Die Künstlerin von Gabain baute ihre Installation, bestehend aus einem dreiteiligen Tisch, vor Boschs Werk in der Gemäldegalerie der Akademie der bildenden Künste in Wien auf.
Die Künstlerin von Gabain baute ihre Installation, bestehend aus einem dreiteiligen Tisch, vor Boschs Werk in der Gemäldegalerie der Akademie der bildenden Künste in Wien auf.
In Wien lebende US-Künstlerin. Erzbischof Lackner überreichte mit 11.000 Euro dotierte Auszeichnung.
Die in Wien lebende, aus den USA stammende Kerstin von Gabain (38) hat den diesjährigen Kardinal-König-Kunstpreis der Erzdiözese Salzburg erhalten. Erzbischof Franz Lackner überreichte ihr die mit 11.000 Euro dotierte Auszeichnung am Montagabend, 27. November 2017 im Salzburger Bildungszentrum St. Virgil für ihr Werk "Symposium on the dark ages", die Bezug auf Hieronymus Boschs "Weltgerichtstriptychon" nimmt. Die Arbeit von Gabain und Werke aller weiteren 22 nominierten Künstler sind bis 2. Februar im Bildungszentrum ausgestellt.
Kerstin von Gabain übersetzt in ihrem nun prämierten Werk die Emotion und Formensprache des 1504 entstandenen Altarbildes von Bosch in die Gegenwart, erklärte Angelika Nollert, Direktorin von "Die neue Sammlung - The Design Museum" in München und Jury-Mitglied, in ihrer Laudatio. Die Künstlerin baute ihre Installation, bestehend aus einem dreiteiligen Tisch, vor Boschs Werk in der Gemäldegalerie der Akademie der bildenden Künste in Wien auf. "Wie auf einem Seziertisch liegen darauf in sinnlich-fleischlichem Rosa gehaltenen Wachspräparate, die an Knochen, Mark und Fleisch erinnern", so Nollert.
Ausschlaggebend für die Preiszuerkennung war laut der fünfköpfigen Jury die "aktuelle Thematik", der sich die Künstlerin in besonderer Weise widme: "Die Unversehrtheit der menschlichen Existenz ist nicht selbstverständlich". Prekäre Lebenssituationen, Verletzung und Verlust würden von Gabain in Form von wächsernen Gliedmaßen, Kunststoff-Knochenteilen und Bildern von mutierten Konsumgütern visualisiert. "Zwischen zuckerlrosa Verführung und erschreckender Irritation changieren die skulpturhaften Objekte und gleichsam museal vorgeführten Versatzstücke aus Kerstin von Gabains plastischem Repertoire."
Kerstin von Gabain, geboren 1979 in Palo Alto (USA), studierte an der Akademie der bildenden Künste in Wien. Sie arbeitet insbesondere mit Fotografie und Skulptur. Ihre Werke waren u.a. in ihrer Wahlheimat Wien in renommierten Häusern wie der Kunsthalle, der Secession, im MAK oder der Gemäldegalerie der Akademie der bildenden Künste zu sehen.
Der Initiator des Kardinal-König-Kunstpreises, Johannes Neuhardt, bedankte sich bei Erzbischof Lackner für das Engagement bei der Förderung zeitgenössischer Kunst: "Die Kirche braucht die Kunst - und zwar die von heute. Sie kann sich nicht mit der von gestern begnügen, weil auch ihr Auftrag für heute und morgen gilt", so Neuhardt.
Vergeben wird der Kardinal-König-Kunstpreis seit 2005 mit dem Ziel, "Initiativen zur Begegnung und zum Dialog zwischen Künstlerinnen und Künstlern und Kirche" zu fördern. Alle zwei Jahre wird damit ein Werk ausgezeichnet, das "eine für den zeitgenössischen, künstlerischen und gesellschaftlichen Diskurs wichtige Position" darstellen soll, wie es in der Ausschreibung heißt. 2005 ging der Preis an Hans Schabus, danach an das Künstlerduo Nicole Six / Paul Petritsch (2007), Marko Luli (2009), Christian Mayer (2011), Kathi Hofer (2013) und Julia Haller (2015).