Pater Erhard Rauch, Generalsekretär der Superiorenkonferenz der männlichen Ordensgemeinschaften Österreichs und Helga Penz, Leiterin des Referats für Kulturgüter der Ordensgemeinschaften und Mastermind des Ordenskalenders 2015.
Pater Erhard Rauch, Generalsekretär der Superiorenkonferenz der männlichen Ordensgemeinschaften Österreichs und Helga Penz, Leiterin des Referats für Kulturgüter der Ordensgemeinschaften und Mastermind des Ordenskalenders 2015.
Büchlein im "Jahr der Orden" listet Patronats- und Gründungstage auf.
Rechtzeitig zum Beginn des "Jahr der Orden" in der kommenden Woche haben die Ordensgemeinschaften Österreich einen "Ordenskalender" herausgegeben. Das Büchlein im A6-Format, das Überblick über die wichtigsten Feste aller 200 in Österreich tätigen Orden gibt, wurde am Mittwoch 19. November 2014 im Wiener Ordenszentrum "Quo Vadis" präsentiert. "Der Kalender versucht, alle Ordensgemeinschaften und Säkularinstitute mit ihren Gründerpersönlichkeiten in die heutige Zeit hineinzunehmen, und zeigt damit deren unglaubliche Vielfalt und Buntheit", erklärte Pater Erhard Rauch, Generalsekretär der Superiorenkonferenz.
Gewöhnlich hat jede Ordensgemeinschaft im Jahresablauf ihren eigenen Festkalender, erklärte Helga Penz, die als Kulturgüter-Referentin der Orden bei der Erstellung federführend war. Bei diesen Eigenfesten ("Propria") werde nicht nur an Vergangenes erinnert. Im Orden bleibe das präsent, so Penz: „ Wenn etwa ein Benediktiner oder Franziskaner heute 'wir' sagt, meint er nicht nur die 30 Mönche im Kloster, sondern damit auch alle Generationen davor. Diese sehr umfassende Identität spiegelt sich in bestimmten Gedenktagen wieder, die die Orden im je eigenen Festkalender feiern."
Die erste Zusammenschau dieser Eigenfeste und Gedenktage - die 300 im Kalender angeführten sind nur eine Auswahl - stellt in der Wochenansicht mittelalterliche bis sehr junge Gemeinschaften direkt nebeneinander. So wird etwa am 19. Dezember an die heilige Elisabeth von Thüringen erinnert; die Zeitgenossin des Franz von Assisi gründete als verheiratete Frau ein Hospital, inspirierte 400 Jahre später die Elisabethinen bei ihrer Ordensgründung und ist auch Patronin des Deutschen Ordens. Am 21. November ist Tag der Sacre-Coeur-Gründerin Sophie Barat, die 1800 mit einer Herz-Jesu-Spiritualität Kontrapunkte zur vernunftfixierten französischen Revolution setzte.
Viele Ordensfeste beziehen sich auf Marienfeiertage, schilderte Penz. Besonders deutlich wird dies am 15. August, an dem alle Zisterzienserstifte ihr Patrozinium feiern. "Zuvor hatte jedes Kloster einen lokalen Heiligen als Hauptpatron. Die Zisterzienser waren die ersten, bei denen der Eintritt nicht ins Kloster, sondern in eine Bewegung erfolgte, für die die Heilige Maria - als ortsübergreifende Universalheilige - als Patronin bestimmt wurde", erklärte die Historikerin. In diesem Sinn seien die Zisterzienser auch als "erster Orden" zu bezeichnen.
Auch für das Auge hält der Kalender einiges bereit - durch seine Abbildungen, die im Kalender vielfach erstmals publiziert wurden. "Die Archivare der Orden haben dazu die vielen kleinen Kostbarkeiten, die hier das Licht der Welt erblicken, aus ihren Depots und Bibliotheken geholt", so Penz über den Entstehungsprozess. Unter den Illustrationen findet sich eine 2011 erstellte Serie einer Fotokünstlerin über die "Suche nach Maria" ebenso wie die aus dem 12. Jahrhundert stammende älteste Überlieferung der Regel des heiligen Benedikts in Handschriftform, die im Stift Melk aufbewahrt wird.
Die 20.000 aufgelegten Kalender werden ausschließlich über die einzelnen Ordensniederlassungen verbreitet, die sie an Freunde, Mitarbeiter und Personal als kostenlose "Gabe" weiterreichen. Gleichzeitig wurde ein Spendenprojekt gestartet, dessen Einkünfte außer für die Deckung der Produktionskosten zwei guten Zwecken dienen: einerseits der Ordensinitiative "Solwodi" - der Verein kümmert sich um Frauen, die Opfer von Menschenhandel, sexueller Gewalt und Ausbeutung geworden sind -, sowie einjährigen freiwilligen Auslandseinsätzen von Jugendlichen mit Ordensgemeinschaften, darunter den Verein "Volontariat bewegt" sowie die Initiative "Missionar auf Zeit".
Ordensgemeinschaften Österreichs: