Hier ist mehr Glück als in allen weltlichen Erfolgen: „Die Frucht des Geistes ist Liebe, Freude, Friede, Geduld, Milde, Güte, Sanftmut, Enthaltsamkeit.“
Hier ist mehr Glück als in allen weltlichen Erfolgen: „Die Frucht des Geistes ist Liebe, Freude, Friede, Geduld, Milde, Güte, Sanftmut, Enthaltsamkeit.“
Gedanken von Kardinal Christoph Schönborn
zum Evangelium für den
6. Sonntag der Osterzeit,
27. April 2008 (Joh 14,15-21)
„Fürsprecher“ ist in der Schweiz die übliche Bezeichnung für Anwälte. In den 16 Jahren meiner Tätigkeit in der Schweiz musste ich so manche sprachliche Besonderheit dieses Landes erlernen. „Fürsprecher“ gehörte dazu. Mir gefällt dieser Ausdruck. Ein Anwalt, ein Verteidiger in Strafsachen, soll ja wirklich Fürsprecher sein für seine Klienten.
Auch Jesus hat ein Wort aus der damaligen Rechtssprache gebraucht, als er seinen Aposteln „einen anderen Beistand“ versprach. Er verwendete wahrscheinlich das griechische Fremdwort „Paraklet“, das in die Umgangssprache der Juden Eingang gefunden hatte, so wie wir das lateinische Fremdwort „Advokat“ gebrauchen, um einen Rechtsbeistand zu bezeichnen. Und weil es hilfreich und tröstlich ist, einen starken Verteidiger, Anwalt, Fürsprecher zu haben, wird „Advokat“ manchmal auch als „Tröster“ wiedergegeben.
Wer ist er also, dieser Paraklet, dieser Advokat, dieser Anwalt und Tröster, den Jesus verspricht? Christus spricht vom Heiligen Geist: „Ich werde den Vater bitten, und er wird euch einen anderen Beistand geben, der für immer bei euch bleiben soll.“ Wir nähern uns dem Pfingstfest. Es ist das Fest des Heiligen Geistes. Wer ist Er? Wie wirkt Er?
Jesu unterscheidet deutlich: Es gibt den Geist Gottes und den Geist der Welt. Sie schließen einander aus. „Die Welt“ sieht den Geist Gottes nicht und kennt ihn nicht, sagt Jesus. Er ist ihr fremd. Sie hat keine „Antenne“ für Gottes Geist. Sie ist ganz verfangen im Sichtbaren, Greifbaren. Der „Geist der Welt“ kennt nur, was „zählt“, was sich zählen lässt und was sich auszahlt. Für ihn ist nur wirklich, was er berühren und fassen kann. Das Geistige, Unsichtbare ist ihm unwirklich, weil unsichtbar. Es gilt ihm als Einbildung.
In Wirklichkeit ist es genau umgekehrt. Das Weltliche scheint so fest und sicher. In Wirklichkeit ist es völlig flüchtig und vergänglich. Das gilt von allem, was in der Welt zählt: der Erfolg - wie schnell kippt er in Misserfolg! Das Geld - ein Börsenkrach löst Milliarden in nichts auf! Sex - wie flüchtig ist jede Lust ohne Liebe!
Anders der Geist Gottes, den die Welt nicht kennt. Er ist vor allem nachhaltig. Seine Wirkungen sind haltbar. Sie machen glücklich, und dieses Glück bleibt. Paulus nennt im Brief an die Galater eine Reihe von „Früchten“ des Heiligen Geistes, und wer sie auf sich wirken lässt, der weiß sofort: Hier ist mehr Glück als in allen weltlichen Erfolgen: „Die Frucht des Geistes ist Liebe, Freude, Friede, Geduld, Milde, Güte, Sanftmut, Enthaltsamkeit.“
Jesus hat versprochen: „Ich werde euch nicht als Waisen zurücklassen.“ Er sorgt sich um uns. Durch seinen Heiligen Geist. Er hilft uns, die Geister zu unterscheiden: den Geist der Welt und den Geist Gottes auseinander zu halten. Das ist nicht immer leicht. Wir sind alle versucht, uns vom Geist der Welt, vom Zeitgeist, von den Modetrends bestimmen zu lassen. Und damit unsere Freiheit zu verlieren. Wir sind alle der Macht der Vorurteile, dem Druck der öffentlichen Meinung ausgesetzt.
Jesus hat uns von seinem Geist gegeben. Wir haben im Heiligen Geist einen kräftigen Fürsprecher. Wir brauchen nur auf Ihn zu hören, auf Seinen Rat. Seinen Anregungen zu folgen, ist der sicherste Weg, auch heute ein freier Mensch zu werden und zu bleiben.
In jener Zeit sprach Jesus zu seinen Jüngern: Wenn ihr mich liebt, werdet ihr meine Gebote halten.
Und ich werde den Vater bitten, und er wird euch einen anderen Beistand geben, der für immer bei euch bleiben soll. Es ist der Geist der Wahrheit, den die Welt nicht empfangen kann, weil sie ihn nicht sieht und nicht kennt. Ihr aber kennt ihn, weil er bei euch bleibt und in euch sein wird.
Ich werde euch nicht als Waisen zurücklassen, sondern ich komme wieder zu euch.
Nur noch kurze Zeit, und die Welt sieht mich nicht mehr; ihr aber seht mich, weil ich lebe und weil auch ihr leben werdet.
An jenem Tag werdet ihr erkennen: Ich bin in meinem Vater, ihr seid in mir und ich bin in euch. Wer meine Gebote hat und sie hält, der ist es, der mich liebt; wer mich aber liebt, wird von meinem Vater geliebt werden und auch ich werde ihn lieben und mich ihm offenbaren.