Michael Heinisch: „Wir legen ganz viel Wert auf Seelsorge. Nicht nur Patientenseelsorge, sondern auch Mitarbeiterseelsorge.“
Michael Heinisch: „Wir legen ganz viel Wert auf Seelsorge. Nicht nur Patientenseelsorge, sondern auch Mitarbeiterseelsorge.“
Michael Heinisch ist Geschäftsführer der Vinzenz-Gruppe, ein Zusammenschluss von Ordensspitälern. Im Sommergespräch kommt er auf die Herausforderungen im Gesundheitsbereich zu sprechen.
Der gebürtige Tiroler Michael Heinisch studierte Handelswissenschaft. Er machte wichtige Erfahrungen bei Fredmund Malik in St. Gallen und arbeitete im Controlling der VA Tech. Betriebliche Kennzahlen waren ihm aber nicht das Wichtigste. „Nur kaufmännisch zu denken, war mir immer zu wenig“, bekennt Heinisch beim Interview.
Fragen der Werte sind es, die sein Tun ergänzen: „Werte, eine richtige Strategie und daraus auch kaufmännisch die Dinge umsetzen, diese Kombination verbindet die Vinzenzgruppe“, freut sich der Vorsitzende der Geschäftsleitung der Vinzenz Gruppe Krankenhausbeteiligungs- und Management GmbH und der Vinzenz Gruppe Service GmbH. Diese betreiben sieben Krankenhäuser und fünf Pflege- und Rehab-Häuser sowie ambulante Dienste in mehreren Bundesländern entsprechend christlichen Werten und Grundhaltungen.
Im Sommer gehört für den Manager natürlich dazu, Urlaubszeit verbringen zu können. Einige Tage erlebte er in Norwegen, Bewegung ist ihm wichtig, wie er dem SONNTAG verrät: „Ich halte mich sehr bewusst gesund. Ich gehe sehr gerne laufen, das mache ich regelmäßig. Ich versuche zwei, drei Mal in der Woche meinen Körper zu trainieren, indem ich einen Ausdauersport mache. Und ich achte auch auf bewusste Ernährung. Ich bemühe mich, nicht jeden Tag Fleisch zu essen. Ich versuche mich eher vegetarisch zu ernähren und fühle mich dadurch leichter, im wahrsten Sinne des Wortes und bin auch konzentrierter.“
Sie sind ein gutes Beispiel dafür, dass Sport und Ernährung wichtig sind, auch für die weiteren Lebensjahre, um möglichst nicht in ein Krankenhaus zu müssen?
Wir sind leider in Österreich nicht gerade Weltmeister im Auf-sich-Schauen. Das sieht man, wenn man sich so die Statistiken Europas anschaut. Wir haben relativ starke Raucher, sind leider auch beim Alkoholkonsum im Spitzenfeld. Natürlich sagt irgendwann einmal der Körper, ich habe genug, auch von der wenigen Bewegung und dem zu viel Essen.
Und dann gibt’s halt die Krankheiten und es sind oftmals chronische Krankheiten, die dann kommen. Das ist etwas, das man mit mehr Selbstvorsorge eigentlich besser vermeiden könnte.
Sie arbeiten für einen Verbund von Krankenhäusern, sind selbst nicht Arzt, aber natürlich oft in Krankenhäusern. Wie nehmen Sie die Atmosphäre war?
Ich nehme diese mit einem tiefen Respekt wahr, weil das, was hier die Mitarbeitenden leisten und zwar in allen Berufsgruppen, fantastisch ist. Man darf das nicht unterschätzen, das ist ein Arbeitsplatz, in dem die Menschen stehen, in dem sie jeden Tag mit Krankheit, mit Leid, extremer Angst, auch mit Verzweiflung und Hoffnungslosigkeit zum Teil zu tun haben.
Da jeden Tag die Menschen zu motivieren oder die Perspektive Hoffnung zu geben, das Gefühl zu geben, man tut was miteinander, damit es besser wird, das ist eine ganz große Herausforderung, die diese Menschen meistern.
Werden die Mitarbeiter dabei auch unterstützt?
Wir legen ganz viel Wert auf Seelsorge und zwar nicht nur Patientenseelsorge, sondern auch Mitarbeiterseelsorge. Wir haben sehr viele Angebote, wo sich die Mitarbeitenden insbesondere auch mit den Werte-Quellen, dem christlichen Glauben auseinandersetzen können.
Ein Patient sollte ein Krankenhaus wieder gesund verlassen, das gelingt nicht immer. Ist da dieses Angebot für die Mitarbeiter dann eine Unterstützung?
Ganz massiv, weil in einem Krankenhaus verfolgen wir das Ziel der Heilung. Es ist nicht immer möglich und da dann auch loszulassen und zu sagen, jetzt müssen wir in einen anderen Modus schalten, das ist nicht leicht und da muss man auch viel Vertrauen haben in die Grundlagen unseres Lebens und in die Werte, die uns eigentlich tragen.
Das Zweite, was so wichtig ist, gerade in so einer Situation auch für diese Mitarbeitenden, ist ein funktionierendes Palliativangebot.
