Aber alles braucht seine Vorbereitung.
Aber alles braucht seine Vorbereitung.
Gedanken von Kardinal Christoph Schönborn
zum Evangelium am Christkönigssonntag,
23. November 2008 (Mt 25,31-46)
Heute beginnt ein neues Kirchenjahr. Der Advent fängt an. Anders als Neujahr. Anders als Silvester. Nicht mit lautem Knallen, mit Sekt und Neujahrskonzert.
Das neue Kirchenjahr beginnt still und ernst. Typisch Kirche! Werden manche sagen. Immer nur ernst, mahnend, warnend! Das stimmt sicher nicht. Die Feste werden von der Kirche gerne und freudig gefeiert, Weihnachten und Ostern besonders.
Aber alles braucht seine Vorbereitung. Der Advent bereitet Weihnachten vor, die Fastenzeit das Osterfest.
Ich erlebe es so, und ich denke, es geht anderen ähnlich: Wenn ich den Advent „schaffe“, dann ist Weihnachten eine Freude. Ansonsten wird beides zum Stress. Was zeigt Jesus heute, an der Schwelle des Advent, als einen guten Weg durch diese Zeit der Vorbereitung?
„Was ich euch sage, das sage ich allen: Seid wachsam!“ Jesus kündigt schwere Zeiten an. Aber auch großen Trost und starke Hilfe. Es wird gewaltige Erschütterungen geben. Jesus gebraucht dafür Bilder aus dem Kosmos und der Natur. „Die Sterne werden vom Himmel fallen.“ Stars werden fallen. Die großen Geldversprechungen, die jetzt geplatzt sind, können dazu gerechnet werden. Die Stars von Wallstreet und den Börsen sind zusammengebrochen. Die Götzen des wirtschaftlichen Wachstums stürzen. Es wird nicht weitergehen mit „immer mehr, immer größer, immer mächtiger“!
„Lernt vom Feigenbaum“, sagt Jesus. Lernt von der Natur. Kein Baum wächst in den Himmel. Alles hat seine Zeit: das Wachsen im Frühjahr, das Absterben im Herbst. Alles vergeht, nur Gott bleibt: „Himmel und Erde werden vergehen, aber meine Worte werden nicht vergehen.“ Es ist ein großer Trost in Zeiten der Krise, der Erschütterung, zu wissen und im Glauben festzuhalten, dass es etwas gibt, das hält und Halt gibt, jemanden, der nicht den Schwankungen der Zeit unterworfen ist.
Aber Jesu Wort enthält auch eine große Ermutigung für Krisenzeiten. Anders als so manche Unglückspropheten, die gleich das Ende der Welt gekommen sehen, oder zumindest das Ende der Wirtschaft, erinnert Jesus daran: Ihr wisst nicht, wann wirklich das Ende kommt! Das weiß Gott alleine. Er hat die Zeit in der Hand. Niemand kennt den Tag und die Stunde.
Wir wissen nicht, wann es unsere letzte Stunde sein wird. Und wir wissen nicht, wann es Zeit sein wird, dass die Zeit zu Ende geht. Wir wissen nur eines, das jederzeit Not tut: „Seht euch vor, und bleibt wach!“
Wach bleiben – das ist der Sinn des Advent. Wach werden – das sollte uns in diesen Tagen gelingen. Vielleicht hilft uns die Krise dazu. Wir sollen sein wie Türhüter, die wachen, bis der Hausherr zurückkommt. Er soll uns nicht verschlafen und nachlässig vorfinden, wenn er kommt. Vielleicht klopft Er in diesem Advent besonders an meine Türe. Vielleicht will Er mich neu zur Besinnung bringen. Das wäre eine Chance für mich. Das wäre ein guter Advent. Ein echter Neuanfang!
Jesus sprach zu seinen Jüngern: In jenen Tagen, nach der großen Not, wird sich die Sonne verfinstern, und der Mond wird nicht mehr scheinen; die Sterne werden vom Himmel fallen, und die Kräfte des Himmels werden erschüttert werden.
Dann wird man den Menschensohn mit großer Macht und Herrlichkeit auf den Wolken kommen sehen. Und er wird die Engel aussenden und die von ihm Auserwählten aus allen vier Windrichtungen zusammenführen, vom Ende der Erde bis zum Ende des Himmels.
Lernt etwas aus dem Vergleich mit dem Feigenbaum! Sobald seine Zweige saftig werden und Blätter treiben, wisst ihr, dass der Sommer nahe ist. Genauso sollt ihr erkennen, wenn ihr all das geschehen seht, dass das Ende vor der Tür steht. Amen, ich sage euch: Diese Generation wird nicht vergehen, bis das alles eintrifft. Himmel und Erde werden vergehen, aber meine Worte werden nicht vergehen.
Doch jenen Tag und jene Stunde kennt niemand, auch nicht die Engel im Himmel, nicht einmal der Sohn, sondern nur der Vater. Seht euch also vor, und bleibt wach! Denn ihr wisst nicht, wann die Zeit da ist. Es ist wie mit einem Mann, der sein Haus verließ, um auf Reisen zu gehen: Er übertrug alle Verantwortung seinen Dienern, jedem eine bestimmte Aufgabe; dem Türhüter befahl er, wachsam zu sein.
Seid also wachsam! Denn ihr wisst nicht, wann der Hausherr kommt, ob am Abend oder um Mitternacht, ob beim Hahnenschrei oder erst am Morgen. Er soll euch, wenn er plötzlich kommt, nicht schlafend antreffen. Was ich aber euch sage, das sage ich allen: Seid wachsam!