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10.12.2022 · Kardinal · Gedanken zum Evangelium

Wie mit Krisen umgehen?

Im Gefängnis überkommt Johannes ein Zweifel, der an den Grundfesten seines Lebens rüttelt. Er hat den Sinn seines Lebens auf eine einzige Aufgabe gesetzt: dem Messias, dem kommenden Erlöser, den Weg zu bereiten.

Gedanken von Kardinal Christoph Schönborn zum Evangelium vom 11. Dezember 2022.

Krisen gehören zum Leben. Sie sind meist große Herausforderungen und können einen an die Grenzen des Erträglichen bringen. Sie sind aber oft auch eine Chance, wie sich im Nachhinein herausstellt. Als Student hatte ich eine für junge Menschen nicht unübliche Krise. Welche Orientierung soll ich in meinem Leben nehmen? Ich begann ein Psychologiestudium in der Hoffnung, hier eine Antwort zu finden. Im Studienjahr 1967/68 besuchte ich die Vorlesungen von Prof. Viktor E. Frankl (1905-1997), dem großen Arzt und Psychiater. Frankl war jüdischer Herkunft. Er hat vier Konzentrationslager überlebt. Sein persönliches Zeugnis bleibt mir unvergessen. Im Kern war seine Botschaft: Krisen im Leben überwinden wir, wenn wir einen Sinn in unserem Leben sehen. Seine Lebenserfahrung hat ihm das gezeigt. Die Psychotherapie, die Viktor Frankl entwickelt hat, besteht vor allem darin, „trotzdem Ja zum Leben zu sagen“. So konnte auch das Leid, das Frankl reichlich erlitten hatte, für ihn einen Sinn bekommen. Ich bin bis heute dankbar, diesen großen Menschen gehört und erlebt zu haben.


Johannes der Täufer ist in eine radikale Lebenskrise geraten. Das ganze Drama, das er durchlebt, wird im heutigen Evangelium greifbar. Johannes ist im Gefängnis. König Herodes hat es nicht ertragen, dass Johannes ihm klar gesagt hat: „Es ist dir nicht erlaubt, die die Frau deines Bruders Philippus zur Frau zu nehmen.“ Im Gefängnis überkommt Johannes ein Zweifel, der an den Grundfesten seines Lebens rüttelt. Er hat den Sinn seines Lebens auf eine einzige Aufgabe gesetzt: dem Messias, dem kommenden Erlöser, den Weg zu bereiten. Das war der Inhalt seiner Predigt, seines Taufens der vielen Menschen, die zu ihm kamen. In Jesus von Nazareth, seinem Verwandten, glaubte er den verheißenen Messias erkannt zu haben. Warum begann Johannes daran zu zweifeln? Wir erfahren nicht, welche Gedanken ihn im Gefängnis geplagt haben. Sie müssen quälend gewesen sein, denn es ging um die radikale Frage: Habe ich mich geirrt? Ist Jesus gar nicht der Messias? Habe ich die Menschen getäuscht? Hat Gott mich in die Irre gehen lassen? Hat mein Leben überhaupt noch einen Sinn?


In seiner tiefe Not schickt er seine Jünger zu Jesus mit der Frage: „Bist du der, der kommen soll, oder sollen wir auf einen anderen warten?“ Die Antwort Jesu ist für uns alle ein Wegweiser, wie wir Krisen bewältigen können. Jesus gibt keine Ja-Nein-Antwort. Den Boten des Johannes sagt er: „Berichtet ihm, was ihr hört und seht.“ Jesus rät also, genauer hinzuhören und hinzusehen. Die Antwort auf die Krise finden wir im Leben selber. Gewiss, wir erleben nicht alle die Wunder, die Jesus gewirkt hat: dass Blinde sehend werden, Lahme gehen können, ja dass sogar Tote wieder zum Leben kommen. Doch alle können wir das Wunder des Lebens erkennen, die Schönheit der Natur, das Staunen über ein neugeborenes Kind, die Dankbarkeit über eine Heilung aus schwerer Krankheit. Viktor Frankl sagt: Das Leben stellt uns die Fragen. Wir müssen darauf antworten. Den Sinn seines Lebens sah Frankl darin, anderen zu helfen, in ihrem Leben einen Sinn zu sehen.


