Dies war schon das dritte Mal, dass Jesus sich den Jüngern offenbarte, seit er von den Toten auferstanden war.
Dies war schon das dritte Mal, dass Jesus sich den Jüngern offenbarte, seit er von den Toten auferstanden war.
Gedanken von Kardinal Christoph Schönborn
zum Evangelium am 3. Sonntag der Osterzeit,
18. April 2010 (Joh 21.1-19)
Gibt es einen schöneren Platz um über das heutige Evangelium nachzudenken als den, wo es sich abgespielt hat? Am Ufer des Sees Genezareth! Ich bin Gott dankbar, hier einige Tage als Pilger verbringen zu können und am Ufer des Sees, dort, wo Jesus den Aposteln nach Ostern erschien, mit den Pilgern die Heilige Messe feiern zu können.
Jesus ist uns zwar nicht sichtbar erschienen, aber wir wissen und glauben fest: Er ist auferstanden und er ist da, besonders in den Gestalten von Brot und Wein, wenn sie in der Messe gewandelt werden, wenn sie der Leib und das Blut Jesu geworden sind. Heuer erlebe ich dieses Geschenk ganz besonders stark, es ist Trost und Hilfe.
Nach den schweren Wochen, die (hoffentlich) hinter uns liegen, die die Kirche in unserem Land schwer erschüttert haben und die Wunden gezeigt haben, die erst heilen müssen, tut es gut, zu den Ursprüngen unseres Glaubens zurückzukehren: Dorthin, wo alles anfing. Und vor allem zu dem, mit dem alles aufging: zu Jesus!
Mir ist in diesen Wochen des schmerzlichen Bekanntwerdens von Missbrauch in der Kirche so deutlich bewusst geworden: Die Besinnung auf Jesus Christus tut Not!
Hier in Galiläa hat sich die verschreckte und erschütterte kleine Schar der Jünger Jesu wieder gesammelt, nach der Katastrophe des Karfreitag, nach dem schrecklichen Kreuzestod ihres Meisters. Sie waren wieder heimgekehrt in ihre Dörfer, ihren alten Beruf. Petrus geht wieder fischen, wie vorher, ehe er Jesus kennengelernt und für ihn alles verlassen hatte. Das Leben geht weiter…
Und doch ist alles anders. Sie hatten ja schon in Jerusalem am dritten Tag das Grab Jesu leer gefunden. Und sogar Ihn selber gesehen. Und er hatte sie aufgefordert, heimzugehen nach Galiläa. Dort werde er sie wieder treffen…
Galiläa, das hieß heimkehren zur Familie, zum Beruf. Wie würde es weitergehen? War alles zu Ende, was sie mit Jesus erlebt hatten? Da geschieht so etwas wie ein Neuanfang. Nach einer völlig erfolglosen Nacht des Fischens steht Jesus am Ufer. Winkt ihnen. Spricht sie an. Noch erkennen sie ihn nicht, übernächtig von der vergeblichen Arbeit. Werft das Netz nochmals aus, sagt der Unbekannte am Ufer. Sie tun`s und können die Netze kaum herausziehen, so voll von Fischen sind sie.
Da ist klar: Es ist der Herr! Jesus ist das! Und wartet auf sie! Und dann die entscheidende Frage. Jesus stellt sie dem Petrus. Aber im Grunde stellt er sie jedem Christen: Liebst du mich?
Diese Frage bewegt mich nach den schmerzlichen Wochen. Kann ich, können wir wie Petrus einfach antworten: Du weißt doch alles. Du weißt, dass ich dich liebe? Nur diese Antwort zählt. Es gäbe keinen Missbrauch in kirchlichen Einrichtungen, durch Priester, durch Erzieher, und auch nicht in Familien, wenn diese Antwort ehrlich gegeben werden könnte. Wenn wir wirklich den Weg Jesu gehen, dann wird das nicht wieder geschehen. Dann gibt es einen echten Neuanfang. Eine Auferstehung nach dem Karfreitag. Mit dieser Hoffnung kehre ich aus Galiläa wieder nach Wien zurück. Jesus wird mich nicht enttäuschen. Hoffentlich ich ihn auch nicht.
