Michael Prüller ist Chefredakteur des Sonntags - die Zeitung der Erzdiözese Wien, Pressesprecher von Kardinal Christoph Schönborn und Leiter des Amts für Öffentlichkeitsarbeit und Kommunikation.
Michael Prüller ist Chefredakteur des Sonntags - die Zeitung der Erzdiözese Wien, Pressesprecher von Kardinal Christoph Schönborn und Leiter des Amts für Öffentlichkeitsarbeit und Kommunikation.
Die Frage ist berechtigt und notwendig: Tun wir Gutes mit unserem Reichtum – oder tut uns der Reichtum Böses?
Die Vorgänge im Bistum Limburg haben das Thema "Kirche und Geld" wieder populär gemacht. Auch bei uns. Vier Kamerateams haben mich schon dazu interviewt.
Auf der einen Seite ärgert mich die ganze Diskussion: Natürlich hat die Kirche viel Besitz! Immerhin ist sie nach dem Staat die älteste Institution dieses Landes, und sie hat offenbar sparsam und klug gewirtschaftet. Das ist auch gut so, denn der allergrößte Teil des Kirchenbesitzes kostet weit mehr, als er bringt: Der Erhalt des Stephansdomes etwa zwei Millionen Euro pro Jahr – und allen Menschen steht er gratis offen!
Und die Erzdiözese Wien hat 2000 hauptberufliche Mitarbeiter, denen sie Gehälter und Abfertigungen garantieren muss. Bei 900 von ihnen, den Diözesanpriestern, kommt sie dazu noch für die kompletten Pensionen auf. Da ist es gut, wenn es Reserven gibt.
So gesehen ist die ganze Aufregung um teure Kirchenbauten übertrieben. Noch dazu in einer Zeit, wo schon das neue Eisbärengehege in Schönbrunn zehn Millionen Euro kostet und der Skylink-Neubau am Schwechater Flughafen 400 Millionen Euro teurer kommt als geplant.
Aber auf der anderen Seite ist die Frage berechtigt und notwendig: Tun wir Gutes mit unserem Reichtum – oder tut uns der Reichtum Böses? Wem dienen wir – und sind wir wirklich frei für das Reich Gottes? Kein Christ, kein Verantwortlicher in der Kirche kommt um eine Antwort herum. Wie gut, dass wir immer wieder unsanft daran erinnert werden.
Leitartikel vom 3. November 2013