Hat Jesus dem Johannes geholfen, auf seine Frage eine Antwort zu bekommen? Ihm und uns allen sagt Jesus: „Selig, wer an mir keinen Anstoß nimmt.“ Wir nehmen daran Anstoß, dass Gott nicht alle Probleme löst, dass Jesus nicht alles Leid der Welt beseitigt hat. Er hat Johannes nicht aus dem Gefängnis befreit, wie dieser vielleicht erhofft hatte. Aber eines dürfen wir annehmen: Johannes hat den Frieden in seinem Herzen gefunden. Sein Leben hat einen Sinn gehabt.

 

erstellt von: Kardinal Christoph Schönborn
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Evangelium vom 11.12.2022

Matthäus 11,2-11
In jener Zeit hörte Johannes im Gefängnis von den Taten des Christus. Da schickte er seine Jünger zu ihm und ließ ihn fragen: Bist du der, der kommen soll, oder sollen wir auf einen anderen warten? Jesus antwortete ihnen: Geht und berichtet Johannes, was ihr hört und seht: Blinde sehen wieder und Lahme gehen; Aussätzige werden rein und Taube hören; Tote stehen auf und Armen wird das Evangelium verkündet. Selig ist, wer an mir keinen Anstoß nimmt. Als sie gegangen waren, begann Jesus zu der Menge über Johannes zu reden: Was habt ihr denn sehen wollen, als ihr in die Wüste hinausgegangen seid? Ein Schilfrohr, das im Wind schwankt? Oder was habt ihr sehen wollen, als ihr hinausgegangen seid? Einen Mann in feiner Kleidung? Siehe, die fein gekleidet sind, findet man in den Palästen der Könige. Oder wozu seid ihr hinausgegangen? Um einen Propheten zu sehen? Ja, ich sage euch: sogar mehr als einen Propheten. Dieser ist es, von dem geschrieben steht: Siehe, ich sende meinen Boten vor dir her, der deinen Weg vor dir bahnen wird. Amen, ich sage euch: Unter den von einer Frau Geborenen ist kein Größerer aufgetreten als Johannes der Täufer; doch der Kleinste im Himmelreich ist größer als er.

 

Nachrichten

Bischofsweihe mitfeiern – in der Pfarre

Die gemeinsamen Feierhefte für das Fest der Weihe und Amtseinführung unseres neuen Erzbischofs können ab Anfang Januar bestellt werden.

Gesprächsgruppe: „Verbindung durch Verantwortung. Eltern-Sein nach der Trennung“

An fünf Abenden werden die Bedürfnisse von Kindern und deren Eltern in den Mittelpunkt gestellt und neben Fach-Inputs einer Expertin auch genügend Raum für eigene Fragen und Austausch in der Gruppe gegeben. 

Gefängnisseelsorge verteilt Teddybären an Kinder von Inhaftierten

Mit den Stofftieren sollen Kinder, die in der Justizanstalt Josefstadt auf ihren inhaftierten Elternteil warten, Trost, Zuwendung und Geborgenheit erfahren. Für die Aktion bittet die Gefängnisseelsorge um Spenden.

Krippenführungen in der Dominikanerkirche S. Maria Rotunda

In der Weihnachtszeit lädt die Dominikanerkirche S. Maria Rotunda zu drei stimmungsvollen Krippenführungen ein, bei denen Pfarrer P. Christoph J. Wekenborg OP die historische Klosterkrippe aus dem Grödnertal näher vorstellt.

Mariazeller-Feier am Stephansplatz

Herzliche Einladung zur Mariazeller-Feier mit Bischofsvikar P. Mag. Erich Bernhard COp am Freitag, dem 19. Dezember, um 18:00 Uhr in der Curhauskapelle am Stephansplatz 3 (1. Stock, Lift).

Podcast Lebenswerk feiert einjähriges Jubiläum mit Live‑Ausgabe vom Gesundheitstag

Die Jubiläumsfolge macht spürbar, wie stark gemeinsame Werte, Kooperation und spirituelle Wurzeln die Arbeit der Ordensspitäler in Österreich prägen.

