Die kleine syrische Gemeinde Qalat Siman ist jener Ort, an dem der Heilige Simeon der Stylit, der erste christliche Säulenheilige, wirkte und im Jahr 459 starb.
Die kleine syrische Gemeinde Qalat Siman ist jener Ort, an dem der Heilige Simeon der Stylit, der erste christliche Säulenheilige, wirkte und im Jahr 459 starb.
Das christliche kulturelle Erbe Syriens hat durch den Krieg dramatische Verluste erlitten. Hintergrundbericht von Erich Leitenberger, Pressesprecher der Ökumenischen Stiftung "Pro Oriente".
Das christliche kulturelle Erbe Syriens hat durch den Krieg dramatische Verluste erlitten. Betroffen sind sowohl Gebäude - vor allem Kirchen und Klöster - als auch bewegliche Werte wie Ikonen und Manuskripte. Die Zerstörung durch Waffeneinwirkung geht Hand in Hand mit Raubzügen der islamistischen Gruppierungen, die kostbare Ikonen und illustrierte Bibelhandschriften sowie theologische Traktate zu hohen Preisen an Kunsthändler aus dem Westen verkaufen und so ihre Umtriebe finanzieren.
Die Beiruter Zeitung "As Safir" bezeichnet das Gebiet der sogenannten "Toten Städte" im nördlichen Kalksteinmassiv in den Provinzen Idlib und Aleppo als besonders gefährdet. In diesem Gebiet befinden sich die Ruinen hunderter Kirchen und Klöster aus spätrömischer und byzantinischer Zeit. Diese Sakralbauten hatten in ihren Grundstrukturen die Jahrhunderte überdauert. Sie sind außerordentlich wichtige Zeugnisse der Entwicklung der christlichen Architektur von ihren Anfängen an.
Von besonderer Bedeutung sind etwa die Basiliken von Qalb Lozeh, Serjilla und Qalat Siman. Die kleine Gemeinde ist jener Ort, an dem der Heilige Simeon der Stylit, der erste christliche Säulenheilige, wirkte und im Jahr 459 starb.
Nach Angaben von "As Safir" wird die Simeonsbasilika als Trainingsanlage für die islamistische Miliz "Liwa al-Tawhid" (Brigade des Monotheismus) missbraucht, was zu dramatischen Schäden geführt habe. Die Beiruter Zeitung zitiert einen Bericht der syrischen Museumsverwaltung, wonach eine Rebellengruppe in der Region von Jisr al-Shugur zwei Kirchen und ein Kloster angegriffen und in Idlib elf besonders kostbare Ikonen gestohlen hat.
Aber nicht nur die architektonischen Zeugnisse der christlichen Glanzzeit Syriens vom 3. bis zum 13. Jahrhundert sind bedroht. Auch Kirchen aus jüngerer Zeit werden angegriffen und zerstört. In Aleppo waren etwa die armenisch-katholische Kathedrale, die syrisch-orthodoxe Kathedrale, die lateinische Kathedrale und die armenisch-apostolische Kathedrale Ziele von Raketenangriffen.
In der Altstadt von Homs wurden während der vorübergehenden Herrschaft der islamistischen Rebellenorganisationen einige besonders wertvolle christliche Gotteshäuser geplündert und schwer in Mitleidenschaft gezogen. Dieses Schicksal betraf z.B. die Marienkirche des Heiligen Gürtels (Kanisa Umm az-Zinnr), die über einer Untergrundkirche steht, die auf das Jahr 50 nach Christus, also auf apostolische Zeit, zurückgeht, aber auch die 40-Märtyrer-Kirche und die griechisch-katholische Kathedrale.
Für die armenischen Christen besonders schmerzlich sind die Vorgänge in Der-ez-Zor. Die Gedächtniskirche für die armenischen Opfer des ab 1915 inszenierten Völkermords im Osmanischen Reich wurde von den IS-Terroristen nach ihrem Einmarsch in Der-ez-Zor völlig zerstört, was die Verbrecher auch in einem Video dokumentierten.
Der-ez-Zor hat für die Armenier in aller Welt hohe symbolische Bedeutung, weil diese Stadt - damals eine heruntergekommene Wüstenfestung ohne jede Infrastruktur - während des Völkermords der Bestimmungsort der Deportierten aus allen Teilen Anatoliens war, soweit sie nicht schon auf dem Weg dorthin liquidiert wurden. In den KZs rund um Der-ez-Zor kamen zwischen 150.000 und 400.000 Armenier ums Leben.
Der Bau der Gedächtniskirche - ein eindrucksvoller Zentralbau - und des angeschlossenen Museums begann im Stadtteil Rashidiya im Dezember 1989 und dauerte rund ein Jahr. Am 4. Mai 1991 wurde die Kirche vom damaligen armenisch-apostolischen Katholikos von Kilikien, Karekin II., feierlich geweiht. Seither pilgerten jedes Jahr am 24. April - dem Gedenktag an den Beginn des Völkermords im Osmanischen Reich im Jahr 1915 - zehntausende armenische Christen aus aller Welt nach Der-ez-Zor, um der Opfer des Genozids zu gedenken und für sie zu beten.
Der Gesamtkomplex der Gedächtniskirche und des Museums in Der-ez-Zor war eine der weltweit eindrucksvollsten armenischen Gedenkstätten. Zu dem Komplex gehörte unter anderem die "Wand der Freundschaft", deren bildnerischer Schmuck aus Arabesken und armenischen Motiven die engen Beziehungen zwischen Armeniern und Arabern symbolisieren sollte.
Von all dem dürfte nichts mehr vorhanden sein. Aus Der-ez-Zor gebe es, so "As Safir", noch ein weiteres Video, in dem Milizionäre von "Liwa Ansar al-Sunna" (Brigade der Verteidiger der Sunna) zu sehen sind, wie sie mit einem Antiquitätenhändler über den Verkaufspreis für von ihnen aus Kirchen der Stadt gestohlene Messbücher und Manuskripte feilschen. Und ausführlich geht "As Safir" dann auf die Situation der vielen Klöster im Qalamoun-Gebirge ein, das Schauplatz erbitterter Kämpfe zwischen Islamisten und Regierungsarmee war.
Dabei wird insbesondere die Situation in Maaloula beschrieben, wo u.a. das St.Thekla-Kloster angezündet und das Grab der Heiligen geschändet wurde. Nach der Wiedereroberung des Städtchens durch die Regierungsarmee und der Rückkehr der Bewohner begannen die Bemühungen, die von den Rebellen gestohlenen Ikonen und Sakralgefäße wiederzuerlangen. Manches davon war in dem benachbarten Städtchen Arsal im Libanon gelandet.
In der Region liegen auch die berühmten Klöster Mar Musa und Qarah. Mar Musa wurde von dem italienischen Jesuiten Paolo Dall'Oglio revitalisiert, der Konvent des heiligen Jakobs des Persers in Qarah von der libanesischen Karmelitin Agnes-Mariam de la Croix wiedererrichtet. Auch diese beiden heiligen Stätten waren Ziele von Plünderfahrten der Rebellen.