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22.04.2018 · Glaube · Lebenszeugnis

„Gier frisst Hirn“

Josef Müller: „Erst im Gefängnis hatte ich Zeit über mein Leben nach zudenken.“ Heute legt er über dieses Leben Zeugnis ab.

Die Geschichte des Josef Müller ist eine von Licht und Schatten. Grenzenlose Habgier führte zum Fall aus den Höhen eines Luxusklasse-Lebens in die Tiefen einer Strafanstalt. Dann kam der Wendepunkt.

 

Denn die Wurzel aller Übel ist die Habsucht“, heißt es beim Apostel Paulus (1Tim 6,10).

 

„Gier frisst Hirn“ nennt Josef Müller diese Entwicklung, die er am eigenen Leib erfahren hat. Sein grenzenloses Verlangen nach Geld hatte ihn, nachdem er Hunderte Gläubiger um Millionen gebracht hatte, beinahe in den Selbstmord getrieben.


Vor den deutschen Behörden war Josef Müller 2004 in die USA geflüchtet und in Miami untergetaucht. Der energiegeladene Bayer, Jahrgang 1955, sitzt seit einem schweren Autounfall im Rollstuhl. Trotz dieses Handicaps – und oft gerade deswegen – war er den Fahndern immer wieder entwischt.

 

Eine Stimme und ein Windstoß

Monatelange Flucht, mehr als zehn Millionen Euro Schulden, drohende Haft. „Ich saß an einem Freitagabend am Balkon meines Appartements im 20. Stock in Miami und war nicht gut drauf.

 

Ich wollte meinem Leben ein Ende setzen“, erinnert sich Müller im Gespräch mit dem SONNTAG. „Plötzlich habe ich eine Männerstimme gehört, die sagte: Josef, du hast schon vieles in deinem Leben gemacht, aber du warst noch nie feig. Flieg jetzt rüber, stell dich den Behörden und mach dieser dummen Flucht ein Ende.“

 

Ist da jemand? Müller schaute sich in der Wohnung um, stellte aber fest, dass er allein war. Ein Windstoß von draußen warf zwei Bücher um und eine Postkarte fiel auf den Boden. Müller bückte sich, hob die Karte auf und las: „Sei unerschrocken und unverzagt, denn dein Gott ist mit dir, wohin du auch gehst.“ Er dachte: „Wenn Gott mit dir ist, dann kannst du eigentlich rüberfliegen.“

 

Vom Schickeria-Liebling zum Häftling

Wien spielt im Leben des Josef Müller eine wichtige Rolle. Hier wurde er Mitte April 2005, noch bevor er sich den bayerischen Behörden hatte stellen können, von zehn österreichischen („fesch angezogenen!“) Polizistinnen und Polizisten mit den Worten „Herr Müller, jetzt haben wir Sie!“ verhaftet und in die Strafanstalt Wien-Josefstadt gebracht.


Im Gefängnis zu sein, war der Tiefpunkt seines Lebens. Wer hätte gedacht, dass Josef Müller einmal hier landen würde?

 

Sohn eines bayerischen Polizeibeamten und einer Krankenschwester, Einzelkind aus gut bürgerlichem katholischen Haus. Als junger Mann hatte er sich, trotz seines Handicaps, zum erfolgreichen Steuerberater hochgearbeitet und fünf Kanzleien geführt.

 

Mit gewitzten Geschäftsideen war er reich geworden und zum Lebemann und Liebling der Münchner Schickeria aufgestiegen.

 

Eine Geldwäsche-Aktion und Börse-Spekulationen brachten ihn, der immer mehr wollte, auf die schiefe Bahn. 

 

Schon in den 90er Jahren hätte Josef Müller eine Haftstrafe antreten sollen. Da es aber in ganz Bayern keine Rollstuhl-taugliche Haftanstalt gab, blieb er verschont.


Das Gefängnis war aber auch der Wendepunkt im Leben des Josef Müller. „Erst im Gefängnis hatte ich Zeit über mein Leben nachzudenken“, sagt er. Schon in der Justizanstalt Wien-Josefstadt war er in einem Bücherschrank auf das Neue Testament gestoßen und begann darin zu lesen.

 

Im Gleichnis vom verlorenen Sohn fand er sich wieder. Auch Müller stand vor dem Trümmerhaufen seines Lebens: Papa dement, Mama gestorben, von der Frau verlassen („mit dem Chauffeur!“), Auto weg, Berge von Schulden...

 

„In dieser aussichtslosen Lage habe ich angefangen zu beten und Jesus mein Herz ausgeschüttet“. In einem freien Gebet übergab Müller sein Leben Jesus. Von diesem Zeitpunkt an begann er eine bisher nicht gekannte lebendige Gottesbeziehung, die ihn mit großer Freude erfüllte.

 

So viel Power, so viel Freude

Das Leben des Josef Müller ist mit seinen Höhen und Tiefen kaum zusammenzufassen. In seinem Besteller „Ziemlich  bester Schurke. Wie ich immer reicher wurde“ sind die Details unterhaltsam nachzulesen.

 

Die Einnahmen aus den Autorenrechten hat Müller an seine Gläubiger abgetreten, um zumindest einen kleinen Teil seiner Schulden abzutilgen. Ein Vertrag zur Verfilmung seines Lebens ist ebenfalls schon unter Dach und Fach.

 

Müller lebt heute in seinem Elternhaus in Fürstenfeldbruck in Bayern von einer nicht pfändbaren Waisenrente aufgrund seiner Behinderung.

 

Er sagt: „Ich bin 61, aber ich habe so viel Power, so viel Energie, so viel Freude. Jesus sagt: Kümmere du dich um das Reich Gottes und er hat mir gesagt: Josef Müller, geh raus und erzähl deine Geschichte, gerade den Hoffnungslosen, Süchtigen, Depressiven…

 

Jesus kann auf krummen Zeilen gerade schreiben. Wenn er das bei Josef Müller macht dann bei anderen auch. Das ist meine Botschaft!“

 

War es Gottes Stimme gewesen, die er damals hörte oder die seines Gewissens? Wir wissen es nicht. Gut jedenfalls, dass Müller auf sie hörte.
Weitere Infos unter: www.josef-mueller.de

erstellt von: Der SONNTAG / Agathe Lauber-Gansterer
22.04.2018
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Weitere Informationen:

Josef Müller

Ziemlich bester

Schurke.

320 Seiten,

Fontis-Verlag,

EUR: 18, 50

ISBN: 978-3-03848-026-6

 


 

weitere Buchempfehlungen der "SONNTAG"-Redaktion:

 


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Stephansdom: „Herbergssuche“ mit Segnung und Verteilung der Barbara-Zweige

 

Stift Engelszell: Ein Abschied mit Gewicht

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