Türme der Wiener Votivkirche nachts nun mit Lichtkunstwerk

Installation von Billi Thanner auf zweithöchster Wiener Kirche regt zum Nachdenken über die Unendlichkeit an.

Im Vatikan endet ein Jahr der Extreme

Das Eineinhalb-Päpste-Jahr 2025 - Von Kathpress-Rom-Korrespondentin Severina Bartonitschek

Ostkirchen: Tradition und Identität in Diaspora-Situationen bewahren

Wiener Ostkirchen-Experte Németh referierte bei internationaler Ostkirchen-Konferenz in Paris - Nachfolgetagung 2026 zum Thema liturgische Identität in Planung

Europäische Synodenexperten beraten in Linz

Katholische Privat-Universität Linz als zentraler Ort der Vernetzung in Umsetzungsphase der Weltsynode für eine synodalere Kirche - Theologin Csiszar in "Task Force für Synodalität" des Rats der Europäischen Bischofskonferenzen berufen - 2026 europäische Synodalitätskonferenz in Oberösterreich

P. Christian Stranz SVD startet zweite Amtszeit als Provinzial der Steyler Missionare

Die Ordensleitung in Rom hat P. Christian Stranz für weitere drei Jahre zum Leiter der Mitteleuropäischen Provinz der Steyler Missionare bestätigt. Ab Mai 2026 beginnt seine zweite Amtsperiode, in der zentrale Weichen für die Zukunft der Provinz gestellt werden.

Licht ist ein Symbol in allen Kulturen und Religionen. Es schenkt Geborgenheit und besiegt die Dunkelheit. Im Christentum ist die Osterkerze Vorbild für alle anderen brennenden Kerzen und Symbol für Christi Sieg über den Tod und die Finsternis des Bö

Weihnachtsfeiern für einsame Menschen in Wiener Pfarren

Wer Weihnachten nicht allein feiern möchte, den laden Wiener Pfarren zu gemeinsamen Feiern bei Speis und Trank, Liedern und gemütlichem Beisammensein unter dem Christbaum ein.

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Eine Lichtskulptur der Künstlerin Billi Thanner strahlt ab 16. Dezember zwischen den Türmen der Votivkirche über Wien. Es handelt sich um einen liegenden Achter, das Unendlichkeitssymbol.

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Advent- der Inbegriff von Spannung zwischen Sehnsucht nach Innerlichkeit und angespannter Betriebsamkeit. Heiligenfeste bieten Kontrapunkte,

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Papst mahnt: Synodaler Weg braucht mehr innerdeutschen Dialog

Papst Leo XIV. sieht den Reformprozess der deutschen Kirche noch nicht am Ziel. Beim Rückflug aus dem Libanon mahnte er mehr innerdeutschen Dialog an – und warnte vor Machtgefällen, die Stimmen vieler Gläubiger zum Verstummen bringen könnten. Vielfalt in der Synodalität sei kein Bruch, sondern Stärke.

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Bürgermeister Ludwig: Bibelerzählung von Sturm am See „Anleitung für Politiker“

Herausforderungen mit kühlem Kopf zu meistern und die Nerven nicht wegzuschmeißen, könne man von der Bibel lernen, so der Wiener Bürgermeister bei der „Nacht der Stille“ im Stephansdom.

Votivkirche: Palästina-Banner entfernt

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Stephansdom: „Herbergssuche“ mit Segnung und Verteilung der Barbara-Zweige

 

Stift Engelszell: Ein Abschied mit Gewicht

Engelszell lebt weiter: Nach dem Ende der Trappistenära übernimmt die Diözese Linz die Verantwortung für das Stift.

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Erstmals Guadalupe-Fest im Stephansdom: Spanischsprachige Messe am 12. Dezember – Priester Curiel Rojas nennt Feier „zentrales Glaubensfest und Ausdruck von Identität“

Wien: Erzdiözese distanziert sich von Palästina-Flaggen auf Votivkirche

Kirche prüft rechtliche Schritte gegen Anbringung im Zuge einer Demonstration

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Ob live aus der Türkei oder aus heimischen Pfarren: Österreichs Medien laden ein, mitzufeiern – vor dem Bildschirm oder Radio. Ein Wochenende, das Brücken baut: zwischen Ost und West, Tradition und Gegenwart.

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