Manchmal genügte schon ein Lächeln, ein Blick in ein Gesicht, oder ein schöner Moment in der Natur. Diese oft ganz kurzen Momente gaben mir neue Kraft, meinen Weg weiterzugehen.
Manchmal genügte schon ein Lächeln, ein Blick in ein Gesicht, oder ein schöner Moment in der Natur. Diese oft ganz kurzen Momente gaben mir neue Kraft, meinen Weg weiterzugehen.
Gedanken von Kardinal Christoph Schönborn
zum Evangelium am 2. Fastensonntag,
8. März 2009 (Mk 9,2-10)
Gleich zu Beginn der Fastenzeit liest die Kirche ein Evangelium, das aufs Erste gesehen so gar nicht zum Ernst dieser Bußzeit zu passen scheint: die „Verklärung“ Jesu auf dem hohen Berg. Wieso diese Auswahl? Ich glaube, der Grund liegt auf der Hand. Der Zeitpunkt des Ereignisses erklärt seinen Platz in der Fastenzeit.
Jesus ist auf dem Weg von Galiläa nach Jerusalem. Immer deutlicher sagt er seinen Begleitern, dass schwere Tage vor ihm liegen. Er spricht ganz offen davon, dass ihn in Jerusalem Ablehnung, Leid, ja der Tod erwarten. Für seine Anhänger eine traurige Aussicht. Sie können nicht verstehen, wieso das so kommen soll. Sie erwarten sich von Jesus einen siegreichen Weg, die Befreiung ihres Landes, ihres Volkes von Besatzung und Unterdrückung.
Wer von uns geht schon gern auf Leiden zu? Wer wehrt sich nicht ganz instinktiv gegen eine solche Aussicht? Wir sind nicht für das Leid geschaffen. Auch für Jesus war das so. Er suchte nicht das Leid um des Leides willen. Aber er wusste, dass er es auf sich nehmen musste, dass er es sich und den Seinen nicht ersparen konnte. Aber sie sollten wissen: Das Leiden hat nicht das letzte Wort. Es ist Durchgang, enge Pforte, die sich auf ein neues, unzerstörbares Glück öffnet.
Das sollte den drei Aposteln zur Gewissheit werden, die er mit sich nahm, als er einen hohen Berg bestieg, um mit ihnen alleine zu sein. Da werden sie Zeugen eines unvergesslichen Moments. Vor ihren Augen verwandelt er sich, wird strahlend, leuchtend. Sein Gewand blendend weiß. Und in diesem Glanz die Erscheinung der beiden großen Propheten des Alten Bundes, Mose und Elia, die mit Jesus sprechen.
Es muss ein unbeschreibliches Glücksgefühl gewesen sein, denn Petrus will gleich da bleiben. Das Glück soll andauern. Zugleich ist es ein erschreckendes Erlebnis: So stark die Nähe Gottes zu erfahren, hat etwas Unheimliches an sich. Dazu die Stimme, die ihnen sagt, dass Jesus auf dem richtigen Weg ist, ganz Gottes Willen tut, und dass sie sich deshalb eng an ihn halten sollen.
Das Erlebnis auf dem Berg bleibt ein einmaliger Moment. Aber es sollte den Aposteln helfen, nicht an Jesus irre zu werden, wenn die schweren Stunden des Leidens und das grauenhafte Los der Kreuzigung da sein werden. Sie sollen nicht vergessen, dass Jesus wirklich Gottes „geliebter Sohn“ ist und dass nach dem Leid das Glück kommen wird, die Auferstehung.
Beim Evangelium von der Verklärung Jesu muss ich immer an meine eigene Erfahrung denken. Ich hatte als junger Universitätsprofessor (ich wurde schon mit 30 Professor) eine schwere Zeit, in der ich körperlich und seelisch stark belastet war. Ich war zeitweise wirklich an der Grenze. Da durfte ich immer wieder die Erfahrung von solchen hellen, lichten Momenten machen, vor allem in Begegnungen mit Menschen. Manchmal genügte schon ein Lächeln, ein Blick in ein Gesicht, oder ein schöner Moment in der Natur. Diese oft ganz kurzen Momente gaben mir neue Kraft, meinen Weg weiterzugehen. Es waren für mich Augenblicke des Trostes, der Stärkung, der Hoffnung: Es wird schon gut werden! Ich glaube, Jesus will jedem von uns gelegentlich solche Erfahrungen schenken: Verklärung, auch in meinem Leben!
In jener Zeit nahm Jesus Petrus, Jakobus und Johannes beiseite und führte sie auf einen hohen Berg, aber nur sie allein.
Und er wurde vor ihren Augen verwandelt; seine Kleider wurden strahlend weiß, so weiß, wie sie auf Erden kein Bleicher machen kann.
Da erschien vor ihren Augen Elija und mit ihm Mose, und sie redeten mit Jesus.
Petrus sagte zu Jesus: Rabbi, es ist gut, dass wir hier sind. Wir wollen drei Hütten bauen, eine für dich, eine für Mose und eine für Elija. Er wusste nämlich nicht, was er sagen sollte; denn sie waren vor Furcht ganz benommen.
Da kam eine Wolke und warf ihren Schatten auf sie, und aus der Wolke rief eine Stimme: Das ist mein geliebter Sohn, auf ihn sollt ihr hören.
Als sie dann um sich blickten, sahen sie auf einmal niemand mehr bei sich außer Jesus.
Während sie den Berg hinabstiegen, verbot er ihnen, irgendjemand zu erzählen, was sie gesehen hatten, bis der Menschensohn von den Toten auferstanden sei.
Dieses Wort beschäftigte sie, und sie fragten einander, was das sei: von den Toten auferstehen.