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18.10.2018 · Karitatives · Jugend

Es geht nur solidarisch

Jugendliche aus ganz Europa  können am Europäischen Solidaritätskorps teilnehmen.

Das Europäische Solidaritätskorps schafft Möglichkeiten für junge Menschen, an Freiwilligenprojekten im eigenen Land oder im Ausland teilzunehmen. Eine Initiative der Europäischen Union mit dem Ziel, notwendige Solidarität in Europa zu fördern und zu stärken.

 

 

Welchen Stellenwert hat Solidarität für unsere Gesellschaft?


Solidarität ist Teil der grundlegenden DNA der Europäischen Union. Einer der Gründe, warum wir überhaupt existieren, ist, dass reichere Länder solidarisch sind mit weniger wohlhabenden Ländern.

 

Diese Solidarität der Länder ist innerhalb der EU notwendig und auch außerhalb Europas. Wir sehen uns nämlich definitiv nicht nur in einer europäischen Blase, sondern als Bewahrer des Multilateralismus und der Solidarität auch nach außen.


Wie definiert die EU Solidarität?


In einer Gemeinschaft, in der Menschen und Staaten zusammenleben, hat jeder seine Stärken und Schwächen. Solidarität bedeutet, dass man so über die eigenen Grenzen hinaus zusammenarbeitet, dass man mit den eigenen Stärken den anderen bei deren Schwächen hilft. Das hat letztlich sehr viel mit Gerechtigkeit zu tun.

 

Wir sind eine Rechtsgemeinschaft, in der sich idealerweise alle Bürger gerecht behandelt fühlen sollten. Die EU hat deshalb den klaren Auftrag, die soziale Stellung innerhalb der Länder anzugleichen.


In Europa gibt es einen zunehmend stärker werdenden Nationalismus und vielerorts einen politischen Rechts-Ruck. Ist das eine Gefahr für Solidarität?


Nationalismus ist die größte Gefahr für das Projekt Europäische Union überhaupt!

 

Nationalismus ist ein Ausdruck von Egoismus und bringt Menschen dazu, dass sie im Verkennen ihrer eigenen Interessen handeln. Nur dort, wo Solidarität gelebt wird, geht es letztendlich den Menschen gut und nur dort entstehen wirtschaftliche Erfolgsgeschichten, die uns allen gut tun.


Was für Erfolgsgeschichten?

 

Spanien ist zum Beispiel als armes Land in die EU gekommen. Heute ist es hingegen hoch technisiert und führend in der Telekommunikation und auf anderen Sektoren.

 

Doch wir brauchen gar nicht so weit weg zu schauen: Auch die Region um Bratislava hat seit der EU-Osterweiterung einen großen Wohlstand erreicht, der mittlerweile auf Augenhöhe mit Wien liegt.

 

Und das strahlt aus bis ins Burgenland, wo Leute aus Bratislava nach Parndorf und Hainburg zum Einkaufen kommen, oder in den Thermen im Nordburgenland urlauben.

 

Dieser Umstand kurbelt jetzt im Burgenland die Wirtschaft an und zeigt uns quasi vor der eigenen Haustür, wie positiv sich die Solidarität der EU auswirken kann.


Abseits von Ihrer Funktion als Diplomat: Wo sind Sie solidarisch?


Wir haben als Familie ein Patenkind in Burkina Faso, das wir unterstützen.
Und ich versuche im Alltag Menschen mit kleinen Beiträgen zu unterstützen, indem ich zum Beispiel immer die Obdachlosenzeitung kaufe und bedürftigen Menschen Geld gebe. Das ist mir sehr wichtig.


Wie kann Religion zur Solidarität beitragen?


Religion ist prädestiniert für die Unterstützung der Solidarität. Barmherzigkeit und Caritas sind zentrale Elemente einer solidarischen Gesellschaft. Aber dabei ist es wichtig, sich vor Augen zu halten, dass vor Gott alle Menschen gleich sind.

 

Deswegen gilt es, nicht nur solidarisch mit Leuten aus der eigenen Familie, Region und Religion zu sein.

 

Sondern wahre Solidarität bedeutet, auch denen zu helfen, die einem nicht nahe stehen, die als Flüchtlinge zu uns kommen, die eine andere Religion und eine andere Kultur haben.


Was muss noch getan werden?

 

Als EU sind wir gefragt, durch praktische Solidarität noch besser unterstützend zu wirken – vor allem auch finanziell. Deswegen sind spezielle Sozialfonds sehr wichtig, die auf Minderheiten und sozial schwache Menschen ausgerichtet sind. Gerade auf Minderheiten in nationalistischen Staaten, in denen ganze Gruppen ausgeschlossen werden.  


Außerdem möchten wir das Bewusstsein in der Bevölkerung schärfen, damit noch mehr Verständnis da ist, was die EU bringt. Stabile Wirtschaft, soziale Systeme, Agrarförderungen, Friede – das alles ist nicht selbstverständlich, sondern das sind Früchte der Solidarität der EU.


Welche Rolle spielt dabei das Europäische Solidaritätskorps?


Damit wollen wir Solidarität für junge Menschen ganz konkret spürbar und erlebbar machen. 

 

Man kann sich bewerben und entweder im eigenen Land oder in einem anderen EU-Land bei einem solidarischen Projekt oder Einrichtung für eine Zeit lang mitarbeiten. Die Kosten für Unterkunft, Verpflegung und Anreise werden dabei zur Gänze übernommen.

 

Das Europäische Solidaritätskorps ist deshalb für uns als EU ein sehr zentrales Projekt, das Grenzen überschreitet und ganz konkret zu einer solidarischen Gesellschaft beiträgt.

 

Was sind das für Projekte?

 

Projekte, die zum Gemeinwohl und zum europäischen Solidaritätsgedanken beitragen: Karitative Projekte und Organisationen, Hilfsprojekte, Flüchtlingsprojekte, Jugendzentren, Kindergärten, Einrichtungen für Menschen mit Behinderung, Kulturorganisationen, Umweltorganisationen, freie Radios und Vieles mehr.


Welche Voraussetzungen müssen die Jugendlichen mitbringen?


Sie müssen zwischen 17 und 30 Jahre alt sein. Sie sollen Motivation und Begeisterungsfähigkeit mitbringen – und klarerweise die Bereitschaft ins Ausland zu gehen. Wohin – kann sich jeder selbst aussuchen.

 

Für die Teilnahme am Europäischen Solidaritätskorps sind übrigens keine Sprachkenntnisse notwendig, denn alle Jugendlichen können vor Ort an Sprachkursen teilnehmen.  


Müssen Jugendliche für die Teilnahme am Europäischen Solidaritätskorps bezahlen?


Nein, für die Jugendlichen ist der Einsatz komplett kostenlos. Reisekosten, Unterkunft und Verpflegung werden zur Gänze bezahlt. Außerdem ermöglichen wir den Jugendlichen in ihren jeweiligen Einsatzorten kostenlose Sprachkurse und diverse Förderprogramme.


Warum bietet die Europäische Union dieses Angebot an?


Damit die Solidarität in Europa gestärkt wird. Und um Jugendlichen die Möglichkeit zu geben, sich zu engagieren – weit über die eigenen Landesgrenzen hinaus.

 

Genau das ist der europäische Gedanke, der keine Grenzen kennt, der Menschen und Kulturen verbindet und zu einer solidarischen Gesellschaft beiträgt.  


Wo liegt der Unterschied zum Zivildienst?


Das Solidaritätskorps bietet die Chance, dass man in einem anderen Land arbeiten und leben kann, für Männer und Frauen gleichermaßen. Und darüber hinaus legen wir einen sehr starken Fokus auf den Bildungsaspekt.

 

Es geht uns nicht nur darum, dass die Jugendlichen irgendwo mitarbeiten, sondern sie sollen dabei für ihr weiteres Leben profitieren. Sie bekommen deshalb begleitende Sprachkurse und sie werden durch ein Mentoren-Prinzip beruflich begleitet und ausgebildet.

 

Was ich aber schon betonen möchte, ist, dass Jugendliche Einsätze für das Europäische Solidaritätscorps im zeitlichen Ausmaß von mindestens zehn Monaten als Zivildienstersatz einreichen können. Das kann somit für viele eine bereichernde Alternative zum Zivildienst sein.


Und was ist mit Jugendlichen, die nicht ins Ausland gehen möchten?


Für die bieten wir im Rahmen des Europäischen Solidaritätscorps die Möglichkeit der Förderung von Solidaritätsprojekten im eigenen Land.

 

Konkret können sich alle Jugendliche im Alter zwischen 17 und 30, die ein solidarisches Projekt bei uns in Österreich ins Leben rufen oder gerufen haben, bei uns melden.

 

Voraussetzung dafür ist, dass mindestens fünf Personen an dem Projekt mitarbeiten und dass es dem europäischen Solidaritäts-Gedanken entspricht.

 

Wenn diese Voraussetzungen erfüllt sind, fördern wir solche Projekte mit jeweils 500 Euro pro Monat.

 

Und weiters etablieren wir gerade ein zusätzliches Angebot. Und zwar vermitteln wir Jugendlichen bezahlte Praktika und fixe Arbeitsplätze im In- und Ausland bei unseren Partnerorganisationen.

