Die Geburtskirche in Bethlehem.
Die Geburtskirche in Bethlehem.
Weihnachtsfeiern im Heiligen Land mit hohen Sicherheitsvorkehrungen.
Die aktuelle Gewalt in der Welt darf nach Worten des Jerusalemer Patriarchatsleiters, Erzbischof Pierbattista Pizzaballa, nicht zu ängstlicher Abschottung führen. "Unsere Ängste bestimmen unsere Wahl und unsere Orientierung", sagte das Oberhaupt der lateinischen Katholiken im Heiligen Land in seiner Predigt am Heiligen Abend in der Bethlehemer Katharinenkirche. Weihnachten hingegen lade zur Offenheit ein, so Pizzaballa während der Mitternachtsmesse in der Geburtsstadt Jesu. An dem Gottesdienst nahm auch Palästinenserpräsident Mahmud Abbas, ein Muslim, teil.
Geschlossene Türen und befestigte Grenzen seien "eine Metapher für die Angst, die unweigerlich in der gewalttätigen Dynamik der heutigen Zeit brütet", so Pizzaballa, der im Juni als Nachfolger des altersbedingt zurückgetretenen Patriarchen Fouad Twal zum Apostolischen Administrator ernannt wurde. Die Hoffnung auf Frieden sei allzu oft enttäuscht worden. Die "Psychologie des Feindes" werde schließlich zur Ideologie und erzeuge einen aggressiven Lebensstil ohne Hoffnung für eine Zukunft.
"Weihnachten hingegen erzählt von Freude und Frieden, die kommen werden, wenn wir den guten Willen haben, Türen zu öffnen", so Pizzaballa weiter. Auf diese Weise sei es möglich, von der "Ideologie des Feindes zu einer Logik der Brüderschaft" zu gelangen.
Begleitet von hohen Sicherheitsvorkehrungen hatten die Weihnachtsfeierlichkeiten zuvor am Mittag mit dem traditionellen feierlichen Einzug des Patriarchatsleiters in Bethlehem begonnen. In einem Konvoi von Kirchenvertretern fuhr Pizzaballa von der Jerusalemer Altstadt zur Geburtsbasilika. Den Weg durch die Bethlehemer Altstadt legte der Norditaliener dabei anders als seine Vorgänger zu Fuß zurück. Anschließend zog das Katholikenoberhaupt in einer Prozession in die katholische Katharinenkirche neben der Geburtsbasilika. Dort feierte Pizzaballa um Mitternacht die zentrale Christmette. Anschließend legt er in einem traditionellen Ritus eine Figur des Jesuskindes auf jene Stelle, an der die Geburt Christi verehrt wird.
In seiner am 19. Dezember in Jerusalem vorgestellten Weihnachtsbotschaft hatte Pizzaballa der Internationalen Gemeinschaft Tatenlosigkeit in den verschiedenen Konflikten in Nahost vorgeworfen. Die Menschen seien "der leeren Slogans und fehlenden Ergebnisse müde". Insgesamt fiel die Jahresbilanz des Norditalieners bescheiden aus: 2016 sei "ein sehr schwieriges und herausforderndes Jahr" für die Region gewesen. Neben der katastrophalen Lage für Christen in Syrien, Irak und Ägypten kritisierte er auch den politischen Stillstand im israelisch-palästinensischen Konflikt.
Innerchristlich habe sich hingegen das Verhältnis deutlich verbessert, was sich unter anderem in den gemeinsamen Restaurierungsprojekten für die Geburts- und Grabeskirche zeige.
Palästinenserpräsident Mahmud Abbas hat in seiner am Freitag veröffentlichten Weihnachtsbotschaft zu friedlichem Widerstand gegen die israelische Besatzung aufgerufen. Im Blick auf die palästinensischen Christen betonte Abbas, diese seien ein integraler Teil der palästinensischen Gesellschaft.