Das Kloster in Tibhirine.
Das Kloster in Tibhirine.
Papstbotschaft an Seligsprechungsfeier für 19 Märtyrer: Mutiges Zeugnis ist "Quelle der Hoffnung für katholische Gemeinschaft Algeriens und Same des Dialogs für ganze Gesellschaft".
Den Katholiken in Algerien sei sehr daran gelegen, die Seligsprechung der 19 von Islamisten ermordeten Märtyrer "gemeinsam mit vielen muslimischen Freunden" zu feiern. Das betonte der Erzbischof von Algier, Paul Desfarges, im Zuge der vom Präfekten der vatikanischen Heiligsprechungskongregation, Kardinal Giovanni Angelo Becciu, am 8. Dezember 2018 im Heiligtum Notre-Dame de Santa Cruz auf dem Mont Aidour über Oran vorgenommenen Seligsprechung.
Für viele Muslime seien die in Algerien Mitte der 1990er-Jahre ermordeten katholischen Märtyrer "Brüder und Schwestern, die sie anerkennen und mit Dankbarkeit ehren", so Desfarges. Die Teilnahme an der Feier sei für diese Muslime eine Möglichkeit, darauf zu verweisen, dass es "nicht der Islam ist, der tötet, sondern eine Ideologie, die diese Religion entstellt".
In der jüngsten Geschichte Algeriens habe sich die Gewalt nicht nur gegen die Christen gerichtet, sondern auch gegen die Muslime, wies der Erzbischof weiter hin. Die 19 Märtyrer seien ermordet worden, weil sie ihrem Gewissen treu geblieben seien. Dass erstmals christliche Märtyrer in einem islamisch dominierten Land seliggesprochen werden, zeige, dass auch das offizielle Algerien den Sinn verstanden habe, den die Kirche dieser Feier geben wolle: "Das Zeugnis dafür, dass es möglich ist, zusammenzuleben, als Gläubige an der Seite von Gläubigen zu gehen".
Die Präsenz von staatlichen Repräsentanten und Imamen bei den Feiern zeigt laut Desfarges das "wahre Bild des Islam, den der größte Teil des algerischen Volkes lebe und praktiziere: ein Islam der Toleranz, des Friedens und der Begegnung mit der katholischen Kirche und anderen Religionsgemeinschaften".
Bei der Ankündigung der Seligsprechung hatten die algerischen Bischöfe einen berühmten Satz aus dem geistlichen Testament von P. Christian de Cherge, dem ermordeten Prior von Tibehirine, zitiert: "Ich möchte, dass sich meine Gemeinschaft, meine Kirche, meine Familie daran erinnern, dass mein Leben Gott und diesem Land geschenkt war". Die Bischöfe knüpften daran die Hoffnung, dass die Seligsprechung der 19 Märtyrerinnen und Märtyrer für die Kirche und die Welt ein Appell zum Aufbau einer Gesellschaft des Friedens und der Geschwisterlichkeit sein möge.
Kurienkardinal Becciu erinnerte in seiner Predigt daran, dass die Märtyrer in Algerien die bedingungslose Liebe Gottes zu den Armen und Ausgegrenzten verkündet und ihre Zugehörigkeit zu Christus und zur Kirche bis zum Martyrium bezeugt hatten. Die aus acht verschiedenen Gemeinschaften kommenden Ordensleute hätten in Algerien verschiedene Aufgaben erfüllt, "sie waren stark und ausdauernd im Dienst am Evangelium und an der Bevölkerung, trotz des feindlichen Klimas der Gewalt und Unterdrückung, von dem sie umgeben waren". Bei der Lektüre ihrer Biografien sei man betroffen von ihrer mutigen Entschlossenheit, bis zum Schluss auf ihrem Posten zu bleiben, obwohl ihnen das Risiko bewusst war, so Becciu. "Mit dieser Seligsprechung möchten wir ganz Algerien nur eines sagen: Die Kirche wünscht nichts anderes, als dem algerischen Volk zu dienen und gegenüber allen Liebe unter Beweis zu stellen."
Auch Papst Franziskus hatte die 19 glaubensstarken Männer und Frauen, die in den Jahren 1994-1996 der Gewalttätigkeit der Islamisten zum Opfer fielen, am Samstag beim Angelus-Gebet als "treue Verkünder des Evangeliums, demütige Erbauer des Friedens und heroische Zeugen der christlichen Liebe" gewürdigt. Ihr mutiges Zeugnis sei "Quelle der Hoffnung für die katholische Gemeinschaft Algeriens und Same des Dialogs für die ganze Gesellschaft". Die Seligsprechung möge für alle ein Impuls zum Aufbau einer Welt der Geschwisterlichkeit und der Solidarität sein, sagte der Papst unter stürmischem Applaus.
In einer von Kardinal Becciu in Oran verlesenen Botschaft erklärte der Papst, die katholische Kirche in Algerien wisse sich - "mit der ganzen algerischen Nation" - als Erbin der "großen Botschaft der Liebe", die der Heilige Augustinus, "einer der zahlreichen geistlichen Meister dieses Landes", vorgetragen habe. In dieser Zeit, in der alle Völker die Sehnsucht nach "Zusammenleben in Frieden" verwirklichen wollen, bezeuge die Kirche mit der Seligsprechung, weiterhin für Dialog, Zusammenhalt und Freundschaft einzutreten, hieß es in der Papstbotschaft weiter.
Ausdrücklich dankte der Papst auch dem algerischen Präsidenten Abdelaziz Bouteflika und dessen Mitarbeitern, weil sie die Seligsprechung von Bischof Pierre Claverie und der anderen 18 Märtyrerinnen und Märtyrer auf algerischer Erde möglich gemacht hätten. Die ursprüngliche Hoffnung auf eine persönliche Präsenz von Papst Franziskus bei der Seligsprechung auf dem Mont Aidour über Oran musste im Hinblick auf die innenpolitische Situation Algeriens aufgegeben werden. Präsident Bouteflika, der der Armee nahesteht und das Land seit 20 Jahren führt, ist heute alt und schwer krank. 2019 stehen Präsidentschaftswahlen bevor, niemand kann sagen, wie diese Wahlen vor sich gehen werden.