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10.04.2005

Ostern in Galiläa

Von hier aus begann einen neue Geschichte.

Evangelienkommentar von Kardinal Schönborn

für den 3. Sonntag der Osterzeit am 10. April 2005,

(Joh 21,1-14)

Es ist schon etwas ganz Besonderes, über dieses Evangelium an Ort und Stelle nachzudenken. Ich schreibe diese "Gedanken zum Evangelium" in Israel, in Galiläa, genauer auf dem "Berg der Seligpreisungen", mit einem unbeschreiblichen Blick auf den ganzen See Genesareth, auch "See von Tiberias" genannt; links die Golan-Höhen, rechts das "Taubental", durch das Jesus auf seinem Weg von Nazareth nach Kapharnaum gezogen ist.

 

Wenn auch der Frieden im Heiligen Land noch immer nicht gesichert ist und noch viele Schritte notwendig sind, um ihn zu festigen, so ist doch zumindest eine etwas ruhigere Zeit eingekehrt. Ein Aufatmen ist zu spüren. Die Pilger sind wieder da. Man traut sich wieder, die heiligen Stätten der Bibel zu besuchen. Besonders für die Christen im Land ist das eine Überlebensfrage. Zu viele sind in den vergangenen Jahren schon ausgewandert, weil sie keine Zukunft sahen.

 

Ostern in Galiläa: Dankbar darf ich, mit einer österreichischen Pilgergruppe, die Tage nach dem Fest der Auferstehung Jesu gerade an den Orten erleben, wo Jesus sich als der Auferstandene gezeigt hat. Die Erscheinung, von der das heutige Evangelium spricht, ereignete sich am Ufer des Sees Genesareth, wo Jesus so oft mit seinen Jüngern war. Für die Apostel ist diese Gegend voller Erinnerungen. Hier waren die meisten von ihnen zu Hause. Hier hatten sie ihre Familien, ihren Beruf als Fischer, Zollbeamte, Handwerker. Hier waren sie Jesus begegnet, hatten alles verlassen, um ein unstetes, armes Wanderleben zu beginnen. Hier hatten sie Jesus als Rabbi, als Lehrer erlebt, dem die Menschen in Massen zuliefen, dem sie an den Lippen hingen. Hier hatten sie seine unglaublichen Wunder gesehen, wie er Kranke einfach durch ein Wort gesund machte, tausende Menschen mit fünf Broten sättigte, bei tosendem Sturm über das Wasser des Sees ging.

 

Aber all das war jetzt Vergangenheit. Nach der anfänglichen Begeisterung hatte sich die Stimmung gewendet. Jesus hat nicht nur liebe Worte gesagt und schöne Wunder gewirkt, sondern auch Forderungen gestellt. Er hat zur Umkehr aufgerufen, hohe sittliche Ansprüche gestellt und den Glauben an Gott und an ihn erwartet. Das war den Meisten zu viel. So ließen viele wieder ab von ihm, die Schar um ihn wurde kleiner, und als er schließlich am Kreuz vor den Toren der Stadt Jerusalem hing, konnte man seine Getreuen an den Fingern abzählen.

 

Zwar gab es dann die große Freude des Ostertages. Sein Grab war leer, und Er selber erschien ihnen, lebendig, aber doch nicht mehr von dieser Welt; leibhaft, aber doch nicht greifbar. Irgendwie musste das Leben weitergehen. Also zurück zum alten Beruf, in die alte Heimat. Fischer wie eh und je. Mit Glück oder mit Pech. "In dieser Nacht fingen sie nichts." Da sehen sie einen am Ufer. Und als sich ihre leeren Netze überraschend füllen, packt es sie: "Es ist der Herr!"

 

Am Ufer wartet er mit einem Mahl. Von hier aus begann einen neue Geschichte. Bald wird er ihnen sagen: Geht hinaus in alle Welt und macht alle Menschen zu meinen Jüngern. Sie haben es getan, sie tun es bis heute, und wir mit ihnen.

 

An der Stelle, wo damals vermutlich Jesus den Jüngern am Ufer erschienen ist, darf ich heute die heilige Messe feiern. Die Geschichte mit Jesus ist nicht zu Ende. Sie ist lebendig wie am ersten Tag, damals, zu Ostern in Galiläa.

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Evangelium für den 3. Sonntag der Osterzeit am 10. April 2005, (Joh 21,1-14)

Danach offenbarte sich Jesus den Jüngern noch einmal. Es war am See von Tiberias und er offenbarte sich in folgender Weise.

 

Simon Petrus, Thomas, genannt Didymus (Zwilling), Natanaël aus Kana in Galiläa, die Söhne des Zebedäus und zwei andere von seinen Jüngern waren zusammen. Simon Petrus sagte zu ihnen: Ich gehe fischen. Sie sagten zu ihm: Wir kommen auch mit. Sie gingen hinaus und stiegen in das Boot. Aber in dieser Nacht fingen sie nichts.

 

Als es schon Morgen wurde, stand Jesus am Ufer. Doch die Jünger wussten nicht, dass es Jesus war. Jesus sagte zu ihnen: Meine Kinder, habt ihr nicht etwas zu essen? Sie antworteten ihm: Nein. Er aber sagte zu ihnen: Werft das Netz auf der rechten Seite des Bootes aus und ihr werdet etwas fangen. Sie warfen das Netz aus und konnten es nicht wieder einholen, so voller Fische war es.

 

Da sagte der Jünger, den Jesus liebte, zu Petrus: Es ist der Herr! Als Simon Petrus hörte, dass es der Herr sei, gürtete er sich das Obergewand um, weil er nackt war, und sprang in den See. Dann kamen die anderen Jünger mit dem Boot - sie waren nämlich nicht weit vom Land entfernt, nur etwa zweihundert Ellen - und zogen das Netz mit den Fischen hinter sich her.

 

Als sie an Land gingen, sahen sie am Boden ein Kohlenfeuer und darauf Fisch und Brot. Jesus sagte zu ihnen: Bringt von den Fischen, die ihr gerade gefangen habt. Da ging Simon Petrus und zog das Netz an Land. Es war mit hundertdreiundfünfzig großen Fischen gefüllt, und obwohl es so viele waren, zerriss das Netz nicht.

 

Jesus sagte zu ihnen: Kommt her und esst! Keiner von den Jüngern wagte ihn zu fragen: Wer bist du? Denn sie wussten, dass es der Herr war. Jesus trat heran, nahm das Brot und gab es ihnen, ebenso den Fisch.

 

Dies war schon das dritte Mal, dass Jesus sich den Jüngern offenbarte, seit er von den Toten auferstanden war. 

 


 

Weiterführende Informationen:

 

  • Mehr Informationen über Kardinal Schönborn.
  • Mehr Texte über die Heilige Schrift.

 

 

Fragen an Kardinal Schönborn?

 

  • per Video auf www.fragdenkardinal.at
  • an sein Sekretariat.

 

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