Für die allerkleinsten, die in der Justizanstalt mit ihren Müttern leben, war die Weihnachtsfeier ein ganz besonderer Moment.
Für die allerkleinsten, die in der Justizanstalt mit ihren Müttern leben, war die Weihnachtsfeier ein ganz besonderer Moment.
Mit rund 40 Insassinnen und 10 Bediensteten sowie einigen Ehrengästen feierte der ernannte Erzbischof Josef Grünwidl einen vorweihnachtlichen Wortgottesdienst in der Justizanstalt Schwarzau.
Die interimistische Anstaltsleiterin Julia Macheiner freute sich darüber, dass damit „der nicht immer leichte Vollzugsalltag durchbrochen wird.“
Zu Beginn des Gottesdienstes las eine Insassin ein Gedicht einer Frau vor, die bereits entlassen wurde. Darin heißt es unter anderem: „Ich bin dankbar für die vielen kleinen freudigen Dinge in meinem Leben.“ Und weiter ginge es darum Gott mit unserer Lebensgeschichte in Verbindung zu bringen, denn: „Aus Gott schöpfe ich meinen Mut und meine Kraft.“
In seiner Predigt betonte Josef Grünwidl, dass Weihnachten im Original nichts Schönes gewesen sei. Maria musste Jesus unterwegs in einem Stall zur Welt bringen. „Jesus ist in den Schmutz der Welt gekommen.“ Deshalb hat Weihnachten etwas zu tun mit den Menschen am Rand. Sie sind für Gott wichtig. „Gott steht an der Seite der schuldig gewordenen.“ Josef Grünwidl bekräftigte, wie wichtig ihm dieser Besuch in der Justizanstalt Schwarzau sei und zündete am Ende seiner Predigt drei Hoffnungslichter an:
Das erste Licht soll als Zeichen dafür stehen: „Du bist mehr als deine Schuld. Gott schaut auf das viele Gute auch in Ihrem und in meinem Leben.“
Das zweite Licht soll zeigen: „Wichtiger als deine Vergangenheit ist deine Zukunft. Weihnachten sagt: Du kannst neu anfangen.“ Grünwidl ermutigte seine Schwestern und Brüder dazu darüber nachzudenken, wie die Zeit nach Schwarzau aussehen könnte.
„Zum dritten Licht sage ich nichts und lade dazu ein, dass wir ein paar Momente still sind und darüber nachdenken, für wen dieses Licht leuchten soll.“
Anschließend an den Gottesdienst kam es zu einer Begegnung mit einigen Müttern und ihren Babys und Kindern. Nicole Meissner, Geschäftsführerin der St. Elisabeth-Stiftung der Erzdiözese Wien und Josef Grünwidl überreichten Geschenke für die Kinder und ihre Mütter. Abschließend fragte Josef Grünwidl: „Machen wir ein Abkommen? Ich bete für Sie und Ihre Kinder und Sie beten für mich.“ Die Mütter nahmen die Abmachung gerne an.
Im Hof der Justizanstalt gab es dann die Möglichkeit zum Gespräch bei Punsch und Offenkartoffeln.
Eine Frau, die als Vorarbeiterin in der Produktionswerkstatt arbeitet erzählt, dass sie bei ihrer Arbeit darauf achte, dass alle verlässlich arbeiten und jede Frau dort eingesetzt wird, wo ihre Potenziale liegen. Ihr sei es wichtig zu arbeiten. Nebenbei hat sie in der Haft ein Kinderbuch geschrieben, das sie nach ihrer Entlassung veröffentlichen möchte. Sie sei ein sehr gläubiger Mensch: „Sonst würde ich die Haft nicht so gut verkraften.“ Ihren Mann vermisse sie sehr. Auf die Frage, ob die Gefangenschaft nicht eine große Belastung für die Beziehung sei, sagt sie: „Ja, aber ich habe das Gefühl sie schweißt uns sogar noch mehr zusammen. Ich habe gar nicht gewusst, dass mein Mann so toll schreiben kann, wir schreiben uns viele und lange Briefe.“
Zwei andere Frauen wohnen in einer sogenannten Wohngruppe. Dabei teilen sich 16 Frauen einen Wohnbereich, zu dem ein Wohnzimmer gehört und man auch miteinander kochen kann. Auch die Wäsche darf man sich selbst waschen. „Das gibt uns eine gewisse Eigenständigkeit und bereitet uns gut auf das Leben danach vor.“
Bernhard Haschka, katholischer Seelsorger in Schwarzau sagt: „Die Rolle des Seelsorgers ist eine dankbare, grundsätzlich freut man sich, wenn man ihn trifft.“ Besonders schön an seiner Aufgabe sei es sehr vertrauliche Gespräche anbieten zu können. Außerdem sei es ihm wichtig „immer eine gute Stimmung mitzubringen. Humor ist total wichtig.“ Diese gute Stimmung lässt sich auch durch Musik ausdrücken. Haschka leitet einen Chor im Gefängnis und sagt, dass Musik ein wichtiger Bestandteil der Seelsorge sei. In seinen seelsorglichen Gesprächen helfe ihm auch seine Ausbildung in der Traumapädagogik. Eine Botschaft, die Haschka den Menschen im Gefängnis mitgibt: „Für heute die Hoffnung nicht aufgeben. Alles geht, Schritt für Schritt.“
Bereits seit fünf Jahren ist er an ein bis zwei Tagen die Woche in der Justizanstalt Schwarzau als Vertrauensperson für viele ein wichtiger Anker.

Seelsorger Bernhard Haschka begleitete die Feier mit der Gitarre.
In der Justizanstalt Schwarzau in Niederösterreich sind rund 220 Inhaftierte untergebracht, die Mehrheit sind Frauen. Hier kommen alle Frauen aus ganz Österreich zusammen, deren Haftstrafe länger als 18 Monate dauert, vereinzelt auch kürzer. Dadurch sind die Aufrechthaltung des Kontakts mit der Familie oder die Entlassungsvorbereitungen oftmals erschwert.
„Diese inhomogene Gruppe - Alter, Herkunft, Religion, viel Hafterfahrung oder wenig, Mütter mit Kinder, lebenslange Haftstrafen - stellt im Alltag eine besondere Herausforderung für Bedienstete aber auch für die Insassinnen selbst dar,“ erläutert Julia Macheiner, die interimistische Anstaltsleiterin. Auch schwangere Jugendliche oder Jugendliche zur Entwöhnungsbehandlung kommen nach Schwarzau.
Ein besonderer Fokus liegt auf der Förderung von Bildung und der finanziellen und emotionalen Unabhängigkeit von Männern. Neben verschiedenen Berufsausbildungen, werden etwa Basiskurse zu Finanzthemen angeboten.
Seit dem Frühjahr 2025 gibt es in der Justizanstalt ein, im österreichischen Strafvollzug einzigartiges, Projekt. Dabei werden Frauen in die Arbeitswelt außerhalb der Justizanstalt vermittelt, vorrangig zur Ausbildung aber auch zur Arbeit in alle Branchen, von der Rechtsanwaltskanzlei über die Systemgastronomie bis hin zur Reinigungskraft. Zuvor werden sie umfangreich auf Fähigkeiten und Stärken getestet und im Bewerbungsprozess unterstützt. „Mittlerweile wurden bereits einige Frauen auf Grund dieser Intervention früher entlassen,“ freut sich Macheiner.
Mehr Fotos gibt es in unserer Bildergalerie.
Josef Grünwidl, Nicole Meissner, Anstaltsleiterin Julia Macheiner und Generaldirektor für die österreichischen Justizanstalten Friedrich Alexander König