„Kehrt um und glaubt an das Evangelium!“
Im griechischen Originaltext des Evangeliums heißt dieses Wort „Kehrt um“ auch „Denkt um“, „Ändert euer Denken“, „Ändert eure Gesinnung, euren Geist“.
„Kehrt um und glaubt an das Evangelium!“
Im griechischen Originaltext des Evangeliums heißt dieses Wort „Kehrt um“ auch „Denkt um“, „Ändert euer Denken“, „Ändert eure Gesinnung, euren Geist“.
Gedanken von Kardinal Christoph Schönborn
zum Evangelium am 1. Fastensonntag,
1. März 2009 (Mk 1,12-15)
Die meisten neuen Autos haben heute schon ein GPS. Es ist ein kleines technisches Wunderwerk. Verbunden mit Satelliten zeigt es genau die Strecke an, die zu dem Ziel führt, das man eingegeben hat. Ich staune immer neu, wie so etwas funktionieren kann. Wenn man nun von der genauen Route abweicht und anders fährt, kommt ein Zeichen (und eine Stimme sagt es auch): Bitte wenden! Es besagt: Umdrehen! Sie sind auf der falschen Straße, Sie haben sich in der Richtung geirrt.
Bitte wenden! Das sagt auch Jesus im heutigen Evangelium zum Beginn der Fastenzeit. „Kehrt um und glaubt an das Evangelium!“ Im griechischen Originaltext des Evangeliums heißt dieses Wort „Kehrt um“ auch „Denkt um“, „Ändert euer Denken“, „Ändert eure Gesinnung, euren Geist“.
Um Wende geht es in der Fastenzeit. Viele von uns spüren, dass wir in einer Wendezeit leben. Manche spüren es schmerzlich. Alles deutet darauf hin, dass die „fetten Jahre“ vorbei sind und wir in „magere Jahre“ kommen. Wirtschaftlich wird es weniger, Arbeitsplätze wackeln, die Zukunft sieht unsicher aus.
Jesus spricht aber nicht von einer Zeit, die schlechter wird. Ganz im Gegenteil. Seine Botschaft ist voller Hoffnung. Er spricht von einer guten Nachricht, einer freudigen Botschaft (denn das bedeutet ja das Wort „Evangelium“). Und er lädt dazu ein, seiner freudigen Nachricht zu vertrauen: Ihr könnt euch auf sie verlassen. Sie stimmt! Sie ist keine leere Versprechung.
Was ist aber diese „Frohbotschaft“? „Das Reich Gottes ist nahe!“ Jesus bringt vor allem diese Aussicht: Gottes Reich ist nahe! Aber was heißt das? Damals herrschte ein ganz anderes Reich: das der Römer. Es war mächtig, weltweit, und es ließ dem kleinen Volk Jesu, den Juden, wenig Freiraum. Heute herrscht das Reich der Globalisierung, der Finanzmärkte, der Weltwirtschaft. Uns geht es dabei gar nicht so schlecht. Aber wir erleben, wie abhängig wir alle von diesem „Weltreich“ sind.
Jesus spricht von einem anderen Reich. Seinem, Gottes Reich. Und dieses sei ganz nahe, sagt er. Wo ist es? Wie sieht es aus? Um es zu finden, musst du wenden, umkehren, die Richtung ändern. Sind wir denn in der falschen Richtung unterwegs? Ja, wenn du noch nicht die frohe Botschaft kennen gelernt hast! Wenn du noch nicht weißt, wie nahe dir Gott ist! Wenn du noch glaubst: Gott ist nur der „liebe“ Gott zu mir, wenn ich keine Fehler habe und nichts falsch mache.
Jesus hat nicht mit dem Reich Gottes gedroht. Er hat uns geradezu gebeten: Glaubt doch an die Liebe! Glaubt, dass sie möglich ist! Glaubt wirklich an den Gott, der die Liebe ist. Er ist ganz nahe. Sein Reich ist euch nahe. Vertraut ihm. Sprecht mit ihm. Kehrt um von eurer Angst um die Zukunft. Er wird bei euch sein, auch in schwierigen Zeiten. Auch in mageren Jahren.
Später hat Jesus einmal gesagt: „Das Reich Gottes ist mitten unter euch.“ Wo wir einander achten, füreinander da sind, einer des anderen Last mitträgt, da ist das Reich Gottes nahe, mitten unter uns. Das Evangelium ist so etwas wie das GPS Jesu in unserem Leben. Es zeigt uns den Weg zu einem glücklichen Leben. Und wenn wir in die falsche Richtung gehen, zeigt uns dieses GPS: „Bitte wenden!“
In jener Zeit trieb der Geist Jesus in die Wüste.
Dort blieb Jesus vierzig Tage lang und wurde vom Satan in Versuchung geführt.
Er lebte bei den wilden Tieren, und die Engel dienten ihm.
Nachdem man Johannes ins Gefängnis geworfen hatte, ging Jesus nach Galiläa; er verkündete das Evangelium Gottes und sprach: Die Zeit ist erfüllt, das Reich Gottes ist nahe.
Kehrt um, und glaubt an das Evangelium!