Österreichische Hilfsorganisationen appellieren gemeinsam an die österreichische Bundesregierung, die Mittel zur Bekämpfung des weltweiten Hungers zu erhöhen.
Österreichische Hilfsorganisationen appellieren gemeinsam an die österreichische Bundesregierung, die Mittel zur Bekämpfung des weltweiten Hungers zu erhöhen.
Caritas, Diakonie, Licht für die Welt und Rotes Kreuz appellieren an Regierung: Mehrfachen Ankündigungen müssen nun Taten folgen. Caritas-Generalsekretär Schweifer: Aktuelles Dreijahresprogramm der Regierung sieht im EZA-Bereich allerdings Kürzungen vor.
Österreichische Hilfsorganisationen appellieren gemeinsam an die österreichische Bundesregierung, die Mittel zur Bekämpfung des weltweiten Hungers zu erhöhen. Den mehrfachen Ankündigung, die Mittel für Hilfe vor Ort auszubauen, müssten nun Taten folgen, sagten Vertreter von Caritas, Diakonie, Licht für die Welt und dem Roten Kreuz anlässlich des Welternährungstages am 16. Oktober und mit Blick auf die EU-Ratspräsidentschaft Österreichs bei einem Pressegespräch am Montag, 15. Oktober 2018 in Wien. Das aktuelle Dreijahresprogramm der Regierung sehe im Bereich Entwicklungszusammenarbeit (EZA) allerdings Kürzungen vor, kritisierte Christoph Schweifer, Caritas-Generalsekretär für Internationale Programme.
Konkret werde das etwa am Bekenntnis der Regierung, künftig 0,7 Prozent des Bruttoinlandsproduktes für EZA ausgeben zu wollen. Im Dreijahresprogramm sei allerdings eine Kürzung der Mittel bis 2021 auf 0,25 Prozent vorgesehen: "Wir nähern uns dem 0,7-Prozent-Ziel nicht, sondern wir entfernen uns davon. Die Mittel für die Hilfe vor Ort werden also nicht wie angekündigt mehr, sondern weniger werden", kritisierte Schweifer. Aber auch auf internationaler Ebene komme Österreich mit Blick auf die EU-Ratspräsidentschaft eine entscheidende Rolle zu. Der Caritas-Generalsekretär erwartet von der Regierung, sich für eine Erhöhung der EZA-Mittel auf EU-Ebene einzusetzen, denn immerhin sei die EU weltweit der "größte Geber" an EZA-Mitteln.
Positiv hob Schweifer die Bemühungen der Bundesregierung für das Zustandekommen eines Afrika-Gipfels hervor. Es brauche einen Zukunftspakt mit den afrikanischen Ländern, um den Hunger erfolgreich bekämpfen zu können und Migration vorzubeugen. "Wenn wir Migration bekämpfen und die Herausforderungen nachhaltig entspannen wollen, dann ist es wichtig, die Ursachen zu bekämpfen und nicht nur die Symptome zu behandeln." Migration sei eine menschliche Überlebensstrategie. Niemand verlasse freiwillige seine Heimat, es sei denn , wenn es "keine Chance zum Überleben oder keine Perspektiven für die Zukunft" gebe.
Dass es dringend eine Erhöhung der Mittel brauche, zeigten die aktuellen Zahlen der Ernährungs- und Landwirtschaftsorganisation der Vereinten Nationen: Demnach sei die Zahl Hungernder seit Jahren wieder im Steigen begriffen. Der Kampf gegen Hunger sei allerdings keine "mission impossible", so Schweifer, damit das gelinge, brauche es allerdings entsprechende Mittel.
Gerald Schöpfer, Präsident des Österreichischen Roten Kreuzes, appellierte an die Regierung, mehr in die Katastrophenvorsorge zu investieren. "Erstens, weil das Leid verhindert und zweitens weil die Kosten für Vorsorgemaßnahmen um ein Vielfaches geringer sind, als jene für die Hilfe danach." Nach wie vor würden zwei Drittel aller Mittel für die Hilfe nach einem Katastrophenfall ausgegeben.
Laut Schöpfer gehe es allerdings nicht nur um finanzielle Mittel sondern auch um Respekt für den freiwilligen Einsatz so vieler. Er nahm Bezug auf negative Aussagen von Spitzenpolitikern zum Einsatz von NGOs etwa im Mittelmeer. "Das beunruhigt mich, dass man die Arbeit der NGOs in ein derartiges Licht rückt."
Dramatische Auswirkungen hätten Krieg, Katastrophen oder Hunger vor allem auf Frauen, hob Diakonie-Direktorin Maria Katharina Moser hervor: "Frauen sind aber auch die zentralen Akteurinnen bei der Überwindung von Armut und Mangelernährung, gerade in Krisensituationen. Und sie sind wichtige Partnerinnen in Friedensprozessen und beim Wiederaufbau." Bekämen Frauen Unterstützung, werde damit der gesamten Familie und der Community geholfen.
Auf die Situation behinderter Menschen machte Licht für die Welt-Geschäftsführerin Sabine Prenn aufmerksam. Neben Frauen und Kindern hätten es oft Menschen mit Behinderungen in Katastrophen und humanitären Krisen besonders schwer. "Sie werden systematisch übersehen und vergessen", so Prenn.