Jahrestagung der ARGE Kulturvermittlung fand im Wiener Kapuzinerkloster statt und widmete sich "Erkundungen zwischen Leben und Tod".
Das Wiener Kapuzinerkloster mit seiner bekannten Gruft war Schauplatz der Jahrestagung der ARGE Kulturvermittlung. Rund 30 Teilnehmende widmeten sich dem Thema "Was bleibt? Erkundungen zwischen Leben und Tod" und erhielten Einblicke in verschiedene Bereiche des Klosters, wie die heimischen Ordensgemeinschaften am Mittwoch mitteilten.
Der Trauerredner und Schauspieler Hannes Benedetto Pircher widmete sich in seinem Vortrag dem Thema Tod, Trauer- und Begräbniskultur bei Menschen ohne religiöse Bindung. Pircher, der von 1994 bis 2001 Mitglied des Jesuitenordens war, blickt auf rund 6.000 Todesfälle zurück, in denen er Menschen "ohne Bekenntnis" begleitet hat. Er betonte, dass sich nicht-glaubende Menschen häufig an Trostgedanken festhalten. Trost zu spenden funktioniere auch, wenn auf religiöse Deutungen verzichtet wird. Einfach Dasein, persönliche Zuwendung und Zuhören würden Trost spenden. Auf der Ebene der verbalen Rationalisierung könnten Trostgedanken über die Hoffnung auf ein neues Leben nach dem Tod oder über das sinnerfüllte Leben des Verstorbenen formuliert werden.
Pircher betonte außerdem die Bedeutung von Ritualen im Umgang mit dem Tod. Rituale könnten Halt geben, das Schwierige vereinfachen und beispielsweise auch vom Druck entlasten, "Worte dafür zu finden, was sprachlos macht". Der Trauerredner erzählte hier von einer Angehörigen, die zwar den Wunsch nach einem Begräbnis ohne religiöse Deutungen hatte, sich aber das Beten des "Vater Unser" wünschte. Das sei kein Widerspruch, das Gebet werde in diesem Fall als Ritual genützt.
Im Rahmen der Tagung gab es für die Teilnehmenden auch zahlreiche Einblicke in die Kapuzinergruft und weitere Bereiche von Kirche und Kloster. Der Delegat der Kapuzinerdelegation Wien, Br. Marek Król, führte auch an normalerweise nicht öffentlich zugängliche Orte.
Br. Wolfgang Schauersberger, Archivar des Zentralarchivs der Kapuzinerdelegation Wien, berichtete er über das Leben als Kapuziner in der Wiener Innenstadt und ging näher auf das Kloster als Gebäude ein. Der Vortrag fand im Refektorium statt, das den acht Brüdern, die im Wiener Kloster leben, als Speisesaal dient. Der Raum wird aber auch für Hauskapitel und die Rekreation - das Zusammenkommen und den Austausch der Brüder nach der verrichteten Arbeit - genützt. Typisch für kapuzinische Refektorien sei ihre schlichte Gestaltung, durch die enge Verbindung zum Herrscherhaus der Habsburger treffe das im Fall des Wiener Klosters jedoch nur eingeschränkt zu.
"Die Kombination aus geschichtlichen Einblicken, persönlichem Austausch und sinnlichen Eindrücken hat nicht nur die Teilnehmenden, sondern auch die Mitwirkenden begeistert. Es freut mich besonders, dass Kulturvermittlung hier als lebendiger Dialog gelingt - zwischen klösterlicher Tradition und heutiger Gesellschaft", bilanzierte Karin Mayer, Leiterin des Bereichs Kultur und Dokumentation der Österreichischen Ordenskonferenz.
Die Tagung wurde vom Bereich Kultur und Dokumentation der Österreichischen Ordenskonferenz in Kooperation mit dem Kapuzinerkloster Wien und der Kapuzinergruft GmbH veranstaltet.
Infos: www.ordensgemeinschaften.at