiv nichts weg, sondern sie führt immer zu Jesus und damit zum Vater.“
Zum Abschluss des Interviews hat Pater Anton Lässer noch eine Gebetsempfehlung. Er möchte alle Mütter am Muttertag dazu ermutigen, ihre nicht einfache Mutterrolle der Muttergottes anzuvertrauen: „Denn jede Mutter weiß, dass sie bei der einen oder anderen Sache nicht perfekt ist und auch nie perfekt sein kann. Das müssen sie auch gar nicht, sondern alle Mütter können sich stattdessen Maria zuwenden.“
Ganz konkret empfiehlt Pater Anton allen Müttern ein von ihm frei formuliertes Gebet:
„Liebe Gottesmutter Maria:
Dir vertraue ich meine Kinder an.
Ich bitte Dich: ergänze, was gefehlt hat.
Rück zurecht, was falsch war.
Heile, was verwundet ist.
Schenke Versöhnung, wo es diese braucht.
Bitte lass mich in Deine Schule gehen,
hilf mir eine gute Mutter zu sein.
Und führe uns alle zur Erlösung
in Deinem Sohn Jesus Christus.“

Strahlend brachte die Wienerin Maria Magdalena Hafenscheer im Jahr 1953 die Kraft Mariens zu Bild. Ihre Hand wurde dabei „visionär geführt“, sagt man über die Hausfrau und Mutter (†), die nie eine künstlerische Ausbildung genossen hat.
zur Person

P. Anton Lässer CP
Seelsorger und Kirchenrektor im Wallfahrtsort Maria Schutz am Semmering