Der Klimawandel stelle für die Bauern in den Entwicklungsländern eine ganz massive Bedrohung dar: "Es gibt Szenarien, die zeigen, dass rund die Hälfte der Anbaufläche für Kaffee in den nächsten Jahrzehnten verschwinden wird, wenn es so weitergeht."
Der Klimawandel stelle für die Bauern in den Entwicklungsländern eine ganz massive Bedrohung dar: "Es gibt Szenarien, die zeigen, dass rund die Hälfte der Anbaufläche für Kaffee in den nächsten Jahrzehnten verschwinden wird, wenn es so weitergeht."
Geschäftsführer von "Fairtrade Österreich", Kirner, im "Der Sonntag"-Interview: Zur Qualität eines Produktes gehört auch, unter welchen Umständen es produziert wurde.
Zur Qualität eines Produktes gehört auch, unter welchen Umständen es produziert wurde. Das betonte Hartwig Kirner, Geschäftsführer von "Fairtrade Österreich", im Interview in der aktuellen Ausgabe der Wiener Kirchenzeitung "Der Sonntag". Rund 40 Euro gibt ein Österreicher im Schnitt pro Jahr für Fairtrade-Produkte aus. Luft nach oben ortete Kirner u.a. bei kirchlichen Institutionen und er wies auf den direkten Zusammenhang von Klimawandel und Lebensbedingungen der Kleinbauern in den Entwicklungsländern hin.
Hinsichtlich der Produktionsbedingungen nannte Kirner ein Beispiel: "In Westafrika gibt es noch immer schwierige Arbeitsbedingungen, auch das Thema der Kinderarbeit und zu geringe Preise für die Bauern. Wenn ich jedes Mal beim Kakao- oder Schokoladekonsum daran denken muss, dass Menschen ausgebeutet werden, habe ich kein gutes Gefühl. Wenn ich aber weiß, dass sich eine Organisation darum kümmert, die Situation zu verbessern, ist das Gefühl besser, dadurch steigt auch die Qualität des Produkts."
Zwar sei die Idee von Fairtrade Österreich im kirchlichen Umfeld stark verankert, man müsse aber leider sagen, "dass oftmals gerade in kirchlichen Institutionen der Preis eine sehr dominante Rolle spielt", so Kirner: "Wir sehen bei zahlreichen Pfarrcafes, dass Fairtradekaffee verwendet wird, das finde ich wirklich großartig. An alle, die das nicht tun, möchte ich appellieren: Bitte denken Sie dran, der Mehrpreis ist wirklich nicht sehr hoch, andererseits profitieren Menschen unmittelbar von dem Produktausschank, den Sie da tätigen und nicht nur über die Spenden, die lukriert werden."
Zur Frage, wie viel mehr ein fair gehandeltes Produkt kostet, erläuterte der Fairtrade-Geschäftsführer: "Das ist unterschiedlich: Bananen zum Beispiel sind sehr rohstofflastig. Dadurch ist der Endverbraucherpreis relativ hoch. Bei Schokoladeprodukten, wo die Verarbeitung eine große Rolle spielt, ist der Rohstoffanteil gering. Das heißt, der Mehrpreis ist auch etwas geringer, den Fairtrade verursacht." Grundsätzlich wolle er festhalten, dass die Bauernorganisationen für jedes Fairtradeprodukt einen Mindestpreis bekommen, der zumindest die Produktionskosten abdecken soll. Zusätzlich gebe es immer eine vom Marktpreis unabhängige Fairtradeprämie, die etwa zehn Prozent des Einstandspreises bei den Bauern ausmacht.
Die Coronakrise habe viele Menschen wachgerüttelt, zeigte sich Kirner weiters überzeugt: "Wenn jetzt jemand sagt, wir können uns keine Maßnahmen gegen Klimaschutz, gegen globale Armutsbekämpfung leisten, würde ich entgegenhalten, im Gegenteil, wir können es uns nicht leisten, dass wir das nicht machen." Wirksame Maßnahmen gegen den Klimawandel würden zwar das Opfer erfordern, aber bei weitem nicht so deutliche, wie jetzt in der Coronakrise: "Ich hoffe, dass wir die Lehren daraus gezogen haben, dass man gegen eine Krise vorgeht, die die gesamte Menschheit bedroht."
Auch der Klimawandel stelle für die Bauern in den Entwicklungsländern eine ganz massive Bedrohung dar: "Es gibt Szenarien, die zeigen, dass rund die Hälfte der Anbaufläche für Kaffee in den nächsten Jahrzehnten verschwinden wird, wenn es so weitergeht. Kaffee wächst in sehr hohen Lagen. Das sind generell immer Grenzlagen, wo viel schiefgehen kann, wenn das Wetter plötzlich nicht mehr stimmt." Hier bestehe wirklich die Gefahr, dass viele Bauern keine Existenzgrundlage in Zukunft mehr haben.
"Fairtrade Österreich" wird von wichtigen Playern der Zivilgesellschaft unterstützt - darunter viele kirchliche wie die Dreikönigsaktion der Katholischen Jungschar, die Caritas, die Katholische Frauenbewegung, die Katholische Jugend, "Jugend Eine Welt" oder "Horizont3000". Den Vorsitz im Vorstand des Gütesiegel-Vereins hat seit 2007 Pfarrer Helmut Schüller, ehemals Caritas-Präsident und Generalvikar der Erzdiözese Wien, inne.
Der Umsatz von Fairtrade zertifizierten Produkten in Österreich stieg im Jahr 2019 um 5 Prozent auf 351 Millionen Euro. Der Fairtrade-Umsatz verteilte sich prozentuell auf Schokolade/Süßwaren (42 Prozent), Bananen (19 Prozent), Kaffee (15 Prozent), Säfte und alkoholfreie Getränke (10 Prozent), Baumwolle (5 Prozent), Rosen (4 Prozent), Grundnahrungsmittel (5 Prozent).