Am 26. Oktober feiern wir unseren Nationalfeiertag. In diesem Jahr gehen wir der Frage nach, ob wir stolz sein dürfen auf das, was in unserem Land in den letzten Jahrzehnten geleistet wurde.
Seit dem Jahr 1965 wird der 26. Oktober als österreichischer Nationalfeiertag gefeiert. Er erinnert uns daran, dass am 26. Oktober 1955 der Nationalrat in Form eines Verfassungsgesetzes die immerwährende Neutralität beschlossen hat.
Und dieser Tag war der erste, an dem laut Zusicherung im einige Monate davor – am 15. Mai – unterzeichneten Staatsvertrag keine fremden Truppen mehr auf österreichischem Hoheitsgebiet stehen durften.
In den vergangenen Monaten wurde in Österreich vermehrt über den Begriff „Heimat“ diskutiert und immer wieder taucht die Frage auf, ob wir in Österreich überhaupt patriotische Gefühle haben dürfen.
Wir haben den bevorstehenden Nationalfeiertag zum Anlass genommen, um bei kirchlichen Mitarbeitern nachzufragen:
Christoph Höchstätter Religionslehrer im Klemens Maria Hofbauer-Gymnasium Katzelsdorf |
Ich denke, dass wir grundsätzlich gesellige, gemütliche und traditionsbewusste Menschen sind.
Wir nehmen nicht immer alles so ernst, d. h ein Österreicher versteht in der Regel auch einen Spaß. Wir lieben unsere einzigartige Landschaft, das Schnitzel, Schweinsbraten und unsere Kaffeehäuser und vieles mehr.
Abschließend kann man feststellen, dass in Österreich besonders der Familien- und Gemeinschaftssinn ausgeprägt ist. Doch handelt es sich hier natürlich um meine subjektive Einschätzung, die man nicht verallgemeinern darf und sicher nicht auf alle Österreicher zutrifft.
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Andrea Geiger Leiterin der Stabsstelle APG |
Ich freue mich über die Schönheit des Landes. Ich liebe die Stadt Wien, und gleichzeitig fahre ich oft aufs Land um dort Energie zu tanken.
Als gebürtige Vorarlbergerin fühle ich mich überall dort besonders wohl, wo es Seen und Berge gibt.
Besonders stolz bin ich auf die Generationen vor uns, die nach dem Krieg alles wieder aufgebaut haben und damit etwas aus unserem Land gemacht haben. Dass wir in einem Land leben, in dem es den Leuten in Summe gut geht, ist diesen Menschen zu verdanken.
Und weiters bin ich stolz darauf, dass wir Österreicher heute wieder drauf kommen, dass Bio am besten schmeckt und dass wir wieder mehr Rücksicht auf unsere Natur und auf Nachhaltigkeit legen.
Ich bin dankbar, dass wir in einem Land leben, in dem wir in Freiheit so vieles tun können, unter anderem auch glauben. Das ist nicht überall so.
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Claudia Dießner Pressereferentin „Junge Kirche“ |
Ich bin stolz darauf, dass Österreich ein Sozialstaat ist!
Es ist sehr wichtig, auf das Wohl aller zu achten, die soziale Gerechtigkeit zu fördern und jedem Kind in diesem Land dieselben Chancen zu geben, sich optimal entfalten und entwickeln zu können – unabhängig davon, ob es aus einer privilegierten Familie stammt.
Ich finde es toll, dass es Angebote wie die kostenlose Lernunterstützung an Wiener Volkshochschulen gibt, den freien Eintritt in Museen für Kinder und Jugendliche bis 19 – oder Projekte wie die Kinderuni Wien.
Ich bin außerdem sehr froh, dass wir in Österreich gute, öffentliche Universitäten haben und es für Studierende finanzielle Unterstützungsangebote, Förderungen und Stipendien gibt. Das hilft sehr, dass auch Nachwuchs aus Arbeiterfamilien zumindest finanziell eine faire Chance auf eine akademische Ausbildung erhält.
