Damals, nach Ostern, als Jesus einigen Aposteln am See Genezareth erschien und mit ihnen gemeinsam Mahl hielt, da fragte er den Petrus dreimal hintereinander, ob er ihn denn liebe.
Damals, nach Ostern, als Jesus einigen Aposteln am See Genezareth erschien und mit ihnen gemeinsam Mahl hielt, da fragte er den Petrus dreimal hintereinander, ob er ihn denn liebe.
Gedanken von Kardinal Christoph Schönborn
zum Evangelium am 3. Sonntag der Osterzeit,
14. April 2013 (Joh 21, 1a.14-19)
Am 13. März, also vor einem Monat, haben wir Kardinäle in der berühmten Sixtinischen Kapelle im Konklave den neuen Papst gewählt: Franziskus ist der Name, den Kardinal Bergoglio für sich gewählt hat. In diesen ersten dreißig Tagen seines neuen Amtes hat Papst Franziskus für viel Überraschung gesorgt. Seine einfache, direkte, menschennahe Art hat viele begeistert. Die Römer haben "ihren" Bischof gleich mit offenen Herzen angenommen.
Was aber hat die 115 Kardinäle im Konklave bewogen, gerade ihn zu wählen, einen Hirten fast "vom Ende der Welt" zum Papstamt zu rufen? Was erwarten sie vom neuen Papst? Was muss er können? Gibt es überhaupt einen, der alle die vielen Gaben und Begabungen mitbringt, die für dieses wohl schwierigste Amt der Kirche notwendig sind?
Jesus gibt eine einfache Antwort, und sie ist nicht nur für Petrus gültig, sondern für alle seine Nachfolger. Damals, nach Ostern, als Jesus einigen Aposteln am See Genezareth erschien und mit ihnen gemeinsam Mahl hielt, da fragte er den Petrus dreimal hintereinander, ob er ihn denn liebe. Dreimal antwortete Petrus fest und klar: "Ja, Herr, du weißt, dass ich dich liebe." Freilich schmerzte es ihn, dass Jesus die Frage gleich dreimal stellte. Es dürfte ihm bewusst geworden sein, dass dieses mehrmalige Fragen damit zu tun hatte, dass er Jesus dreimal verleugnet hatte, damals als Jesus gefangen war und die Leute Petrus als einen seiner Jünger erkannt haben: "Ich kenne diesen Jesus nicht!" – hat Petrus energisch behauptet, bis plötzlich ein Hahn krähte…
"Liebst du mich?" Die Antwort des Petrus ist ehrlich. Er liebt seinen Meister wirklich, und deshalb hat ihn sein Verrat so bitter geschmerzt, deshalb ist seine Reue so tief. Weil er Jesus wirklich von Herzen liebt, spürt er den Schmerz seiner Reue neu, als Jesus ihn noch ein drittes Mal fragt: "Liebst du mich?"
Beim Konklave musste ich auch mehrmals an diese Szene aus dem Evangelium denken. Wen sollen wir wählen? Wer soll der nächste Papst sein? Jesus stellt nicht eine lange Liste von Eigenschaften auf. Nur Eines will er wissen. Nur eine "Qualifikation" muss der "Kandidat" haben: "Liebst du mich?" Wenn er darauf ehrlich Ja sagen kann, dann wird Jesus ihn zum Hirten machen: "Weide meine Schafe!"
Papst Franziskus hat vom ersten Moment an mit vielen Zeichen gezeigt, dass er ein Hirte ist, der zu den Menschen geht, ihnen nahe ist, ihre Herzen anspricht und öffnet. Seine Freiheit gegenüber dem Protokoll, seine Herzlichkeit, seine spürbare Güte, all das hat eine tiefe Quelle. Er hat uns anvertraut, dass er sehr früh aufsteht, um halb Fünf. Da nimmt er sich Zeit für Stille und Gebet. Seine Liebe zu den Menschen wurzelt in seiner Liebe zu Jesus. Deshalb ist sie "ansteckend", leuchtet sie aus seinem Gesicht.
"Habt keine Angst vor der Güte und der Zärtlichkeit!", sagte Papst Franziskus in einer seiner ersten Ansprachen. Was braucht unsere Welt mehr als Güte und Zärtlichkeit?
In jener Zeit offenbarte Jesus sich den Jüngern noch einmal. Es war am See von Tiberias. Dies war schon das dritte Mal, dass Jesus sich den Jüngern offenbarte, seit er von den Toten auferstanden war.
Als sie gegessen hatten, sagte Jesus zu Simon Petrus: Simon, Sohn des Johannes, liebst du mich mehr als diese? Er antwortete ihm: Ja, Herr, du weißt, dass ich dich liebe. Jesus sagte zu ihm: Weide meine Lämmer! Zum zweiten Mal fragte er ihn: Simon, Sohn des Johannes, liebst du mich? Er antwortete ihm: Ja, Herr, du weißt, dass ich dich liebe. Jesus sagte zu ihm: Weide meine Schafe!
Zum dritten Mal fragte er ihn: Simon, Sohn des Johannes, liebst du mich? Da wurde Petrus traurig, weil Jesus ihn zum dritten Mal gefragt hatte: Hast du mich lieb? Er gab ihm zu Antwort: Herr, du weißt alles; du weißt, dass ich dich lieb habe.
Jesus sagte zu ihm: Weide meine Schafe! Amen, amen, das sage ich dir: Als du noch jung warst, hast du dich selbst gegürtet und konntest gehen, wohin du wolltest. Wenn du aber alt geworden bist, wirst du deine Hände ausstrecken, und ein anderer wird dich gürten und dich führen, wohin du nicht willst.
Das sagte Jesus, um anzudeuten, durch welchen Tod er Gott verherrlichen würde. Nach diesen Worten sagte er zu ihm: Folge mir nach!