Generalsekretär Bernd Wachter hält die Schließung der Mittelmeerroute für ein „Ding der Unmöglichkeit“.
Generalsekretär Bernd Wachter hält die Schließung der Mittelmeerroute für ein „Ding der Unmöglichkeit“.
Papst Franziskus spricht von einer „zerbeulten Kirche“, die sich die Hände schmutzig macht. Für die Caritas nimmt sich der Generalsekretär der Caritas Österreich, Bernd Wachter, diese Aussage zum Vorbild. In einer Zeit, in der täglich Menschen im Mittelmeer ertrinken, Nichtregierungsorganisationen für ihren Einsatz kritisiert werden, sucht Wachter nach Lösungen.
Integration war für Bernd Wachter bereits als Maturant ein Thema. Er gab einem türkischen Schüler im Ländle ehrenamtlich Deutsch-Nachhilfe. Und hat bis heute mit ihm Kontakt.
Zur Katholische Medien Akademie kam er wegen des Werbespruchs „Opfern ein Gesicht geben“. Dieser Slogan begleitet ihn bei der Caritas Arbeit.
„Wichtig ist die Hilfe von Angesicht zu Angesicht. Hilfe zur Selbsthilfe ist das Caritas Prinzip“, sagt Wachter. Egal ob sie zu pflegen sind, oder kein Dach über dem Kopf haben: Es geht immer um Menschen.
Als Generalsekretär der Caritas Zentrale ist Bernd Wachter zuständig für Strategie und Unterstützung der diözesanen Caritas Organisationen. Bei Wachter geht es um „Stabilität und Professionalität“ in der Organisation.
„Die Caritas ist vor allem eine Freiwilligenorganisation. Wir haben über 40.000 Menschen, die sich freiwillig einbringen, das ist für uns ein unglaublicher Schatz. Die Caritas ist nie alleine.“
Wachter steht an der Schaltstelle der Caritas. Er weiß auch um die Basisarbeit umfassend Bescheid. Er hat selbst etwa in Innsbruck den „Vinzibus“ für Obdachlosenarbeit mit aufgebaut und ist in der Anfangszeit auch mitgefahren.
„Ich habe in der Caritas selber viele Projekte und Initiativen von der Pike weg mitentwickeln dürfen. Mir ist vor allem die Bodenhaftung in der Arbeit wichtig.“
Die Caritas als Nichtregierungsorganisation hilft nicht nur Menschen, sondern äußert sich auch zu politischen brisanten Themen.
Hürden in dieser Arbeit zeigen sich laut Wachter täglich: „Es wird viel und auf hohem Niveau gejammert. Es bewegt sich viel mehr, als oft wahrgenommen wird. Dass Themen politisch auf die lange Bank geschoben werden, kommt wie ein Bumerang zurück.“
Aus solchen Gründen ist Handeln in der Flüchtlingsbewegung seit zwei Jahren ein zentrales Anliegen für den Generalsekretär. „2015 und 2016 haben uns ordentlich gefordert. Ich war in dieser Hochphase des Durchzugs selber im Lagestab der österreichischen Bundesregierung. Ich habe dort ein enormes Bemühen und eine enorme Professionalität erlebt. Die Situation konnte gemeistert werden. Das sollte auch gesehen werden.“
Kritisch zeigt sich Bernd Wachter zur Forderung, die Mittelmeerroute für Flüchtlinge zu schließen: „Die Mittelmeerroute kann nicht geschlossen werden.“
Nicht nur die Außengrenzen Europas müssen geschützt werden, sagt Wachter. Für ihn geht es hier um mehr: Menschenleben. „Wir müssen jenen Menschen, die an Leib und Leben bedroht sind, die Möglichkeit geben, Europa auf legalem und sicherem Weg zu erreichen. Nur dadurch kann den Schleppern das Handwerk gelegt werden.“
Dass von manchen Seiten Druck ausgeübt wird, ist für Wachter kontraproduktiv: „Bei den Entwicklungshilfebudgets der Bundesregierung mit Drohaspekten zu argumentieren, ist im Hinblick auf die geleisteten Beträge lächerlich. Mir ist aber auch klar, dass das Migrationsthema über die Entwicklungshilfe nicht bewältigt werden kann.“
Bei der Fülle an Herausforderungen und täglicher Arbeit, kommen dem General-
sekretär stille Momente zu Gute. „In Glaubensfragen bin ich ein leiser und stiller Mensch. Vor kurzem war ich im Innenministerium und besuchte im Anschluss an meinen Termin die Minoritenkirche.
Kirchen laden zu Momenten der Stille in besonderer Weise ein. Von Kindesbeinen an habe ich die Kirche als einen lebendigen und positiven Ort erlebt.“
Kernauftrag: „Not zu sehen und zu handeln“
Mehr als 1.600 Orte in Österreich, wo Caritas hilft, bei Pflege, Menschen mit Behinderungen, Hospiz und Sozialberatungsstellen
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