Bischof Weber habe als Mentor und Motor für diesen Dialogprozess zwei vorzügliche Begabungen mitgebracht, so Weihbischof Krätzl: "Er konnte über alle Gräben hinweg Harmonie schaffen und gegen den weit verbreiteten Frust gute Stimmung machen."
Bischof Weber habe als Mentor und Motor für diesen Dialogprozess zwei vorzügliche Begabungen mitgebracht, so Weihbischof Krätzl: "Er konnte über alle Gräben hinweg Harmonie schaffen und gegen den weit verbreiteten Frust gute Stimmung machen."
Verstorbener steirischer Alterzbischof war Motor und Mentor des österreichweiten kirchlichen Reformprozesses 1997/98.
Der emeritierte Wiener Weihbischof Helmut Krätzl hat den am 23. Mai verstorbenen Grazer Altbischof Johann Weber für dessen Bemühungen um eine Erneuerung der katholischen Kirche gewürdigt. Krätzl hob am vor allem das Engagement Webers für den "Dialog für Österreich" hervor. Bischof Weber habe als Mentor und Motor für diesen Dialogprozess zwei vorzügliche Begabungen mitgebracht, so Krätzl: "Er konnte über alle Gräben hinweg Harmonie schaffen und gegen den weit verbreiteten Frust gute Stimmung machen."
Weber war von Mai 1995 bis Juni 1998 Vorsitzender der Österreichischen Bischofskonferenz. Er trat dieses Amt nach Bekanntwerden der Missbrauchsvorwürfe gegen Kardinal Hans Hermann Groer (1919-2003) an. Als Antwort auf das 1995 von über 500.000 Personen unterzeichnete "Kirchenvolks-Begehren" setzte sich Bischof Weber für einen breit angelegten "Dialog für Österreich" ein, der 1997/98 stattfand. Höhepunkt war eine Delegiertenversammlung im Oktober 1998 in Salzburg.
Zum damaligen Zeitpunkt war eigentlich schon Kardinal Christoph Schönborn Vorsitzender der Bischofskonferenz und hätte auch den Vorsitz bei der Versammlung führen sollen. Er war jedoch kurzfristig erkrankt. So fiel Bischof Weber diese Aufgabe zu, erinnerte Krätzl. Schon in seinem Eröffnungsreferat sei es Weber gelungen, "eine überraschend gute Stimmung zu erzeugen". Und bei der Tagung selbst habe ebenfalls ein unerwartet gutes Gesprächsklima geherrscht, so Krätzl.
Die rund 300 Teilnehmer befassten sich in zwölf Dialoggruppen mit Schwerpuntkthemen und erarbeiteten Stellungnahmen zu theologisch-kirchlichen und gesellschaftspolitischen Themen. Die Mehrheit der Delegierten sprach sich etwa für die Einführung des Frauendiakonats oder die Priesterweihe von bewährten verheirateten Männern aus, weitergehende Vorstellungen wie die Zulassung von Frauen zur Priesterweihe wurden aber zurückgewiesen.
Bischof Weber habe in seiner Predigt beim Gottesdienst zum Abschluss der Versammlung eindringlich zur Weiterarbeit aufgerufen, betonte Weihbischof Krätzl. Das sei leider zu einem Gutteil unterlassen worden. "Die Weiterarbeit war schlecht", so Krätzl.
Wie sehr es Weber freilich um die Erneuerung der Kirche gegangen sei, habe der Grazer Bischof zehn Jahre nach der Delegiertenversammlung in einem Kirchenzeitungsinterview nochmals betont. So sei es ihm darum gegangen, "die Wirklichkeit des Glaubens in unserem Land anzuschauen, nicht wegreden, nicht wegfeiern zu wollen". Zugleich sei auch spürbar gewesen, dass die Liebe zur Kirche "auch im Zorn, in überstürzender Fantasie aufblühen kann, wehmütig und hoffnungsvoll zugleich". In Salzburg sei aber auch deutlich geworden: "Kirche ist mehr als Bischöfe und Experten. Da sind die vielen Frauen und Männer, jung und alt, vor allem auch zu ebener Erde, mit ihrer Freude und Trauen", zitierte Krätzl Bischof Weber.