Danach offenbarte sich Jesus den Jüngern noch einmal.
Es war am See von Tiberias, und er offenbarte sich in folgender Weise. Simon Petrus, Thomas, genannt Didymus (Zwilling), Natanaël aus Kana in Galiläa, die Söhne des Zebedäus und zwei andere von seinen Jüngern waren zusammen. Simon Petrus sagte zu ihnen: Ich gehe fischen. Sie sagten zu ihm: Wir kommen auch mit. Sie gingen hinaus und stiegen in das Boot. Aber in dieser Nacht fingen sie nichts.
Als es schon Morgen wurde, stand Jesus am Ufer. Doch die Jünger wussten nicht, dass es Jesus war. Jesus sagte zu ihnen: Meine Kinder, habt ihr nicht etwas zu essen? Sie antworteten ihm: Nein. Er aber sagte zu ihnen: Werft das Netz auf der rechten Seite des Bootes aus, und ihr werdet etwas fangen. Sie warfen das Netz aus und konnten es nicht wieder einholen, so voller Fische war es.
Da sagte der Jünger, den Jesus liebte, zu Petrus: Es ist der Herr! Als Simon Petrus hörte, dass es der Herr sei, gürtete er sich das Obergewand um, weil er nackt war, und sprang in den See. Dann kamen die anderen Jünger mit dem Boot - sie waren nämlich nicht weit vom Land entfernt, nur etwa zweihundert Ellen - und zogen das Netz mit den Fischen hinter sich her. Als sie an Land gingen, sahen sie am Boden ein Kohlenfeuer und darauf Fisch und Brot.
Jesus sagte zu ihnen: Bringt von den Fischen, die ihr gerade gefangen habt. Da ging Simon Petrus und zog das Netz an Land. Es war mit hundertdreiundfünfzig großen Fischen gefüllt, und obwohl es so viele waren, zerriss das Netz nicht. Jesus sagte zu ihnen: Kommt her und esst!
Keiner von den Jüngern wagte ihn zu fragen: Wer bist du? Denn sie wussten, dass es der Herr war. Jesus trat heran, nahm das Brot und gab es ihnen, ebenso den Fisch. Dies war schon das dritte Mal, dass Jesus sich den Jüngern offenbarte, seit er von den Toten auferstanden war.
Als sie gegessen hatten, sagte Jesus zu Simon Petrus: Simon, Sohn des Johannes, liebst du mich mehr als diese? Er antwortete ihm: Ja, Herr, du weißt, dass ich dich liebe.
Jesus sagte zu ihm: Weide meine Lämmer!
Zum zweiten Mal fragte er ihn: Simon, Sohn des Johannes, liebst du mich? Er antwortete ihm: Ja, Herr, du weißt, dass ich dich liebe. Jesus sagte zu ihm: Weide meine Schafe!
Zum dritten Mal fragte er ihn: Simon, Sohn des Johannes, liebst du mich?
Da wurde Petrus traurig, weil Jesus ihn zum dritten Mal gefragt hatte: Hast du mich lieb? Er gab ihm zu Antwort: Herr, du weißt alles; du weißt, dass ich dich lieb habe.
Jesus sagte zu ihm: Weide meine Schafe! Amen, amen, das sage ich dir: Als du noch jung warst, hast du dich selbst gegürtet und konntest gehen, wohin du wolltest. Wenn du aber alt geworden bist, wirst du deine Hände ausstrecken, und ein anderer wird dich gürten und dich führen, wohin du nicht willst.
Das sagte Jesus, um anzudeuten, durch welchen Tod er Gott verherrlichen würde. Nach diesen Worten sagte er zu ihm: Folge mir nach!