„So gebt dem Kaiser, was dem Kaiser gehört“. Gebt ihm sein Geld! Und „gebt Gott, was Gott gehört“.
„So gebt dem Kaiser, was dem Kaiser gehört“. Gebt ihm sein Geld! Und „gebt Gott, was Gott gehört“.
Gedanken von Kardinal Christoph Schönborn
zum Evangelium für den 29. Sonntag im Jahreskreis,
16. Oktober 2011 (Mt 22,15-21)
Steuern zahlen-das war immer schon ein heikler Punkt. Wer tut es schon gerne? Wir wissen alle, dass es notwendig ist, und finden meist, dass zu viel verlangt wird. Steuern zu hinterziehen ist strafbar. Es ist auch moralisch verwerflich. Nicht unmoralisch ist es hingegen, “steuerschonend“ vorzugehen und von der Steuer abzusetzen, was erlaubt ist.
Auch Zurzeit Jesu war die Steuerfrage umstritten, aber in viel radikalerer Weise als heute. Es gab die „Tempelsteuer“, eine Art Religionsabgabe, die Jesus selbstverständlich zahlte. Es gab aber auch die Steuern, die „der Kaiser“ einhob, also die römische Besatzungsmacht. Gegen diese gab es politischen und religiösen Widerstand.
Man wollte nun Jesus eine Falle stellen: sagt er nein zur kaiserlichen Steuer, kann man ihn den Römern als Revolutionär anzeigen. Sagt er zur Steuer ja, dann können sie ihn im eigenen Volk als Verräter und Kollaborateur mit der verhassten Besatzungsmacht hinstellen.
Jesu Antwort entlarvt die böse Absicht der Gegner. Er lässt sich ein Geldstück zeigen. Es trägt Bild und Namen des Kaisers. Nach strenger religiöser Auffassung dürfte ein Jude es gar nicht in die Hand nehmen, da die Bibel (im Alten Testament) jegliches Abbild von Menschen verbietet. Im Alltag aber geht es nicht, ohne Geld in die Hand zu nehmen, auch wenn es eigentlich den Juden verboten wäre.
„So gebt dem Kaiser, was dem Kaiser gehört“. Gebt ihm sein Geld! Und „gebt Gott, was Gott gehört“. Was gehört dem Kaiser, und was Gott? Dieses Wort Jesu hat Weltgeschichte gemacht. Es geht weit über die Steuerfrage hinaus. Denn es hat eine Unterscheidung in die Welt gebracht, die ganz weitreichende Folgen hat: der Kaiser ist nicht Gott. Gott ist größer als alle weltliche Macht. Der Kaiser ist zu ehren und zu achten, aber nicht anzubeten.
Deshalb haben die Christen von Anfang an Religion und Politik unterschieden. Bis heute gibt es die Versuchung, die Politik der Religion zu unterwerfen, oder die Religion für die Politik einzuspannen. Auch die Christen haben dieser Versuchung oft nicht widerstanden.
Alle Diktaturen haben versucht, sich die Religion zu unterwerfen. So der Kommunismus bis heute. Die Kirche soll ganz vom Staat abhängen. Deshalb wurde und wird immer wieder alles unternommen, um die Kirche von Rom, vom Papst loszulösen (so zurzeit in China). Andere wollen, den Staat völlig der Religion unterordnen. Das geschieht heute vor allem im islamischen Bereich mit dem Versuch, das islamische Recht (Scharia) zum einzigen staatlichen Recht zu machen.
Jesus hat Gott und den Kaiser klar unterschieden. Der Kaiser ist nicht Gott. Die Politik ist nicht das Heil. Sie ist ein Dienst für die Menschen, für Gerechtigkeit und Frieden. Mehr soll sie nicht wollen. Nur Gott ist des Menschen letztes Ziel. Und der Garant seiner Freiheit.
In jener Zeit kamen die Pharisäer zusammen und beschlossen, Jesus mit einer Frage eine Falle zu stellen. Sie veranlassten ihre Jünger, zusammen mit den Anhängern des Herodes zu ihm zu gehen und zu sagen: Meister, wir wissen, dass du immer die Wahrheit sagst und wirklich den Weg Gottes lehrst, ohne auf jemand Rücksicht zu nehmen; denn du siehst nicht auf die Person.
Sag uns also: Ist es nach deiner Meinung erlaubt, dem Kaiser Steuer zu zahlen, oder nicht? Jesus aber erkannte ihre böse Absicht und sagte: Ihr Heuchler, warum stellt ihr mir eine Falle?
Zeigt mir die Münze, mit der ihr eure Steuern bezahlt! Da hielten sie ihm einen Denar hin. Er fragte sie: Wessen Bild und Aufschrift ist das? Sie antworteten: Des Kaisers.
Darauf sagte er zu ihnen: So gebt dem Kaiser, was dem Kaiser gehört, und Gott, was Gott gehört!