Das neue Jungscharteam: Die „Bürofrauschaft“ mit den neu gewählten ehrenamtlichen Vorsitzenden im Vordergrund.
Das neue Jungscharteam: Die „Bürofrauschaft“ mit den neu gewählten ehrenamtlichen Vorsitzenden im Vordergrund.
Seit 70 Jahren lernen Kinder und Jugendliche dort ein respektvolles und partnerschaftliches Miteinander auf Augenhöhe. – Der SONNTAG gratuliert dazu herzlich!
Wenn ich an meine Jungscharzeit zurückdenke, dann fällt mir als erstes immer das Sternsingen ein“, erzählt Judith Pühringer, die von 1984 bis 1998 Jungscharkind und Jungscharleiterin in der Pfarre St. Gertrud in Wien-Währing war. Heute ist sie Geschäftsführerin von arbeit plus – einem Netzwerk von Sozialen Unternehmen.
„1984 war ich acht, und mehr noch als das Sternsingen faszinierten mich die Jungscharstunden: das Erleben einer regelmäßigen Gruppe an Gleichaltrigen, außerhalb der Schule, begleitet von Jugendlichen, wo all das gut aufgehoben war, worum es gerade ging: um unser alltägliches Leben und was sich gerade so abspielt: in der Welt, in der Politik, in der Schule, in der Umwelt, mit den Eltern, in uns selbst. Es ging ums Lernen, dieses Leben in allen Dimensionen zu reflektieren, zu diskutieren, sich eine Meinung zu bilden, diese auch zu sagen und: Spaß zu haben und zu spielen. Ohne Zweck, ohne Noten und ohne Zielvorgabe. Was nie wichtig war: dass irgendwer irgendwas besonders gut kann. Oder dass irgendwer was Bestimmtes leistet.
Und ich erinnere mich gerne an die vielen Sommer in einem verschlafenen Dorf am Ende der Welt irgendwo in Niederösterreich. Ein kleines altes Haus mit einem Dach über dem Kopf für uns vierzig oder fünfzig Kinder beim Essen, beim Regen und wenn jemand krank war. Den Rest der Zeit waren wir vierzehn Tage nonstop im Freien: auf der Wiese, bis zum Hals im Bach und in der Nacht im Wald.“
Das ist es vielleicht, was Jungschararbeit bis heute so spannend macht: Kinder und Jugendliche bei ihrem Start ins Leben zu begleiten. Das war auch schon die Intention von Jungschar-Gründerin Willy Lussnigg, die 1947 erstmals das ganzheitliche Lernen und Erleben der Kinder in den Mittelpunkt stellte: Neben der gemeinsamen Glaubenspraxis, dem Gebet und etwas Belehrendem, spielten Gesang, Spiel und Bewegung eine wichtige Rolle. Die dahinter stehende Idee klingt heute einfach, war damals aber etwas völlig Neues: Katholisch sein sollte nicht gelehrt, sondern in den Beziehungen zu Gleichaltrigen und über das Vorbild des/der Gruppenführer/in erlebt werden.
Viel wurde seither geplant, ausprobiert, wieder verworfen, neu überlegt. Natürlich auch in unzähligen Arbeitskreisen und Planungssitzungen abgestimmt. Seit fast zwei Jahrzehnten bekommen die künftigen Jungscharleiter in Form der Sommerkurse nun auch ein methodisches Rüstzeug mit auf den Weg. Und seit genau einem Jahr arbeitet die Jungschar in der Erzdiözese gemeinsam mit Ministranten und Katholischer Jugend als „Junge Kirche“ zusammen. Geblieben ist das „innere Feuer“ für die Jugendarbeit.
Von 22. bis 23. April haben sich auf der Burg Wildegg zum zweiten Mal 45 Gruppenleiter/innen aus der ganzen Erzdiözese zur Vollversammlung der Katholischen Jungschar getroffen. Neben inhaltlichem Austausch zu Themen der kinderpastoralen Arbeit in der Pfarre gab es vor allem Zeit für Vernetzung und Austausch mit Gleichgesinnten.
Am letzten Sonntag wurden die neuen ehrenamtlichen Mitglieder der Wiener Jungschar-Diözesanleitung gewählt, die für eine Periode von zwei Jahren die Geschicke der Katholischen Jungschar in der Erzdiözese Wien leiten werden.
Als designierte Vorsitzende warten nun Veronika Schippani, Valentina Steigerwald und Albert Schleidt auf die Bestätigung durch Kardinal Christoph Schönborn. Und Veronika meint: „Heute wie vor 70 Jahren gilt, was auch im Jungschar-Manifest prominent festgehalten ist: Jungschar ist eines der besten Dinge, die Kindern ‚passieren‘ können. Wir werden in den nächsten zwei Jahren viel Energie investieren, damit das auch in 70 Jahren immer noch so ist!“
Eigentlich war zu Beginn der Vollversammlung eine große Party auf der Jungscharburg Wildegg geplant, die aber den Wetterkapriolen (Die Jubiläumsparty versank im Schnee!) zum Opfer fiel.
Deshalb sind alle Freunde der Jungschar und ehemaligen Jungscharleiter am 27. Mai zum Jubiläumsfest auf der Burg eingeladen.
Infos unter wien.jungschar.at/70-jahre-js/
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