Jesus hat die Zehn Gebote immer wieder in Erinnerung gerufen. Sie sind die Grundlage eines geordneten Zusammenlebens.
Jesus hat die Zehn Gebote immer wieder in Erinnerung gerufen. Sie sind die Grundlage eines geordneten Zusammenlebens.
Gedanken von Kardinal Christoph Schönborn
zum Evangelium 6. Sonntag im Jahreskreis,
13. Februar 2011 (Mt 5,17-37)
Die oben zitierte Redewendung ist bei uns oft zu hören. Gott sei Dank, kann man sagen, ist bei uns das Morden nicht an der Tagesordnung. Ja, viele können ruhiges Gewissen sagen: Ich habe niemanden umgebracht!
Jesus hat die Zehn Gebote immer wieder in Erinnerung gerufen. Sie sind die Grundlage eines geordneten Zusammenlebens. Das Fünfte Gebot: „Du sollst nicht töten“, ist die Voraussetzung für ein friedliches Zusammenleben.
Dasselbe gilt vom Sechsten Gebot: „Du sollst nicht die Ehe brechen!“ Wir alle wissen, welcher Segen es ist, wenn die Beziehungen halten und auch in Krisen standhalten. Das Siebte Gebot: „ Du sollst nicht stehlen“, ist die Grundlage für ein gedeihliches wirtschaftliches Zusammenleben. Und das Achte Gebot: „Du sollst kein falsches Zeugnis geben!“, oder kurz: „Du sollst nicht lügen!“ ist die Voraussetzung, dass das gegenseitige Vertrauen herrscht.
Aber wie steht es wirklich mit dem Halten der Gebote? Sie sind ja nicht irgendwie willkürliche Vorschriften, die ein weltlicher Gesetzgeber erlassen hat, wie er Verkehrsvorschriften per Gesetz erlässt. Die Zehn Gebote sind die sittlichen Mindestforderungen, damit das Miteinander von uns Menschen gelingen kann. Wo Lügen, Morden, Stehlen, Ehebrechen zur Alltäglichkeit werden, wird das Zusammenleben zur Hölle.
In seiner Bergpredigt geht Jesus aber viel weiter. Damals, auf der Anhöhe über dem See Genezareth, hat Jesus sein „neues Gesetz“ verkündet. Bis heute ist es Maßstab und Herausforderung. Er geht weiter und tiefer als die Zehn Gebote, bis an die Wurzeln von Gut und Böse.
Ja, es ist gut und schön, sagen zu können: „Ich habe niemanden umgebracht!“ Auch nicht mit Worten? In Gedanken? Vielleicht kann ich sagen: Auch in Worten und Gedanken habe ich niemandem den Tod gewünscht. Gut so! Aber Worte können dennoch viel zerstören. Und erst recht Gedanken, die sich im Herzen einnisten: Zorn und Eifersucht, Neid und Missgunst. All das, so zeigt Jesus, ist zwar kein Mord. Aber es kann andere ganz schön zerstören. Wer von uns kann sagen, dass das in seinem Leben nie vorgekommen sei?
Es ist etwas Schönes, wenn zwei Menschen sagen können: Unsere Ehe ist nie durch Ehebruch getrübt worden. Gott sei Dank gibt es das, und es verdient große Anerkennung. Aber Jesus geht noch weiter. Es geht nicht nur um die äußere Treue, dass sozusagen „nichts passiert“. Es gibt auch die Abgründe des Herzens, die Untreue der Blicke und Gedanken. Wer ist davor immer bewahrt geblieben?
Und wie steht es mit der Wahrheit, dem Achten Gebot? Hoffentlich haben wir nie einen Meineid geschworen. Aber wie oft halten wir es mit der Wahrheit nicht so genau? Ist mein Wort ein klares Ja, ein klares Nein, ein wahres Wort?
In jener Zeit sprach Jesus zu seinen Jüngern: Darum sage ich euch: Wenn eure Gerechtigkeit nicht weit größer ist als die der Schriftgelehrten und Pharisäer, werdet ihr nicht in das Himmelreich kommen.
Ihr habt gehört, dass zu den Alten gesagt worden ist: Du sollst nicht töten; wer aber jemand tötet, soll dem Gericht verfallen sein. Ich aber sage euch: Jeder, der seinem Bruder auch nur zürnt, soll dem Gericht verfallen sein.
Ihr habt gehört, dass gesagt worden ist: Du sollst nicht die Ehe brechen. Ich aber sage euch: Wer eine Frau auch nur lüstern ansieht, hat in seinem Herzen schon Ehebruch mit ihr begangen.
Ihr habt gehört. dass zu den Alten gesagt worden ist: Du sollst keinen Meineid schwören, und: Du sollst halten, was du dem Herrn geschworen hast.
Ich aber sage euch: Schwört überhaupt nicht. Euer Ja sein ein Ja, euer Nein ein Nein; alles andere stammt vom Bösen.