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06.01.2002

Der Stern von Bethlehem

Die Natur und die Bibel, weisen ihnen den Weg zu Gott.

Evangelienkommentar von Kardinal Schönborn

zum 6.1.2002

(Matthäus 2,1-12

Im Volksmund heißt das heutige Fest immer noch "Dreikönig".

 

Die Kirche nennt es das "Fest der Erscheinung des Herrn" (Epiphanie), denn gefeiert wird die Begegnung der "Heiden" mit dem Licht der Offenbarung Gottes.

 

Dazu vorweg eine historische Bemerkung. Wir verdanken einem österreichischen Astronomen die bisher gründlichsten Studien über den "Stern von Bethlehem". Professor Konradin Ferrari d'Occhieppo, Mitglied der österreichischen Akademie der Wissenschaften, hat in jahrzehntelanger Arbeit alles erforscht, was über die "Sterndeuter aus dem Osten" und die Sternerscheinung, die sie entdeckt haben, zu finden war. Er kommt dabei zu überzeugenden Ergebnissen.

 

Im Jahre sieben vor Christus gab es eine langandauernde, sehr seltene Begegnung der beiden Planeten Jupiter und Saturn. Die babylonische Sternkunde war von hervorragender Qualität und Genauigkeit. Professor Ferrari, der von 1955 bis 1978 Vorstand des Instituts für Theoretische Astronomie an der Universität Wien war, konnte nachweisen, dass der Bericht des Matthäusevangeliums in allen Einzelheiten zuverlässig und glaubwürdig ist. Seine Ergebnisse hat er am umfassendsten in seinem Buch "Der Stern von Bethlehem in astronomischer Sicht. Legende oder Tatsache?" (1999) dargestellt. Dass Jesus Christus tatsächlich früher als im Jahre null geboren wurde ist seit langem bekannt, denn die frühmittelalterliche Berechnung seines Geburtsdatums, auf der unsere Zeitrechnung aufbaut, war fehlerhaft. Das heute wahrscheinlichste Geburtsdatum war der Winter, nach alter Überlieferung genau der 6. Jänner, des Jahres sieben vor unserer Zeitrechnung.

 

Doch zurück zur tieferen Bedeutung der Reise der Sterndeuter. Gott spricht zum Menschen nicht nur durch die Bibel, das Wort seiner Offenbarung, sondern zuerst durch "das Buch der Natur". Nicht zufällig waren große Naturwissenschaftler oft gläubige Menschen. Zu ihnen zählten auch die Gelehrten aus dem Osten, wohl aus Babylon.

 

Aber ist es nicht Aberglaube, zu glauben, dass die Sterne "Auskunft" über das menschliche Leben geben können? Wird die Astrologie in der Bibel nicht abgelehnt? Die "Sterndeuter" haben nach dem erstaunlich genauen Wissen ihrer Zeit angenommen, dass die seltene Planetenkonstellation auf ein besonderes Ereignis im jüdischen Volk, etwa auf die Geburt eines ganz besonderen Königs hinweisen muss, und deshalb sind sie nach Jerusalem gezogen, um sich kundig zu machen. In Jerusalem aber wurden sie auf die Prophezeiungen der Bibel hingewiesen, nach denen der Messias, der Erlöser in Bethlehem geboren werden sollte. Beide, die Natur und die Bibel, weisen ihnen den Weg zu Gott. So gelangen sie zum Jesuskind, fallen vor ihm nieder und huldigen ihm. Nicht den Stern beten sie an, sondern den, auf den der Stern hingewiesen hat.

 

So sind sie für alle späteren Generationen Wegweiser hin zu Christus. Nicht an den Sternen hängt unser Schicksal, denn diese, und alles im weiten Universum, weist letztlich auf den Schöpfer hin, in dessen guter Hand unser Leben ist. Im kleinen Kind von Bethlehem Gott zu finden, der uns Menschen so nahe gekommen ist, dahin führen uns die einfachen Hirten und die gelehrten Weisen aus dem Morgenland.

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Eevangelium für den 6. Jänner 2002 (Matthäus 2,1-12)

Als Jesus zur Zeit des Königs Herodes in Betlehem in Judäa geboren worden war, kamen Sterndeuter aus dem Osten nach Jerusalem und fragten: Wo ist der neugeborene König der Juden?

 

Wir haben seinen Stern aufgehen sehen und sind gekommen, um ihm zu huldigen. Als König Herodes das hörte, erschrak er und mit ihm ganz Jerusalem. Er ließ alle Hohenpriester und Schriftgelehrten des Volkes zusammenkommen und erkundigte sich bei ihnen, wo der Messias geboren werden solle. Sie antworteten ihm: In Betlehem in Judäa; denn so steht es bei dem Propheten: Du, Betlehem im Gebiet von Juda, bist keineswegs die unbedeutendste unter den führenden Städten von Juda; denn aus dir wird ein Fürst hervorgehen, der Hirt meines Volkes Israel.

 

Danach rief Herodes die Sterndeuter heimlich zu sich und ließ sich von ihnen genau sagen, wann der Stern erschienen war. Dann schickte er sie nach Betlehem und sagte: Geht und forscht sorgfältig nach, wo das Kind ist; und wenn ihr es gefunden habt, berichtet mir, damit auch ich hingehe und ihm huldige. Nach diesen Worten des Königs machten sie sich auf den Weg. Und der Stern, den sie hatten aufgehen sehen, zog vor ihnen her bis zu dem Ort, wo das Kind war; dort blieb er stehen.

 

Als sie den Stern sahen, wurden sie von sehr großer Freude erfüllt. Sie gingen in das Haus und sahen das Kind und Maria, seine Mutter; da fielen sie nieder und huldigten ihm. Dann holten sie ihre Schätze hervor und brachten ihm Gold, Weihrauch und Myrrhe als Gaben dar.

 

Weil ihnen aber im Traum geboten wurde, nicht zu Herodes zurückzukehren, zogen sie auf einem anderen Weg heim in ihr Land.

 


 

Weiterführende Informationen:

 

  • Mehr Informationen über Kardinal Schönborn.
  • Mehr Texte über die Heilige Schrift.

 

 

Fragen an Kardinal Schönborn?

 

  • per Video auf www.fragdenkardinal.at
  • an sein Sekretariat.

 

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