Kardinal Christoph Schönborn erhielt von Diakoniedirektorin Maria Katharina Moser einen Adventkranz der auf die evangelische Tradition verweist. Heuer mit 23 Kerzen.
Kardinal Christoph Schönborn erhielt von Diakoniedirektorin Maria Katharina Moser einen Adventkranz der auf die evangelische Tradition verweist. Heuer mit 23 Kerzen.
Einsatz der Diakonie für sozial benachteiligte Kinder und Jugendliche unterstrichen.
Die neue Diakonie-Direktorin Maria Katharina Moser hat am Dienstagnachmittag, 4. Dezember 2018 bei einem Besuch im Wiener Erzbischöflichen Palais Kardinal Christoph Schönborn einen speziellen Adventkranz der Diakonie überbracht.
Der Kranz mit vier großen Kerzen für die Adventsonntage und je einer kleinen Kerze für die Werktage im Advent erinnert an den evangelischen Pfarrer Johannes Wichern, der den Adventkranz im 19. Jahrhundert für benachteiligte Jugendliche in ebendieser Form erfunden hat. Im Mittelpunkt des Gesprächs zwischen dem Wiener Erzbischof und der Diakonie-Direktorin stand die Notwendigkeit des sozialen Zusammenhalts in Österreich. Übereinstimmend hoben Kardinal Schönborn und Moser u.a. die Notwendigkeit des gemeinsamen Engagements von Diakonie und Caritas hervor.
So wie sich Wichern schon vor mehr als 175 Jahren um verwahrloste Straßenkinder in Hamburg gekümmert hatte, so verbinde die Diakonie auch heute mit dem Brauch des Adventkranzes das Engagement für sozial benachteiligte Kinder und Jugendliche, junge Menschen mit Migrationshintergrund oder mit Behinderungen, führte Moser aus. Deshalb sei der Adventkranz auch ein Symbol der Hoffnung.
Moser wies darauf hin, dass der Diakonie-Adventkranz von Jugendlichen der Inklusiven FIT-Schule hergestellt wurde. Die FIT-Schule der Diakonie gibt Jugendlichen mit Lernschwierigkeiten die Möglichkeit, weit über die Schulpflicht hinaus an ihrer Ausbildung zu arbeiten und so bessere Chancen im Leben zu bekommen. Insgesamt 45 spezielle Diakonie-Adventkränze stellten die Jugendlichen heuer her.
Moser wies am Rande der Begegnung im "kathpress"-Gespräch auch auf die jüngsten Turbulenzen rund um das Flüchtlingsheim Drasenhofen hin. Davon betroffen waren auch zwei Jugendliche aus einer Diakonie-Einrichtung. Der niederösterreichische FP-Landesrat Gottfried Waldhäusl hatte für unbegleitete minderjährige Flüchtlinge in Drasenhofen nahe an der tschechischen Grenze ein Quartier einrichten lassen, das u.a. mit Stacheldraht umgeben war und von Sicherheitsleuten mit Hunden bewacht wurde. Nachdem von vielen Seiten daran Kritik geübt wurde, wurde am vergangenen Freitag die Kinder- und Jugendanwaltschaft Niederösterreich eingeschaltet, die bei einem Lokalaugenschein feststellte, dass das Asyl-Quartier "aus jugendrechtlicher Sicht im derzeitigen Zustand nicht geeignet" sei. Die Jugendlichen wurden daraufhin sofort nach St. Gabriel bei Mödling in eine Caritas-Einrichtung verlegt.
Sie halte es für notwendig, so Moser, dass auch in Niederösterreich unbegleitete minderjährige Flüchtlinge in den Zuständigkeitsbereich der Landesrätin für Kinder- und Jugendhilfe fallen und nicht wie bisher in jene des Landesrates für Asyl.
Der Adventkranz ist eine "Erfindung" der evangelischen Kirche. Der evangelische Theologe und Pädagoge Johann Hinrich Wichern (1808-1881) sah die Not der Arbeiterfamilien und vor allem der verwahrlosten Kinder in den Vorstädten Hamburgs. Er sammelte Spenden bei wohlhabenden Bürgern und gründete eine "Rettungsanstalt" für jene Kinder, die zerlumpt und hungrig auf dem besten Weg waren, eine kriminelle Laufbahn einzuschlagen. Im sogenannten "Rauhen Haus", einem kleinen Bauernhaus, das für diesen Zweck gestiftet worden war, zog Wichern 1833 mit seiner Mutter und den ersten zwölf Burschen ein. Die Einrichtung wuchs schnell und erhielt weitere Gebäude mit mehreren Kindergruppen. Ende 1835 zog die erste Mädchengruppe in das "Rauhe Haus" ein.
Im Jahr 1839 hatte Wichern die Idee zum ersten Adventkranz. Da die Kinder im Advent ständig fragten, wie lange es denn noch bis Weihnachten sei, stellte Wichern bei den abendlichen Versammlungen ein großes Wagenrad auf und bestückte es mit Kerzen. Jeden Abend entzündete er beim Geschichtenerzählen eine weitere Kerze.
Im Laufe der Zeit gab es für Adventsonntage vier dickere Kerzen und das Rad wurde mit Tannenreisig geschmückt. Im Laufe der Zeit übernahmen Pfarrgemeinden und Familien diesen Brauch, und so hat sich der Adventkranz zu der uns heute bekannten Form entwickelt. Erst ab den 1920/30er Jahren begann sich der Adventkranz auch in der katholischen Kirche durchzusetzen. In Österreich hielt er erst nach dem Zweiten Weltkrieg flächendeckend Einzug.