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Weihbischof Stephan Turnovszky Bischofsvikar für das Vikariat Unter dem Manhartsberg |
Für mich hat die Zugehörigkeit zu Österreich in erster Linie eine geographische Bedeutung. In erster Linie ist es die Geographie, die ein Volk prägt, sie ist gewissermaßen Grundlage aller Geschichte: Zugehörigkeit zu Österreich bedeutet für mich ein beherztes und verbindliches JA zu diesem Landstrich im Osten des Alpenraumes im Herzen Europas, am südöstlichen Rand des Deutschen Sprachraumes, am Schnittpunkt zwischen romanischer und slawischer Kultur und zu den Menschen, die hier wohnen, woher immer sie auch stammen.
Ich bin stolz auf alle Bemühungen in unserem Land, die einem Zusammenleben in Freiheit (Subsidiarität) und Solidarität dienen.
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Johanna Schwanberg Direktorin des Dom Museums Wien |
Österreich kennzeichnet seit jeher die Durchmischung von Kulturen. Alleine die Sprache ist voller Lehnwörter – sei es aus dem Hebräischen, Tschechischen, Italienischen oder Jiddischen. Darauf kann das Land gerade in Zeiten der wieder zunehmenden Debatten rund um Grenzziehungen genauso stolz sein wie auf die reichhaltige Kunst-, Literatur-, Architektur- und Musikszene.
Das weltweite Ansehen Österreichs ist vor allem dessen Kunstschaffenden geschuldet, egal ob das Mozart, Schiele, Lassnig oder Haneke ist.
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Konstantin Reymaier Leiter des Referates für Kirchenmusik |
Seit Jahrhunderten ist Österreich ein Schmelztiegel verschiedener Kulturen und Völker. Das hat unser Land geprägt und eine Vielfalt ermöglicht, die ich als bereichernd empfinde und auf die wir stolz sein können.
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Lisa Lindtner Pfarrgemeinderätin von Velm-Götzendorf |
Ich bin stolz auf den Sozialstaat und die europäische Union, die uns ein friedliches Europa garantiert.
Weiters bin ich sehr glücklich darüber, dass wir seit 1945 blockfrei leben dürfen und in unserem Staat Meinungs- und Religionsfreiheit herrscht. |
Vor 70 Jahren im Jahr 1947 hatte der Franziskanerpater Petrus Pavlicek (1902-1982)in Mariazell die Inspiration für das Gebet um die Freiheit für Österreich.
Ab 1950 organisierte P. Petrus die jährliche große „Maria-Namen-Feier“ (Sühneprozession um den 12. September) über die Wiener Ringstraße. 1953 waren es 50.000 und 1954 80.000 Teilnehmer.
Mit einer Fatima-Statue im Gepäck war Pater Petrus im ganzen Land unterwegs, um die Menschen für das Rosenkranz-Gebet um die Befreiung Österreichs von der russischen Besatzungsmacht zu gewinnen.
Die Zahl stieg schnell. 1950 waren es 200.000, zwei Jahre später waren es 340.000 österreichische Mitglieder. Im Mai 1955 waren es über eine halbe Million. Unter diesen Mitbetern war Außenminister Leopold Figl und später Bundeskanzler Julius Raab.
Nach 354 erfolglosen Verhandlungen stimmte die Sowjetunion dem Staatsvertrag zu, der am 15. Mai 1955 unterzeichnet wurde.
Am 26. Oktober 1955 verließ der letzte sowjetische Soldat Österreich. Es gab sonst kein Land, von dem sich Russland zurückgezogen hatte, bis zur politischen Wende von 1989.
Bundeskanzler Julius Raab erklärte öffentlich: „Wenn nicht so viel gebetet worden wäre, so viele Hände in Österreich sich zum Gebet gefaltet hätten, so hätten wir es wohl nicht geschafft.“
Pater Petrus, für den ein Seligsprechungsverfahren im Gang ist, war auch der Textdichter des Marienliedes „Schutzfrau Österreichs“. Es wird auch am heurigen Nationalfeiertag im Stephansdom bei der Marienfeier um 17 Uhr erklingen, die der Salzburger Erzbischof Franz Lackner leiten wird: „damit durch ihre mächtige Fürbitte Friede sei in Freiheit“.
Text und Noten des Marienliedes „Schutzfrau Österreichs“ als download
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