Nach dem angekündigten Rückzug der USA aus dem Pariser Klimaabkommen hagelt es weltweit harsche Kritik.
Nach dem angekündigten Rückzug der USA aus dem Pariser Klimaabkommen hagelt es weltweit harsche Kritik.
Nur Chefstratege Steve Bannon und Leiter der US-Umweltbehörde EPA, Scott Pruitt, hochzufrieden.
Die katholische Bischofskonferenz der USA (USCCB) hat empört auf den von US-Präsident Donald Trump angekündigten Rückzug aus dem Pariser Klimaschutzabkommen reagiert. "Präsident Trumps Entscheidung wird den Menschen in den Vereinigten Staaten und der Welt Schaden zufügen, insbesondere den ärmsten, schutzbedürftigsten Gemeinschaften", betonte der Leiter des USCCB-Referats "Justice - Peace - Human Development", Bischof Oscar Cantu, am Donnerstag, 1. Juni 2017 in einer Pressemitteilung der USCCB.
Die Auswirkungen des Klimawandels seien "bereits jetzt erfahrbar in einem Anstieg des Meeresspiegels, dem Schmelzen von Gletschern, heftigeren Stürmen und häufigeren Dürren". Die Bibel bestätige den Wert der Bewahrung der Schöpfung - einem Wert, dem die Pariser Vereinbarung nachkomme. Er könne "nur hoffen", dass Trump konkrete Wege vorschlage, wie die USA ihrer globalen Umweltverantwortung nachkommen würden, betonte Bischof Cantu.
Zusammen mit Papst Franziskus und der gesamten katholischen Kirche sähen die Hirten die Pariser Vereinbarung "als einen wichtigen internationalen Mechanismus zur Förderung der Verantwortung für die Umwelt und Förderung des Klimaschutzes". Der Ausstieg sei "zutiefst beunruhigend".
Präsident Trump hatte am Donnerstagbend nicht nur den Rückzug aus der Klimavereinbarung erklärt, sondern er erteilte auch dem nationalen Klimaplan Barack Obamas eine Absage. Damit wollten die USA bis 2025 die CO2-Emissionen um 26 bis 28 Prozent abbauen. Der Präsident ignorierte auch die Warnung von Kurienkardinal Peter Turkson, der am Mittwoch an der Georgetown University in Washington die ethische Dimension der Klimapolitik hervorhob: "Die Wahrheit ist, dass Klima ein globales öffentliches Gut ist und nicht auf irgendein Land, irgendeine Nation beschränkt werden kann."
Fraglich blieb, ob Trump sein Versprechen an den Papst einlöste, die Umweltenzyklika "Laudato si" zu lesen, die Franziskus ihm beim Treffen im Vatikan geschenkt hatte. Nach dem Besuch im Mai gab sich der Präsident noch unentschieden. Franziskus hatte die 30-minütige Privataudienz genutzt, ebenso nachdrücklich wie vergeblich ein Festhalten am Klimakompromiss zu fordern.
Trump scherte sich nicht um den weltweiten Appell von Regierungen und Umweltschützern, das Pariser Abkommen nicht aufzukündigen. Einer der innovativsten Unternehmer der USA, Tesla-Gründer Elon Musk, machte nach der Entscheidung mit seiner Drohung ernst und kehrte dem Wirtschaftsbeirat im Weißen Hauses den Rücken.
Dagegen zeigten sich Chefstratege Steve Bannon und der Leiter der US-Umweltbehörde EPA, Scott Pruitt, hochzufrieden mit dem Ausgang des internen Kräftemessens mit Ivanka Trump und anderen Befürwortern des Klimaabkommens.
Für den Umweltaktivisten und Autor Bill McKibben ist der Rückzug Trumps "eine unglaublich dumme Entscheidung", die die USA nicht nur unter ihren Verbündeten, sondern in der ganzen Welt isolieren werde: "Es gibt keinen Klimawissenschaftler in der Welt, der seine Argumente für sinnvoll hält."
US-"Think Tanks" haben berechnet, der Rückzug der USA aus den Klimaverpflichtungen werde bis zu drei Milliarden Tonnen zusätzliche CO2-Belastung in der Atmosphäre freisetzen. Umweltschützer befürchten zudem einen Domino-Effekt auf andere Staaten.
Große US-Unternehmen wie Walmart, Starbucks und Goldman Sachs folgen dagegen schon seit Jahren einem Kurs unabhängig von der Regierung. Sie haben ehrgeizige Klimaziele formuliert und stellen ihre Produktionsabläufe auf erneuerbare Energien um.
Brian Deese, der Ex-Präsident Barack Obama in Klimafragen beriet, meinte, Trump verlasse das Pariser Abkommen zu einer Zeit, da gerade die globalen Regeln umgeschrieben werden. Die Umwelttechnologie sei der "am schnellsten wachsende Sektor unserer Wirtschaft".
Einen eigenen Weg kündigen auch die Stadtoberen von US-Metropolen an. New Yorks Bürgermeister Bill de Blasio sieht in der Trump-Entscheidung einen "Dolch direkt auf das Herz gerichtet". Das Pariser Abkommen sei der größte Fortschritt seit Jahren gewesen. "Wir nehmen die Sache jetzt in die eigenen Hände."
Aus der katholischen Kirche Deutschlands kommt ebenfalls scharfe Kritik am Ausstieg der USA aus dem Pariser Klimaabkommen. Die Ankündigung von Präsident Trump, die Vereinbarungen zur Reduzierung des CO2-Ausstoßes aufzukündigen, sei auch für das Umwelt-Engagement der Kirchen ein "Schlag ins Gesicht", erklärte das Zentralkomitee der deutschen Katholiken (ZdK) am Freitag in Bonn.
"Es irritiert uns sehr, dass die USA als weltweit zweitgrößter Verursacher von Treibhausgasen sich in diesem zentralen Punkt nun ein Stück weit ihrer Verantwortung für das globale Gemeinwohl entziehen und sich beim Klimaschutz gegen die versammelte internationale Staatengemeinschaft stellen", so der ZdK-Sprecher für "Nachhaltige Entwicklung und Globale Verantwortung", Peter Weiß.
Es sei bedauerlich, dass Papst Franziskus den US-Präsidenten bei dessen Besuch im Vatikan in der vergangenen Woche nicht habe umstimmen können. "Ich bin überzeugt, dass sich die USA mit dieser Entscheidung am Ende selbst am meisten schaden werden - sowohl ökonomisch als auch außen- und sicherheitspolitisch", betonte Weiß.
Der Bamberger Erzbischof Ludwig Schick rief auf seinem Twitter-Account dazu auf, den Klimaschutz nicht zu vernachlässigen. "Jetzt erst recht!", schrieb Schick, der in der Deutschen Bischofskonferenz die Kommission Weltkirche leitet. Die Armen von heute und die Generationen von morgen dürften "um Gottes Willen" nicht im Stich gelassen werden.