Es gibt auf Erden keinen Frieden, wo nicht mit dem Himmel, mit Gott Frieden geschlossen wird.
Es gibt auf Erden keinen Frieden, wo nicht mit dem Himmel, mit Gott Frieden geschlossen wird.
Evangelienkommentar von Kardinal Schönborn
für den Palmsonntag, 1. April 2007,
(Lk 22,14-23,56)
So oft schon habe ich dieses Evangelium gehört und gelesen. Palmsonntag. Der Einzug Jesu in Jerusalem, bescheiden auf einem jungen Esel reitend: Die Szene ist vertraut, und doch auch wieder fremd. Eine kleine Beobachtung hat mich nachdenklich gemacht. Ein Pfarrer, der seine Bibel sehr gut kennt, hat mich darauf hingewiesen. Es geht um den freudigen Zuruf der Jünger, als Jesus sich der Stadt nähert: "Im Himmel Friede und Herrlichkeit in der Höhe.
Was aber ist das Verwunderliche? Dass die Botschaft zu Weihnachten so anders lautete. Im bekannten Weihnachtsevangelium singen die Engel: "Ehre sei Gott in der Höhe und Frieden auf Erden den Menschen Seiner Gnade." Das war damals die hoffnungsvolle Botschaft bei der Geburt des Jesuskindes im Stall von Bethlehem. Bis heute wird überall zu Weihnachten die Hoffnung besungen, dass Frieden auf Erden sei: oder dort werde, wo kein Frieden ist.
Was ist aus dieser Hoffnung geworden? Warum rufen die Leute Jesus jetzt zu: "Im Himmel Frieden?" Gibt es den Frieden also doch nicht auf Erden? Hat das Kind von Bethlehem, der Mann aus Nazareth es doch nicht geschafft, den Frieden vom Himmel auf die Erde zu bringen? Denn dass im Himmel Frieden ist, was hilft uns das, wenn er nicht zu uns auf die Erde kommt?
Die nächsten Tage werden ja zeigen, wie es um den verheißenen Frieden steht. Jesus wird von einem immer größeren Hass getroffen, der nicht ruht, bis er am Kreuz hängt und dort unter unsäglichen Qualen stirbt. Der trostlose Kreis der Gewalt, der Ungerechtigkeit und des Todes schließt auch Jesus ein. Keiner entkommt ihm. Kein Frieden auf Erden in Sicht!
Oder doch? Kommt der zu Weihnachten verheißene Frieden doch noch auf die Erde? In einem Menschen ist er wirklich schon bei uns "gelandet". Eben dieser eine, der da ohne Macht und Pomp in Jerusalem einzieht, trägt den Frieden des Himmels in sich. Worin besteht er?
Es gibt auf Erden keinen Frieden, wo nicht mit dem Himmel, mit Gott Frieden geschlossen wird. Die tiefste Wurzel allen Unfriedens ist der Unfriede mit Gott. Jesus geht seinen Weg in völliger Eintracht mit Gott seinem Vater. Er ist bereit, selbst das Kreuz zu leiden, weil es Gottes Wille ist. Sein Ja zum Kreuz bringt Frieden, ihm selber und uns allen. Wieso?
Wir sagen von Menschen, die sich weit von Gott entfernt haben und dann, oft durch manches Leid geläutert, zu Ihm zurück finden, dass sie "ihren Frieden mit Gott gemacht haben". Dazu ist Jesus am Palmsonntag nach Jerusalem gekommen, um für uns "mit Gott Frieden zu machen". Dazu hat er das Kreuz getragen. Deshalb ist der zu Weihnachten verheißene Frieden erst mit dem Karfreitag, mit Ostern wirklich auf Erden angekommen.
Nach dieser Rede zog Jesus weiter und ging nach Jerusalem hinauf.
Als er in die Nähe von Betfage und Betanien kam, an den Berg, der Ölberg heißt, schickte er zwei seiner Jünger voraus und sagte: Geht in das Dorf, das vor uns liegt. Wenn ihr hineinkommt, werdet ihr dort einen jungen Esel angebunden finden, auf dem noch nie ein Mensch gesessen hat. Bindet ihn los und bringt ihn her! Und wenn euch jemand fragt: Warum bindet ihr ihn los?, dann antwortet: Der Herr braucht ihn.
Die beiden machten sich auf den Weg und fanden alles so, wie er es ihnen gesagt hatte. Als sie den jungen Esel losbanden, sagten die Leute, denen er gehörte: Warum bindet ihr den Esel los? Sie antworteten: Der Herr braucht ihn. Dann führten sie ihn zu Jesus, legten ihre Kleider auf das Tier und halfen Jesus hinauf.
Während er dahinritt, breiteten die Jünger ihre Kleider auf der Straße aus. Als er an die Stelle kam, wo der Weg vom Ölberg hinabführt, begannen alle Jünger freudig und mit lauter Stimme Gott zu loben wegen all der Wundertaten, die sie erlebt hatten.
Sie riefen: Gesegnet sei der König, der kommt im Namen des Herrn. Im Himmel Friede und Herrlichkeit in der Höhe!
Da riefen ihm einige Pharisäer aus der Menge zu: Meister, bring deine Jünger zum Schweigen! Er erwiderte: Ich sage euch: Wenn sie schweigen, werden die Steine schreien.