Sein Vater hat seine Vorbehalte gegenüber des Entschlusses von Michael Landau Priester zu werden mit dem Satz geäußert: "Du hast doch schon etwas Anständiges gelernt!"
Sein Vater hat seine Vorbehalte gegenüber des Entschlusses von Michael Landau Priester zu werden mit dem Satz geäußert: "Du hast doch schon etwas Anständiges gelernt!"
Caritas-Präsident im "Report (+) plus": Begann Theologiestudium "mit dem Vorurteil des Naturwissenschafters, dass Theologie keine Wissenschaft, sondern langweilig ist".
"Naturwissenschaft und Glaube passen sehr gut zusammen": Das hat der Präsident der Caritas Österreich und studierte Biochemiker Michael Landau in einem Interview mit dem Magazin "Report (+) plus" betont.
Gott habe den Menschen ihren Verstand gegeben, "damit wir ihn benützen", betonte er. Während sich die Naturwissenschaften eher mit dem "Wie?" des Lebens beschäftigen, geht es beim Glauben nach den Worten Landaus eher um das "Woher?" und "Wohin?". Der Caritas-Chef wörtlich: "Gott ist kein Lückenbüßer für Fragen, die wir noch nicht beantworten können."
Auch er selbst habe nach seinem erfolgreichen Biochemiestudium Theologie "mit dem Vorurteil des Naturwissenschafters" zu studieren begonnen, "dass Theologie keine Wissenschaft, sondern vermutlich ungeheuer langweilig ist", berichtete Landau. "Wider Erwarten war es interessant." Nach Abschluss seiner Dissertation habe ihm sein Doktorvater bereits in einem Forschungslabor eine Stelle vermittelt und sei von Landaus Entschluss, Priester zu werden, sehr überrascht gewesen. Auch sein Vater hätte Vorbehalte mit dem Satz geäußert: "Du hast doch schon etwas Anständiges gelernt!"
Jetzt sehe er seine Aufgabe darin, dazu beizutragen, die Welt zum Positiven zu verändern und sie schöner, fröhlicher und menschenfreundlicher zu gestalten, sagte Landau. "Das ist wahrscheinlich die schönste Aufgabe, die man in der Kirche haben kann."
Rückenwind verspüre er dabei durch den mit Papst Franziskus verbundenen Kurswechsel in der katholischen Kirche. Diese habe "lange auf Fragen geantwortet, die ihr niemand mehr gestellt hat, und keine Antwort auf Fragen gegeben, die ihr gestellt wurden". Franziskus werbe für eine Kirche, die hinausgeht zu den Menschen - auch auf die Gefahr hin, sich die Hände schmutzig zu machen. Dem Pontifex sei "eine verbeulte Kirche lieber als eine Kirche, die nur um sich selbst kreist", rief der Caritas-Präsident in Erinnerung.
Wenn die Caritas an die - gegenüber der Flüchtlingsfrage zu Unrecht ins Hintertreffen geratene - Armut in Österreich erinnere, sei "der Applaus meist überschaubar", erklärte Landau. "Aber wenn die Kirche nicht mehr mahnt, wer soll es dann noch tun?" Das sei "nicht immer gemütlich, aber permanente Gemütlichkeit ist auch nicht Gegenstand der biblischen Verheißung".
Zur gegenwärtigen Polarisierung rund um den Islam äußerte sich der Caritas-Präsident in Form von Gegenfragen: "Hören wir nur die lauten Stimmen, die polarisieren? Oder sind wir auch bereit, die leisen Stimmen der Vernunft zu hören und zu stärken?" Am Dialog führe seiner Überzeugung nach kein Weg vorbei. Er verstehe, dass Menschen Sorge haben, wenn eine Religion zur Ideologie wird. Hier gelte es zwischen Islam und Islamismus unterscheiden, Landau: "Das Problem sind aber nicht Moscheen und Minarette."
Der Ansicht, Europa könnte seine Werte verlieren, wenn es sich für Menschen aus muslimisch dominierte Ländern öffnet, hielt Landau entgegen: Europa würde vielmehr seine Werte aufgeben, wenn es Schutzbedürftigen diesen Schutz verweigert. Der Einsatz für Verfolgte sei "eines der wesentlichen Fundamente unseres Kontinents".
Er halte die Rede von einer gespaltenen Gesellschaft für gefährlich und auch für unrichtig, sagte Landau. Denn jeder nehme wahrscheinlich ein Stück dieser "Spaltung in sich selbst wahr". Zugleich erlebe er eine große Hilfsbereitschaft etwa bei Angeboten von Sprachkursen oder bei Behördenwegen. Landau verwies auf eine Studie des Gemeindebundes, wonach die Bevölkerung in jenen Gemeinden, die Asylwerber aufgenommen haben, inzwischen unaufgeregter und deutlich positiver reagiere. "Wo Begegnung gelingt, legen sich die Ängste." Nach der Beobachtung Landaus seien die Sorgen und Ängste "heute ein ganzes Stück kleiner als manche sagen".