Kardinal Christoph Schönborn, der evangelisch-lutherische Bischof Michael Bünker und der serbisch-orthodoxe Bischof Andrej Cilerdzic diskutierten über ihren persönlichen Glauben und wie sie von Kindheit an kirchlich geprägt wurden - oder auch nicht.
Kardinal Christoph Schönborn, der evangelisch-lutherische Bischof Michael Bünker und der serbisch-orthodoxe Bischof Andrej Cilerdzic diskutierten über ihren persönlichen Glauben und wie sie von Kindheit an kirchlich geprägt wurden - oder auch nicht.
Kardinal Schönborn diskutierte mit evangelisch-lutherischem Bischof Michael Bünker und serbisch-orthodoxem Bischof Andrej Cilerdzic über persönliche Glaubenserfahrungen.
Ökumenisches Gipfeltreffen in Wr. Neustadt: Kardinal Christoph Schönborn, der evangelisch-lutherische Bischof Michael Bünker und der serbisch-orthodoxe Bischof Andrej Cilerdzic diskutierten bei einem Podiumsgespräch über ihren jeweils persönlichen Glauben und wie sie von Kindheit an kirchlich geprägt wurden - oder auch nicht. Einig waren sich die drei Bischöfe darüber, wie wichtig religiöse Erfahrungen von Kindheit an sind.
Er habe es im Nachhinein als schmerzlich empfunden, dass seine Eltern mit ihm in der Kindheit nie in die Kirche gegangen seien, sagte Schönborn: "Ich habe kein religiöses Erlebnis meiner Kindheit in Erinnerung, das ist mir erst kürzlich schmerzlich bewusst geworden." Auch an Erstkommunion und Firmung könne er sich nicht erinnern und so habe er sich erst als Jugendlicher aktiv für den Glauben interessiert und erste religiöse Erfahrungen gemacht. Schönborn: "Eine Kindheit ohne Religion ist eigenartig, deswegen kann ich nur an alle appellieren, mit den eigenen Kindern in die Kirche zu gehen."
Als Kind einer evangelischen Pfarrerfamilie habe er schon seit der frühesten Kindheit Kontakt mit dem christlichen Glauben gehabt, betonte hingegen Bischof Bünker. Als prägende Erinnerungen seien ihm die Bilder von Krippe und Kreuz aber auch die Geschichten und Erzählungen von Jesus im Gedächtnis geblieben, so Bünker. In seiner Jugend und Studienzeit hätten ihn insbesondere das Christusverständnis Dietrich Bonhoeffers aber auch Begegnungen mit dem Katechismus und Luthers Erklärung des Glaubensbekenntnisses geprägt. In der persönlichen Beziehung zu Jesus gehe es nicht um den "schnellen Erfolg", sondern vielmehr um das Begleiten "Schritt für Schritt". Er habe durch Jesus ein tiefes Vertrauen in das eigene Leben: "Es muss nicht alles gelingen, weil es schon gelungen ist", so Bünker.
Die Freundschaft zu Jesus Christus sei ein zentraler Punkt seines persönlichen Glaubens, bekannte auch Kardinal Schönborn: "Niemand hat mich jemals so angeschaut wie Jesus. In seinem Blick erkenne ich niemals irgendeinen Vorwurf, sondern nur Freundschaft." Für ihn, so der Kardinal, sei die christliche Moral deswegen auch kein "Katalog" voller Verbote und Gesetze, sondern vielmehr tiefer Ausdruck der Freundschaft Jesu zu den Menschen.
"Der Christus, den ich als Kind kennengelernt habe, ist heute immer noch derselbe", sagte Bischof Cilerdzic. Der Religionsunterricht sowie eine starke Prägung durch das Elternhaus hätten ihn schon sehr früh zu Jesus Christus geführt. Wichtig sei ihm damals wie heute der ökumenische Gedanke. "Ich habe in meiner Kindheit katholische und evangelische Gottesdienste besucht und eine Zeit lang sogar ministriert, aber das Gefühl war immer dasselbe", so Cilerdzic. Man müsse zwar auf der einen Seite die Theologie verstehen, dürfe aber niemals den einfachen betenden Menschen aus den Augen verlieren, denn aus ihnen könne man am meisten lernen, zeigte sich Cilerdzic überzeugt.
Das Podiumsgespräch zum Thema "Von Jesus leben lernen" am Mittwochabend im katholischen Bildungszentrum St. Bernhard in Wiener Neustadt fand im Rahmen der gleichnamigen Veranstaltungsreihe statt. Jeweils drei Personen aus Politik, Kirche oder Gesellschaft erzählen darin ihre jeweils ganz persönlichen Erfahrungen mit dem christlichen Glauben. Organisiert wird die Veranstaltungsreihe von der Katholischen Aktion in Kooperation mit dem Bildungszentrum St. Bernhard.