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05.04.2009

Der Esel, den Jesus braucht

Lieber arm und friedlich auf einem Esel als kriegerisch und gewalttätig auf hohem Ross!

Gedanken von Kardinal Christoph Schönborn

zum Evangelium am Palmsonntag,

5. April 2009 (Mk 11,1-10)

Auf einem Esel kann man nicht in den Krieg ziehen. Die Reiterheere kamen hoch zu Ross. Das Pferd war jahrhundertelang das Reittier der Krieger. Und auch Winnetou kann man sich nur auf einem Pferd vorstellen. Ein Esel passt nicht zu einem Helden. War Jesus kein Held? Warum wollte er auf einem Esel in Jerusalem einziehen? Wollte er sich lächerlich machen? Hat ihm niemand ein ordentliches Pferd zur Verfügung stellen können? War er, waren seine Anhänger einfach zu arm?

 

Der Palmesel ist berühmt geworden. Er wurde Teil der Folklore am Palmsonntag, wie die Palmzweige. Aber warum war er Jesus so wichtig? Warum ließ er sich einen Esel bringen? Weil Jesus damit etwas zum Ausdruck bringen wollte. Der Evangelist Matthäus gibt dafür die Erklärung. Er sagt: „Das ist geschehen, damit sich erfüllt, was durch den Propheten gesagt worden ist: Sagt der Tochter Zion: Siehe, dein König kommt zu dir. Er ist friedfertig, und er reitet auf einer Eselin.“ Diese Worte aus dem Propheten Sacharia wendet Jesus auf sich selber an. Durch sie gibt er zu verstehen, wie er sein Königsein, seine Herrschaft versteht.

„Ja, ich bin ein König!“ Diese klare Antwort gibt der gefesselte Mann aus Galiläa dem Vertreter des Kaisers, dem Statthalter Pontius Pilatus. Aber was für ein König! Nicht mit großer Truppenmacht rückt er gegen Jerusalem heran, sondern unscheinbar, auf einem Esel reitend, wie ein Bauer vom Land, der seine Waren in die Stadt bringt.

 

Unter den vielen Tausenden Pilgern in Jerusalem, knapp vor dem Osterfest, wird das kaum viel Aufsehen gemacht haben, als die kleine Gruppe von Anhängern Jesu ihn mit „Hosanna“-Rufen begrüßt und ihm zujubelt. Er war wirklich keine militärische Gefahr. Er war weder ein Aufwiegler noch ein fanatischer Kämpfer. Und dennoch hatten die Obrigkeiten Angst vor ihm. Er verführt das Volk! So fürchten sie. Er bringt Unruhe ins Volk. Man fürchtet die römische Besatzungsmacht, will keinen Ärger mit ihr. Also wird es einige Tage später zur Gefangennahme und Verurteilung Jesu kommen. Ans Kreuz, wie ein Verbrecher.

 

Aber Jesu Botschaft bleibt. Damals wie heute will er nicht mit Macht und Gewalt daherkommen. Er ist friedfertig und will Frieden bringen. Daher hat er den Esel als Reittier gewählt. So kann es keinen Zweifel an seiner Absicht geben. Lieber arm und friedlich auf einem Esel als kriegerisch und gewalttätig auf hohem Ross!

 

Der Esel Jesu! Ist er nicht ein Symbol für unsere Zeit? Zeigt uns Gott nicht, dass wir bescheidener werden sollten? Nicht mit der Macht von Medien, Kapital und Militär kommt Jesus in unsere Zeit, sondern in der unscheinbaren Gestalt des Dienenden. Ich meditiere gern über den Palmsonntagsesel. Eigentlich finde ich mich ganz gut in ihm wieder. Auch er ist ja ein „Christusträger“. Mein Name Christoph bedeutet ja im Griechischen Christusträger. Es ist ein schöner Dienst, Christus zu den Menschen bringen zu dürfen. Und es tröstet mich, dass Er sich für diesen hohen Dienst nicht ein edles Pferd ausgesucht hat - sondern einen schlichten Esel!

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Evangelium für den Palmsonntag, 4.5.2009, (Mk 11,1-10)

Es war einige Tage vor dem Osterfest als sie in die Nähe von Jerusalem kamen, nach Betfage und Betanien am Ölberg, schickte Jesus zwei seiner Jünger voraus.

 

Er sagte zu ihnen: Geht in das Dorf, das vor uns liegt; gleich wenn ihr hineinkommt, werdet ihr einen jungen Esel angebunden finden, auf dem noch nie ein Mensch gesessen hat. Bindet ihn los, und bringt ihn her! Und wenn jemand zu euch sagt: Was tut ihr da?, dann antwortet: Der Herr braucht ihn; er lässt ihn bald wieder zurückbringen.

 

Da machten sie sich auf den Weg und fanden außen an einer Tür an der Straße einen jungen Esel angebunden, und sie banden ihn los. Einige, die dabeistanden, sagten zu ihnen: Wie kommt ihr dazu, den Esel loszubinden? Sie gaben ihnen zur Antwort, was Jesus gesagt hatte, und man ließ sie gewähren.

 

Sie brachten den jungen Esel zu Jesus, legten ihre Kleider auf das Tier, und er setzte sich darauf. Und viele breiteten ihre Kleider auf der Straße aus; andere rissen auf den Feldern Zweigen von den Büschen ab und streuten sie auf den Weg.

 

Die Leute, die vor ihm hergingen und die ihm folgten, riefen: Hosanna! Gesegnet sei er, der kommt im Namen des Herrn! Gesegnet sei das Reich unseres Vaters David, das nun kommt. Hosanna in der Höhe!

 

 


 

Weiterführende Informationen:

 

  • Mehr Informationen über Kardinal Schönborn.
  • Mehr Texte über die Heilige Schrift.

 

 

Fragen an Kardinal Schönborn?

 

  • per Video auf www.fragdenkardinal.at
  • an sein Sekretariat.

 

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