Wir leben in einer vergänglichen Welt. Wir sind auf Erden noch nicht am Ziel. Leben heißt Durchgang, Pilgerschaft.
Wir leben in einer vergänglichen Welt. Wir sind auf Erden noch nicht am Ziel. Leben heißt Durchgang, Pilgerschaft.
Evangelienkommentar von Kardinal Schönborn
für den 33. Sonntag im Jahreskreis 18. November 2007,
(Lk 21,5-19)
Leben wir in der Endzeit? Ist die Erde noch zu retten? Gibt es Zeichen, die darauf hinweisen, dass es dem Ende zugeht? Schon immer hat diese Frage uns Erdenbewohner beschäftigt. Kosmische Katastrophen, Kriege und Seuchen lassen die Gedanken an einen Untergang der Welt aufkommen.
Heute ist es vor allem die immer bedrohlicher werdende Klimaentwicklung auf unserem kleinen Raumschiff Erde, die eine „Endzeitstimmung“ aufkommen lässt. Die globale Erwärmung und alle ihre Folgen bewegen die Menschen weltweit: Dürre- und Flutkatastrophen, Wirbelstürme und Gletscherschmelze, Wetterkapriolen und düstere Zukunftsperspektiven heizen ein allgemeines Klima der Angst und Sorge an. Dazu kommt die Bedrohung durch „friedliche“ und kriegerische Nutzung der Atomenergie.
Manche beschwichtigen und erinnern daran, dass es solche Zukunftsängste immer schon gegeben hat - und doch stehe die Welt immer noch und drehe unaufgeregt ihre Kreise im Sonnensystem. Andere sagen: Diesmal ist die Bedrohung ernster denn je. Denn erst heute kann der Mensch selber die Erde unbewohnbar machen.
Was sagt Jesus dazu? Welche Weisung gibt das heutige Evangelium? Zuerst eine ganz nüchterne: Ja, es wird einmal alles zugrunde gehen! Nicht nur der Tempel in Jerusalem - der dann tatsächlich im Jahr 70 von den Römern zerstört wurde. Auch der geliebte Stephansdom wird einmal nicht mehr sein. Ob durch Krieg, Bomben oder Umweltkatastrophen: Einmal wird alles auf Erden untergehen. In Milliarden von Jahren werden schließlich Erde, Mond, Sonne, ja das ganze Universum vergehen.
Wir leben in einer vergänglichen Welt. Wir sind auf Erden noch nicht am Ziel. Leben heißt Durchgang, Pilgerschaft. Das ist kein Freibrief zur Ausbeutung und Zerstörung der Umwelt. Es ist nur die ganz realistische Feststellung der Vergänglichkeit.
Jesus zieht daraus eine zweite Folgerung: Lasst euch nicht verführen! Er warnt vor den falschen Propheten. Was hat der Kommunismus nicht alles versprochen! Ein Paradies auf Erden! Was haben die Nazis nicht alles phantasiert über die Herrschaft der germanischen Rasse! Alles Lug und Trug. Falsche Verheißungen. „Folgt ihnen nicht nach!“ Wo sind heute die Verführer? Nüchterne Wachsamkeit ist angesagt.
Einen dritten Hinweis gibt Jesus: „Erschreckt nicht!“ Wenn ihr von Kriegen, Gefahren, Katastrophen hört, geratet nicht in Panik! Jesus verharmlost nicht. Es wird noch schlimmer kommen; das, was jetzt geschieht, ist erst der Anfang. Zu den kosmischen und kriegerischen Schrecken wird auch noch die Verfolgung kommen! Das 20. Jahrhundert hat uns genügend gelehrt, dass alles das geschehen kann.
Was also sagt uns Jesus? Er heizt nicht die Zukunftsangst an. Selbst wenn Schweres auf euch zukommt, ich bin bei euch! Fürchtet euch nicht! Kein Haar wird euch gekrümmt! Selbst wenn es ganz schlimm kommt: Euer Leben ist in meiner Hand geborgen! Bleibt also standhaft, geduldig, treu. Bis zum Ende. Bei mir. Im Himmel.
In jener Zeit als einige darüber sprachen, dass der Tempel mit schönen Steinen und Weihegeschenken geschmückt sei, sagte Jesus: Es wird eine Zeit kommen, da wird von allem, was ihr hier seht, kein Stein auf dem andern bleiben; alles wird niedergerissen werden.
Sie fragten ihn: Meister, wann wird das geschehen, und an welchem Zeichen wird man erkennen, dass es beginnt?
Er antwortete: Gebt acht, dass man euch nicht irreführt! Denn viele werden unter meinem Namen auftreten und sagen: Ich bin es!, und: Die Zeit ist da. - Lauft ihnen nicht nach! Und wenn ihr von Kriegen und Unruhen hört, lasst euch dadurch nicht erschrecken! Denn das muss als Erstes geschehen; aber das Ende kommt noch nicht sofort.
Dann sagte er zu ihnen: Ein Volk wird sich gegen das andere erheben und ein Reich gegen das andere. Es wird gewaltige Erdbeben und an vielen Orten Seuchen und Hungersnöte geben; schreckliche Dinge werden geschehen, und am Himmel wird man gewaltige Zeichen sehen.
Aber bevor das alles geschieht, wird man euch festnehmen und euch verfolgen. Man wird euch um meines Namens willen den Gerichten der Synagogen übergeben, ins Gefängnis werfen und vor Könige und Statthalter bringen.
Dann werdet ihr Zeugnis ablegen können. Nehmt euch fest vor, nicht im Voraus für eure Verteidigung zu sorgen; denn ich werde euch die Worte und die Weisheit eingeben, so dass alle eure Gegner nicht dagegen ankommen und nichts dagegen sagen können. Sogar eure Eltern und Geschwister, eure Verwandten und Freunde werden euch ausliefern, und manche von euch wird man töten. Und ihr werdet um meines Namens willen von allen gehasst werden.Und doch wird euch kein Haar gekrümmt werden.
Wenn ihr standhaft bleibt, werdet ihr das Leben gewinnen.