Familienministerin Sophie Karmasin stand den Jungscharkindern aus Kottes (NÖ) und 1d des GRG 16 Maroltingergasse (Wien) Rede und Antwort.
Familienministerin Sophie Karmasin stand den Jungscharkindern aus Kottes (NÖ) und 1d des GRG 16 Maroltingergasse (Wien) Rede und Antwort.
Was kann man tun, wenn Eltern streiten? Warum gibt es "Spielen verboten"-Schilder? Kinder befragten Familienministerin Sophie Karmasin. Anlass für die ungewöhnliche Fragestunde war das 25-jährige Jubiläum der UNO-Kinderrechtskonvention. Ein Beitrag im "Sonntag".
Nicolaus, 10: Warum wollten Sie Familienministerin werden? Wie viele Stunden arbeiten Sie in der Woche?
Sophie Karmasin: Weil ich Österreich zum familienfreundlichsten Land Europas machen will. Da muss noch vieles verbessert werden: in den Schulen, Kindergärten, was das Geld betrifft und vieles mehr. Die Stunden zähle ich nicht, weil mir die Arbeit Spaß macht.
Lukas, 10: Haben Sie Zeit, mit Ihren Kindern zu spielen?
Meine Kinder sind 11 und 14 Jahre alt, da ist spielen gar nicht mehr so das Thema. Was wir gemeinsam machen, ist essen oder fernsehen. Filme schauen wir gerne. Oder wir gehen in die Stadt, gestern waren wir beim Rathaus und in der Innenstadt spazieren. Ab und zu spielen wir Brett- und Gesellschaftsspiele. So etwas geht sich schon aus, vor allem am Wochenende, da versuche ich nicht zu arbeiten.
Katarina, 11: Warum finden Sie es interessant, sich für andere Kinder einzusetzen?
Wie ich schon gesagt habe, möchte ich Österreich zum familienfreundlichsten Land machen. Dabei ist es wichtig, verschiedene Dinge zu verändern und insbesondere klarzustellen, dass Kinder Rechte haben, und man diese respektieren muss. Ich glaube, das ist ganz wichtig für unser Land, das so wohlhabend ist. Natürlich gibt es Armutsfälle, aber im internationalen Vergleich geht es uns sehr gut. Da gehört es dazu, dass wir die Rechte von Kindern respektieren, die ja schon seit 25 Jahren festgeschrieben sind.
Janis, 10: Finden Sie, dass Kinder spielen und ein bisschen laut sein können, ohne dass sich gleich jemand beschwert?
Ja, selbstverständlich! Kinder müssen laut sein, sie müssen spielen und irgendwo ihrer Kreativität und ihrer Ausdrucksfreude Platz geben. Ich finde es wirklich nicht unserem Wohlfahrtsstaat entsprechend, wenn Spielgeräusche von Kindern als Lärm bezeichnet werden. Glücklicherweise gibt es schon drei Bundesländer (OÖ, Bgld, Stmk; Anmerkung), die sagen, Kinderlärm ist kein Verstoß gegen ein Gesetz, sondern zulässig und kann stattfinden. Und wir wollen, dass in ganz Österreich Kinder spielen und laut sein können. Ich glaube, das ist zumutbar, denn Kinder machen das ja nicht 24 Stunden, sondern meistens ein paar Stunden am Nachmittag. Für mich ist Kinderlärm Zukunftsmusik. Schreit nur, tobt euch aus – das muss drin sein.
Anna, 8 Jahre: Wenn Eltern streiten oder uns anschreien, an wen sollen wir uns wenden?
Grundsätzlich würde ich sagen: Streiten ist erlaubt, wenn es gewisse Grenzen nicht überschreitet, wenn man sich nicht gegenseitig beleidigt, und Gewalt darf nie im Spiel sein. Wenn du das Gefühl hast, das geht zu weit, da ist eine Grenze überschritten, die dir weh tut oder Angst macht, dann rede mit deinen Eltern. Wenn das nicht funktioniert, sprich mit Oma, Opa oder deinen Geschwistern. Such dir Vertrauenspersonen, bei denen du dich öffnen und deine Meinung sagen kannst. Wenn du da niemanden hast oder sie dir nicht zuhören, dann kannst du vielleicht zu einem Lehrer gehen, dem du vertraust, und mit dem reden.
Angelika, 9: Was halten Sie von einem Kinderparlament, wo die Bundesministerin Fragen von Kindern beantwortet?
Das ist eine sehr gute Idee! In Diskussion ist ja schon ein SchülerInnenparlament, vielleicht könnte man das für alle Altersstufen erweitern. Das ist ein Thema, das wir vorantreiben wollen. Eine sehr gute Idee, die werden wir aufgreifen, danke!
Ines, 11: Was können wir tun und an wen können wir uns wenden, wenn wir von Mitschülern gemobbt werden?
Das ist leider ein großes Problem. Ich glaube, das erste Mittel der Wahl ist wieder, mit den Eltern zu sprechen. Dann wäre es am besten, wenn du mit dem Klassenvorstand redest, möglichst neutral, darüber, was du beobachtest, um wen es geht und wie das entstanden ist. Der Lehrer sollte dann mit den betroffenen Kindern sprechen und danach vielleicht mit den Eltern. Ich glaube, ganz wichtig ist es, gut hinzuschauen, wo andere Kinder verletzt, beleidigt, abgewertet werden. Vielleicht traust du dich sogar, mit denen, die das auslösen, zu sprechen. Du könntest dir andere Kinder suchen, die das auch so sehen, und diejenigen, die das machen, zur Rede stellen. Wenn das nicht funktioniert, sprich mit dem Lehrer.
Zara, 10: Oft werden Kinder wegen einer anderen Herkunft benachteiligt. Was sagen Sie dazu?
Das ist natürlich abzulehnen. Es ist schrecklich, wenn Kinder wegen einer Tatsache, die sie nicht ändern oder beeinflussen können, diskriminiert, abgewertet, vielleicht sogar gemobbt werden. Dagegen müssen wir auftreten. Wenn du das bemerkst, dann sprich das in der Klasse an oder rede mit der Lehrerin.
Leo, 9: Wieso werden wir nicht um unsere Meinung gefragt, wenn Kinderspielplätze gebaut werden?
Das ist nicht gut, muss man ehrlich sagen. In der Gemeinde oder im Bezirk müssten die Verantwortlichen in Dialog treten mit den Bürgerinnen und Bürgern – da gehören die Kinder auch dazu. Es gibt Orte, wo das funktioniert. Wenn nicht, könnt ihr auf das Bezirksamt gehen und eure Rechte einfordern. Es ist wichtig, dass ihr wisst: Ihr habt Rechte und ihr dürft eure Meinung sagen. Wartet nicht, dass alles von selbst passiert, sondern steht auf, wendet euch an die richtige Person, sagt eure Meinung und fordert eure Rechte ein.
Die Kinderpressekonferenz fand am 17. November in Wien statt, Organisator war die Katholische Jungschar Österreichs.
Die UN-Kinderrechtskonvention formuliert weltweit gültige Grundwerte im Umgang mit Kindern und fordert, Kinder als eigenständige Persönlichkeiten wahrzunehmen. Am 20. November 1989 wurde die Kinderrechtskonvention von der Generalversammlung der Vereinten Nationen verabschiedet. Alle Staaten haben die Konvention ratifiziert (Österreich: 1992) mit Ausnahme der USA, Somalias und des Süd-Sudan.
Die Konvention beruht auf vier Prinzipien:
Die Katholische Jungschar Österreichs setzt sich für Kinderrechte ein: www.jungschar.at