Werte, auch christliche Werte, sind Ihnen wichtig. Haben Sie ein eigenes Wertemanagement?
Wir haben lange gerungen um den Begriff. Kann man Werte managen? Wir haben uns entschieden, dass wir das so nennen, weil es soll auch signalisieren, dass wir Verbindlichkeit spüren, dass das nicht in der Beliebigkeit liegt.
Dass wir uns als Unternehmen zu christlichen Werten bekennen und die einfach einen Platz haben sollen im Alltag unserer Einrichtungen. Das sollen Mitarbeiter spüren und erleben, das sollen die Patienten spüren und erleben. Und ich bin felsenfest davon überzeugt, dass gerade das Gesundheitswesen eigentlich der Ort ist, wo sie ohne Werte gar nicht arbeiten können.
Welche Bedeutung haben die Ordenskrankenhäuser in Österreich?
Diese sind in Österreich nicht wegzudenken in der Versorgung. Ungefähr 20 Prozent der Patientinnen und Patienten werden in Ordensspitälern behandelt. Sie sind auch offen für alle. Wir behandeln vor allem sozialversicherte Patienten. Das ist der größte Anteil von unseren Patienten, weil nahezu 99 Prozent der Menschen sozialversichert sind. Aber wir haben auch privatversicherte Patienten, das ist allerdings ein kleinerer Anteil.
Und dann haben wir auch zum Teil nicht versicherte Patienten, weil wir auch hier immer wieder Sozialprojekte haben, oder soziale Töpfe, wo wir auch Menschen versorgen, die sonst nirgends mehr hin können.
Die Menschen werden älter, viele leben allein. Was bedeutet das für Krankenhäuser und Pflegeheime?
Wir bieten alternative Wohnformen, betreutes Wohnen, wo ein Mensch sich eine Wohnung mietet in einem Haus und er dann von uns pflegerisch betreut wird. Damit wollen wir dem gerecht werden, dass Menschen natürlich lieber zu Hause alt werden und nicht in ein Pflegeheim wollen, aber trotzdem auch Unterstützung brauchen.
Es gibt mittlerweile technische Möglichkeiten, um einen Menschen, der alleine zu Hause wohnt, trotzdem medizinisch und pflegerisch zu beobachten, ohne dass er dann immer gleich ins Krankenhaus muss oder in eine Ordination.
Ein persönliches Steckenpferd von Ihnen ist die Musik, genauer gesagt die Rockmusik. Sie sind Sänger und Gitarrist einer Rockband, die sich im Namen für ihre Französischkenntnisse entschuldigt.
Was für mich zu den faszinierendsten Sachen zählt, die man tun kann, nämlich gemeinsam Musik machen. Man glaubt gar nicht, wie kompliziert es ist, weil man dort nichts anderes tut als Gefühle zu zeigen und zwar öffentlich.
Versuchen Sie einmal zugleich Gitarre zu spielen und zu singen. Da haben Sie keine anderen Probleme mehr in dieser Zeit.
Über die Zukunft von Krankenhäusern und sein Hobby Musik spricht Michael Heinisch im Sommergespräch auf radio klassik Stephansdom am
Montag, 19. August um 17.30 Uhr,
DaCapo am
Sonntag, 25. August, 17.30 Uhr.
Nachhören im Podcast
zur Person
Michael Heinisch
Geboren
am 27. August 1967
AusbildunG, Beruf
Studium an der Wirtschaftsuniversität, danach Arbeit im Management-Zentrum St. Gallen und bei der VA Tech.
Hobby:
Gitarrist und Sänger der Hobby-Rockband „Excuse My French“.
Zur Vinzenz-Gruppe zählen mehrere Spitäler wie der Göttliche Heiland, das St.-Josef- und das Herz-Jesu-Krankenhaus, das Orthopädische Spital Speising in Wien sowie das Ordensklinikum Linz und die Krankenhäuser der Barmherzigen Schwestern.
Privat
Leben ist…
Entwicklung und zwar auch die Entfaltung seines Potenzials, das man bekommen hat. Ich glaube, dass man da auch eine Verantwortung hat, wirklich aus sich was rauszuholen. Leben ist für mich auch füreinander da sein.
Sonntag ist…
einfach ein ganz wichtiger Moment der Unterbrechung in unserem Leben, das ganz schön schnell ist, wenn man so hinein denkt. Es ist ein Moment des Innehaltens.
Viele Menschen gehen auch in die Kirche, um mit anderen in einer Gemeinschaft diese Unterbrechung zu machen. Die Kirche und der christliche Glaube liefern uns fantastische Rituale, die uns unterbrechen und uns immer wieder innehalten lassen.
Glaube ist…
das Fundament, auf dem ich stehe, auf dem ich meine Entscheidungen treffe und mit dem ich auch das Leben gut leben und manchmal auch ertragen kann. Da nehme ich meine Hoffnung und meinen Halt her. Auch bei meinen zwei Töchtern, die ich immer wieder bewusst segne.
Ich kann ihnen nicht alle Probleme, Risiken und Gefahren des Lebens vom Hals halten. Deswegen brauche ich da jemanden, der mir dabei hilft. Diesen Segen kann ich ja nur geben, weil ich glaube.
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