 

Das kann für sozial engagierte Jugendliche ein sehr guter Einstieg ins Berufsleben sein.

erstellt von: Der SONNTAG / Europäisches Solidaritätskorps
18.10.2018
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Alle Infos auf einen Blick

Europäisches Solidaritätskorps

Informationen und Anmeldung online unter:
www.solidaritaetskorps.at

 

Übersicht über alle Projekte und Organisationen.


Und: Suchfunktion für offene Einsatzplätze für Freiwilligendienste in ganz Europa. Online unter:
https://europa.eu/youth/volunteering/project_de

 

 

Für alle Jugendlichen im Alter zwischen 17 und 30, die gerne an solidarischen Projekten und Organisationen im In- und Ausland mitarbeiten möchten.

 

 


Solidaritätsarbeit in der Praxis

Pfarre Hildegard Burjan

Diakon Paksánszki ist Projektverantwortlicher für den Europäischen Freiwilligendienst in der Pfarre Hildegard Burjan, der von Pfarrer Martin Rupprecht ab dem Jahr 2002 implementiert und gefördert wurde. Er bezeichnet das EU-Solidaritätskorps als wichtige soziale Initiative:


„Wir haben jedes Jahr ein bis zwei Freiwillige in unserer Pfarre. Das sind junge Menschen zwischen 18 und 30 Jahren aus anderen europäischen Ländern.

 

Sie arbeiten bei uns in verschiedenen Bereichen: Einerseits helfen sie im Kindergarten mit und unterstützen Kinder- und Jugendarbeit in der Pfarre, andererseits helfen sie älteren Menschen bei der Bewältigung ihres Alltages. Und drittens sind sie bei verschiedenen Sozialprojekten beteiligt. Vor allem beim „Le+O“-Projekt, bei dem Bedürftige bei uns einmal pro Woche Lebensmittel bekommen.“


„Im Zuge dessen haben wir im vergangenen Jahr den Österreichischen Jugendpreis in der Kategorie „Generationendialog“ gewonnen. Das kommt daher, dass die Freiwilligen bei uns tatsächlich im Einsatz sind für eineinhalb-Jährige, bis hin zu 99-Jährigen.

 

Wir sind sehr dankbar für die Freiwilligenarbeit der jungen Menschen.“

 


Bereniké Sebök kommt aus Ungarn. Nach ihrem Studium hat sie als Teilnehmerin des Europäischen Solidaritätskorps ein Freiwilligenjahr in Wien absolviert. Sie hat in der Pfarre Hildegard Burjan mit Kindern, Jugendlichen, Bedürftigen und Alten gearbeitet.

 

Über ihre Erfahrungen, Aufgaben und Grenzüberschreitungen sagt sie:


„Ich habe zwei Halbtage im Kindergarten geholfen, war bei den Erstkommunion-, Jugend- und Jungscharstunden dabei, an drei Tagen haben wir Kinder von der Schule abgeholt und mit ihnen am Nachmittag Programm gemacht. Jeden Freitag war ich Helferin beim „Le+O“-Projekt, bei dem jede Woche 1,2 Tonnen Lebensmittel an Bedürftige verteilt werden. Auch Altenbesuche gehörten zu meinen Aufgaben, zum Beispiel besuchte ich jede Woche den 98-jährigen Gottlieb, las ihm die Zeitung vor und war für ihn da.“


„Ich kann das unbedingt weiterempfehlen, man kann viel lernen und wird selbstständig. Was ich sehr gut gefunden habe: Ich habe meine persönlichen Grenzen überschritten. Ich wurde ermutigt, Dinge zu machen, die ich mir früher gar nicht erst zugetraut habe. Ich bin jetzt offener als vorher.“


 

 

Der SONNTAG

die Zeitung der Erzdiözese Wien

Stephansplatz 4/VI/DG

1010 Wien
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Ein Heiliger, der die Hand reicht – auch anderen Konfessionen und Religionen, wird er doch in der Ostkirche ebenso verehrt wie im Westen.

Papst mahnt: Synodaler Weg braucht mehr innerdeutschen Dialog

Papst Leo XIV. sieht den Reformprozess der deutschen Kirche noch nicht am Ziel. Beim Rückflug aus dem Libanon mahnte er mehr innerdeutschen Dialog an – und warnte vor Machtgefällen, die Stimmen vieler Gläubiger zum Verstummen bringen könnten. Vielfalt in der Synodalität sei kein Bruch, sondern Stärke.

Grünwidl: Kirche und Medien teilen Verantwortung für Wahrheit

Kirche und Medien tragen gemeinsam Verantwortung für Wahrheit, betonte der designierte Wiener Erzbischof Josef Grünwidl bei der Adventbegegnung mit ORF-Mitarbeitern.

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